...............

 
   

 

 


Wissenswertes
............................................................
............................................................Bild: Drachenblutbaum


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Seit 100 Jahren ein Fixstern des Badener Bildungswesens
Badener Urania feierte ihr 100-jähriges Jubiläum


Am 10. November lud Urania-Obmann Prof. Hans Hornyik zur feierlichen Jubiläumsveranstaltung„100 Jahre Badener Urania“ ins Arnulf Rainer Museum/Frauenbad ein und durfte sich dabei über ein bis auf den letzten Platz gefülltes Haus freuen.

Als Festredner gewährte Bgm. a.D. Prof. Mag. August Breininger einen Einblick in die Geschichte der Erwachsenenbildung, begab sich gemeinsam mit den Gästen aber auch auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Traditions-Volkshochschule.

Neben der Präsentation des neuen Urania-Logos und einem überaus stimmungsvollen musikalischen Programm mit Carola Krebs und Kinga Vas war es Hans Hornyik ein persönliches Anliegen, sich bei seinem Vorstand zu bedanken und all jene vor den Vorhang zu holen, die dem Verein seit vielen Jahren bzw. Jahrzehnten tatkräftig und aus Überzeugung die Treue halten.

 

100 Jahre Badener Urania
Festrede von Bgm. a. D. Mag. Prof. August Breininger


Aristoteles sagt: „Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen!“ (Pantes anthropoi tou eidenai oregontai physei…“)
Dieser Satz stammt aus seiner“ Metaphysik“ (=erste Philosophie), welche allen anderen Wissenschaften übergeordnet ist. In diesem Lehrsatz des antiken Polyhistors, Schüler des großen Plato und damit auch dessen Lehrers Sokrates ,ist bis heute alles enthalten, was sich das abendländische Bildungswesen, die Wissenschaft, die Erwachsenenbildung und damit auch die URANIA- Bewegung zum Ziel gesetzt hat: Nicht nur die Neugier, sondern auch die Erforschung der Gründe von Wissen!
Bei Aristoteles entspringt das Streben nach Erkenntnis der Liebe zur Weisheit und der Freude des Menschen am Funktionieren seiner Sinnesorgane, auch wenn kein unmittelbarer Gewinn damit beabsichtigt ist. 2000 Jahre später formuliert der englische Staatsmann und Philosoph und praktische Empirist Francis Bacon die neuzeitliche Befreiung des Menschen aus den Fesseln der Tradition und des Mythos aufklärerisch und deutlich so: „For knowledge itself is power“, auf Lateinisch damals „ scientia est potestas“ oder zu deutsch klar und deutlich: „Wissen ist Macht“!
Aus der ideellen Überlegung der Sokratiker wurde ein Aufruf zur Nützlichkeit der Wissensanwendung, aus Freude an neuer Erkenntnis wurde ein „Käfig der Zwecke“. Es schlug die Geburtsstunde des Kapitalismus, der Naturbeherrschung durch neue Technologien und neue Wissenschaften.
Unter dem Schlachtruf „Erkühne dich, weise zu sein“ begann das gebildete Bürgertum einen Siegeszug ohnegleichen und die Naturwissenschaften brachten der neuzeitlichen Menschheit unglaubliche Fortschritte in Medizin, Physik, Astronomie, Wirtschaft und Demokratie bis an die Grenzen der Vernunft. Denn: „Bildung macht frei“ und „Wissen ist Macht“ bedeutet im Effekt auch grenzenlose Freiheit und Macht über andere!
Erst Immanuel Kant als Vollender und Überwinder der Aufklärung lehrte uns, mit unserer Vernunft sorgsam und ethisch umzugehen und der bedeutende Soziologe Max Weber als Begründer der modernen protestantischen Ethik zeigte die Gefahren der Kanäle der Macht auf und forderte von der Wissenschaft Verantwortungsbewusstsein bei aller Kreativität ein.“ Schlag nach bei Max Weber!“ wäre wohl heute wieder am Platz bei unserer gegenwärtigen heißen Debatte um die Künstliche Intelligenz! Keine Sorge: Vorgefertigte lexikale Texte gab es schon immer. Sie alle wurden von Menschen gemacht und erklärt!
Doch zurück zum aktuellen Anlass des 100. Jahrestages unserer Badener Urania:
Das Jahr 1923, das 5.Jahr der noch sehr jungen 1. Republik, ermutigte wiederum wie zur Zeit der amerikanischen und der französischen Revolution( 1776 und 1789) die österreichischen Erfinder, Wissenschafter und Bürger nach 600 Jahren Monarchie, auf den Verfassungsfortschritten nach der Revolution 1848 , 1861 (Februarpatent)und 1867 (Errichtung der Bezirkshauptmannschaften) aufzubauen und unsere Gesellschaft selbst zu organisieren. Alles Folgen der selbstorganisierten Gesellschaft. Es entstanden weiterhin bürgerliche Vereine, Verbände, Verbindungen, Bildungsstätten, darunter meist Schulen und auch Zentren für die Erwachsenenbildung. Die „Goldenen 20 er Jahre“ bringen den Siegeszug des Radios, den Schilling als Währung, aber auch Börsenkrach und Wirtschaftskrise, die Gründung der Salzburger Festspiele, die unter Umständen auch Badener Spiele hätten werden können, weil Max Reinhardt 1873 hier geboren wurde. Und sie brachten noch Grösseres: Die Österreichische Bundesverfassung 1920 mit ihren Novellen 1925 und 1929 unter entscheidender Federführung Hans Kelsens.
