Es
war der unermüdliche Präsident der Wiener Urania,
Dr. Ludwig Koessler, der die Gründung eines Zweigvereines
in Baden betrieb. Er fand dort bald tatkräftige Förderer
seiner Idee und in den 20er Jahren ging man an die Verwirklichung
dieses Gedankens, eine eigene Ortsgruppe zu gründen.
Am Mittwoch,
dem 17. Oktober 1923 fand die Gründerversammlung im Großgasthof
Petter (Brusatti) statt. Der Senatspräsident HR Burkhart
wurde der Obmann des Vereins, der Vorstand umfaßte damals
18 Mitglieder und es tauchen hier für die Lokalgeschichte
Badens bedeutende Namen auf: NR. Kollmann, Prof. Dr. Rudolf
Malcher, Dr. Sulzenbacher etc., 1929 wurde sogar der akademische
Maler Bilko Schriftführer.
Die erste Veranstaltung
fand am 5. November 1923 im Stadttheater Baden statt. Jeder
konnte dem Vereine beitreten, dessen Ziel die Volksbilung war.
Er hielt sich grundsätzlich von aller Politik fern, er
wollte den Menschen in ihrer Freizeit Belehrung und Unterhaltung
bieten. Die Badener nahmen das Gebotene gerne an. Der Verein
gab eine Monatszeitschrift heraus und zur Intensivierung der
Werbung wurden auch bald die weißen Plakate mit dem charakteristischen
blauen Rand geschaffen. Binnen eines Jahres wurde die Urania
Baden zur stärksten Vereinigung in der Kurstadt, sie zählte
etwa 1.500 Mitglieder.
Was bot die
Urania damals? Besonders beliebt waren die Lichtbildvorträge,
es gab aber auch Filmvorführungen – am 5. November 1931
zeigte die Urania die ersten Tonfilme im Beethovenkino "Stätte
deutscher Arbeit" und "Melodie der Welt" – musikalische
Abende, Dichterlesungen und sehr bald konnten die Badener auch
Fortbildungskurse in Fremdsprachen oder über Astronomie
besuchen.
Einen der ersten
Uraniaabende gestaltete der greise Afrikaforscher HR. Prof.
Dr. Lenz im Festsaal des Gymnasiums. Der Eskimoforscher Christian
Leden, der infolge eines Schiffbruches drei Jahre im arktischen
Gebiet gelebt hatte, berichtete von seinen Abenteuern. Der ehemalige
Chef der deutschen Hochseeflotte Admiral Scheer sprach über
die Seeschlacht vor dem Skaggerak. Es gab Kulturfilme über
den Mount Everest, über einen Flug des Zeppelins über
den Atlantik und über Kronfelds abenteuerliche Segelflüge.
Diese bunte Palette des von der Badener Urania Gebotenen ließe
sich noch lange fortsetzten.
Doch dann brachte
das Jahr 1938 die Auflösung der Vereine – die Urania mußte
ihre Tätigkeit einstellen. Erst 1949 gelang die Neugründung
des Vereines wieder unter dem Patron der Wiener Urania.
So war Baden
die erste Stadt in Niederösterreich, die schon 1949 wieder
eine Urania hatte und am 6. November mit einer gelungenen Werbeveranstaltung
im Lehrsaal der Berufsschule in der Hildegardgasse ihren gelungenen
"Einstand" feierte. Obmann wurde Prof. Hans Macha,
ihn unterstützte AR Alfred Kobl als geschäftsführender
Obmann. Alle an Kunst und Kultur interessierten Bewohner der
Stadt und der Umgebung waren eingeladen, dem auf demokratischen
Ideen aufgebauten Institut ihre Mitarbeit angedeihen zu lassen.
Es war auch ein Weg, am großen kulturellen Wiederaufbau
der Heimat mitzuarbeiten.
Und wieder gab
es im Laufe der Zeit ganz besondere Uraniaabende: die feinsinnige
Lyrikerin Christine Busta, eine Wienerin, las aus ihren Werken,
ebenso der österreichische Dichter Franz Karl Ginzkey -
um nur einige zu nennen.