Exkurs zur Badener Lokalgeschichte: 1919 wurde Josef Kollmann für zunächst 19 Jahre (mit kurzer Unterbrechung als Finanzminister) 1. Christlich-soziales Stadtoberhaupt im 20. Jahrhundert. Die Geldentwertung explodierte, eine Theaterkarte kostete 120.000 Kronen, ehe 1923 der „harte Schilling“ als Alpendollar stabil wiederkam. Kurswert am 1.3.1925: 1 Schilling= 10.000 Kronen. Bundespräsident Hainisch besuchte die Heimatstadt seiner Mutter Marianne und das Strandbad entstand 1926 in einer unglaublichen Bauzeit von nur 16 Wochen.
Die ersten Nazi-Störtrupps tauchen auf. Aber die Gründung der Urania ist in Vorbereitung.
Die bereits 1897 gegründete Wiener Urania begann nach dem 1. Weltkrieg in NÖ eine größere Anzahl von Zweigstellen zu errichten, welche im österreichweiten Urania- Verband zusammengeschlossen wurden. Die bereits in den Statuten angelegte Expansion der Wiener Urania wurde durch die Faktoren Finanzkraft, örtliBgm.
a. D. Prof. Mag. August Breininger
che Unterstützung der Honoratioren, Attraktivität und Novität der Lichtbildvorträge und Urania-Filme gesellschaftlich befördert.
Zum Motiv„ Welt und Raum“ unserer Urania-Zeitung : Baden bei Wien mit seinem wunderschönen, gottlob noch heute verwendeten Urania- Logo mit Bezug zur begriffshistorischen Herkunft der Bezeichnung Urania vom Namen der griechischen Muse der Astronomie, eben „Welt und Raum“ genannt und so gestaltet, befindet sich mit seiner Gründung unter den ersten Städten der nö. Zweigstellen, gemeinsam mit St.Pölten, Klosterneuburg, Bruck/Leitha, Hollabrunn, Tulln, Retz, Mistelbach und Melk. In Krems gab es Widerstand seitens des Volksbildungsvereines.
Im Hotel-Restaurant Petter-Brusatti, heute Hotel Artner, Kaiser Franz Josef Ring 15, fand am 17.Oktober 1923 die Gründungsversammlung der Badener Urania statt. 1. Obmann wurde Sen.Präs.HR Dr. Burkart, 1.Stv.HR Zeiner und Fl.Lukas 2.Stv. Bereits 1925 übernahm HR Zeiner mit RA Dr.Meixner bis 1927 die Obmannschaft. Dr.Meixner leitete sodann von 1927-1934 den Verein, ehe der Badener Gymnasialprofessor OSTR Dr. Kraupp (später in Pension dann Redaktionsleiter der Badener Zeitung in der Pfarrgasse) diesen von 1934-1938 , also bis zum Anschluß führte. In seine Obmannschaft fallen übrigens 2 spektakuläre Weinheber- Dichterlesungen. Am 16.3.1938 fand der letzte Film-Vortrag vor der befohlenen Auflösung vieler Vereine durch das neue Regime statt. Margareta Kulda berichtet in ihrer Broschüre „80 Jahre Badener Urania“ von der erzwungenen Ablieferung allen Hab-und Gutes. Nach mehr als 10 jähriger Pause präsentiere sich unsere Urania als erste in Niederösterreich, und als 3 .in Österreich (nur Wien und Graz waren rascher) mit neuem, bis heute geltendem Statut nach dem 2.Weltkrieg. Erster Vereinsobmann der 2.Republik wurde der Gymnasialprofessor für Englisch und Deutsch Dr. Hans Macha, sein Gf.Amtsrat Kobl. Vereinssitz wurde die Adresse Grabengasse 21. 1954 übernahm OLGR Dr. Max Straßner die Obmannschaft, 2 Jahre später schon begann die Ära von Ing. Zimmermann mit dem Langzeitgeschäftsführer Ing. Wesolofsky ( bis 1972). Das „Heim der Kunst“ wurde bis 1991 neuer Vereins-und Veranstaltungssitz. (Persönl. Anm.: In meinem Maturajahr 1962 fanden 46 Veranstaltungen,4 Exkursionen, 15 Abende der Astronomischen ARGE unter Prof. Hruby statt). Zuvor schon brachte das Jahr 1956 eine markante Wende und Erweiterung der Badener Erwachsenenbildung: Der Gymnasialprofessor für Deutsch und Geschichte Mag. Viktor Wallner gründete die „Volkshochschule der Gesellschaft der Freunde Badens“ mit Sitz in der Pfarrschule. Somit besitzt Baden seither gleich zwei Volkshochschulen, die VHS Urania und die VHS Ges.F.B., welche beide dem nö. VHS- Verband angehören und ihre Unterrichtsfelder bis heute so aufteilten: Die Urania veranstaltet ausschließlich Einzelvorträge, die VHS alle Kurse und Lehrgänge. Heute domiziliert die VHS in der Pergerstrasse im „Haus der Erwachsenenbildung“, die Urania beim Johannesbad im „Theater am Steg“. Als bisheriger „Rekordobmann“ ging OSTR Prof. Dr. Wilhelm Martschini in die lokale Bildungsgeschichte ein: Er amtierte durchgehend von 1972- 1994, also ganze 22 Jahre, begleitet von seinem getreuen Stv. ORR Kernbeis, und mit der beeindruckenden Leistungs -Bilanz von 736 Vorträgen, 193 Filmabenden und 91 Exkursionen. 1995 bis 2004 fungierte der Leiter des Rollett-Museums Dr. Rudolf Maurer als Obmann und führte u.a. die beliebten „Badener Spaziergänge“ ein.
Liebe Freunde