Infolge des
großen Interesses der Badener für das Universum bot
Prof. Hruby bereits 1950 Vorträge und, an sternenklaren
Abenden, astronomische "Führungen". Im Schuljahr
1966/67 gründete dann OStR. Prof. Gamauf im Rahmen der
Urania die Astronomische Arbeitsgemeinschaft, die bis heute
schon 700 Zusammenkünfte der "Sterngucker" verzeichnen
kann.
Sie sehen, die
Badener Urania entwickelt sich weiter und erfüllt auch
heute noch ihre Aufgabe der Volksbildung auf mannigfaltige Weise
- lesen Sie doch unser aktuelles Angebot!
ROLLETTMUSEUM
Die
Redaktion des VHS Badener Urania Nachrichtenblattes hatte sich
gefragt, wie es zu der intensiven Zusammenarbeit mit dem Rollettmuseum
gekommen ist und wann dieses gedeihliche Miteinander entstand.
Was lag näher, als sich an den Leiter des Rollettmuseums
Baden, Dr. Rudolf Maurer, zu wenden. Hier eine Aufklärung
für alle die es interessiert:
Baden: Großstadt? Kleinstadt? Unsere Stadt!
Das Badener Publikum stellt an seine Kulturprogramme durchaus
großstädtische Ansprüche. Die Badener Kulturszene
bietet auf vielen Ebenen immer wieder großstädtisches
Niveau. Aber dann fehlt vielfach das Publikum! Baden ist eben
doch eine Kleinstadt und hat einfach nicht genügend Bewohner,
um für die vielen, schönen Kulturveranstaltungen ausreichende
Besucherzahlen zur Verfügung zu stellen.
Das war eine meiner ersten Beobachtungen, als ich im Sommer
1995 zum Obmann der Badener Urania gewählt wurde. Logische
Folge: Die Kulturveranstalter müssen enger zusammenarbeiten.
Ich fing dort an, wo ich es am leichtesten tun konnte - mit
dem Rollettmuseum, dessen Chef ich ein Jahr zuvor geworden war.
Seither, also schon fast 20 Jahre lang, werden die Vorträge
und Themenführungen des Museums gemeinsam mit der Urania
angeboten. Für die Urania bringt das ein vermehrtes Angebot
attraktiver Veranstaltungen ohne zusätzliche Personalkosten,
verbilligten Eintritt bei den Museumsveranstaltungen, und immer
wieder werden Museumsfreunde Mitglieder der Urania. Für
das Museum erschließt die Zusammenarbeit ein großes
und interessiertes Publikum und garantiert die Aussendung der
Veranstaltungstermine an rund 400 Freunde und Mitglieder der
Urania. Auch die gegenseitige Bewerbung in den jeweiligen Schaukästen
und auf den Homepages ist nicht zu verachten. Da sich das System
bewährt hat, wurde es beibehalten, auch als vor acht Jahren
meine Urania-Obmannschaft dem Zeitmangel zum Opfer fiel. Und
dass es bis heute ein Erfolgsmodell ist, bewies der jüngste
Museumsvortrag über Erzherzog Rudolf und die Tragödie
von Mayerling - 76 Gäste waren gekommen, um ihr Wissen
auf den neuesten Stand zu bringen, und mehr als ein Drittel
waren Urania-Mitglieder! Übrigens auch Mitglieder des Vereins
Karlstisch-Vestenrohr, mit dem das Rollettmuseum dieselbe Partnerschaft
vereinbart hat. Gleichgültig ob Großstadt oder Kleinstadt:
Es ist vor allem UNSERE Stadt, und jeder freut sich, wenn es
erfolgreiche Veranstaltungen gibt. Also bleiben wir dabei -
ich freue mich schon auf zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer
bei meinem nächsten kulturhistorischen Spaziergang im Mai
mit dem Thema: Weinbaugebiet Römerberg!
Dr. Rudolf Maurer