 

 


100 Jahre Badener Urania - Teil 1
Von Prof. Hans Hornyik - Quelle: Maurer, 80 Jahre Urania


Am 17. Oktober 1923 fand die Gründungsversammlung der Badener Urania im Großgasthof "Petter" (Brusatti) statt. Im Obergeschoss dieses Hauses an der Ecke Kaiser Franz Josefs Ring und Roseggerstraße befindet sich heute das Hotel Artner. Im Erdgeschoß, wo die Säle der Restauration waren, besteht ein Supermarkt. Zum ersten Obmann wurde Senatspräsident Hofrat Burkart bestellt, zu seinen Stellvertretern wurden Regierungsrat Zeiner und Fachlehrer Lukas gewählt. Am 5. November 1922 fand im Stadttheater die Eröffnungsvorstellung des neuen Vereines statt.

Neben zahlreichen musikalischen Darbietungen und etlichen musikalischen Darbietungen und etlichen Festreden wurde der Uraniafilm "Wildafrika" gezeigt. Die Tradition der Lichtbildvorträge setzt dei Badener Urania bis heute fort. bereits ab 8. November 1922 setzte ein reges Veranstlatungseleben ein.

Jede Woche wurden Vorträge, Musik- oder Filmabende geboten. Sprach- und verschiedenste andere Kursangebote von Wirtschaftsgeografie bis Musikgeschichte ergänzten das angebot. Von Beginn an gab es auch die Uranianachrichten, die somit ebenfalls das 100ste Jahr ihres Erscheinens feiern.
Der erste Jahresbericht sollte 70 Veranstaltungen, 10 Kurse und 1500 zahlende Mitglieder, die das reichhaltige Angebot durch ihre finanziellen Beiträge erst ermöglichten, ausweisen. eine beeindruckende Bilanz.

Die Badener Urania war binnen kürzester Zeit zur stärksten Vereinigung der Kurstadt geworden. Es folgten erfolgreiche Jahre mit einem immer dichter werdenden Programm. Mit dem sogenannten Anschluss im März 1938 endete diese Phase schlagartig. Die letzte Filmvorführung "Der ewige Wald - 2000 Jahre deutsche Geschichte" fand am 16. März statt, nachdem der für den 14.März angekündigte Vortrag des Abtes von Heiligenkreuz, Gregor Pöck, über seine Frankreichreise bereits abgesagt werden musste. Die Badener Urania wurde von den NS-Behörden aufgelöst.

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Badener Urania erst 1949 wiedergegründet werden. Zum Obmann wurde Prof. Dr. Hans Macha gewählt. Der neue Vorstand liest sich wie das Who is Who der Badener Bildungsbürger. Man wollte offensichtlich in dieser schweren Zeit Zeichen setzen. Die Wiedergründung fand im Lehrsaal der Berusschule Hildegardgasse 8 statt. Heute befindet sich hier der moderne Schulbau des Sonderpädagogischen Zentrums und der Polytechnische Schule. Stammhaus der Badener Urania wurde das legendäre Hotel Stadt Wien am Hauptplatz.

1950 ist das Geburtsjahr der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft. Sie ging auf eine Initiative von Prof. Eugen Hruby zurück, die Prof. Rudolf Gamauf und Ing. Gerhard Baumgartner jahrzehntelang fortsetzen sollten. Die Urania wurde zu einem Fixstern des Badener Bildungswesens. 1957 bis 1991 hatte sie ihr Hauptquartier in der Villa Hudelist (Haus der Kunst), seit 1991 ist das Theater am Steg ein würdiger Ersatz.

Fortsetzung folgt.

 

 

 

 

 

Sensation!
Römische Ruinen im Kurpark entdeckt

Von StR Prof. Hans Hornyik


Bei Grabungsarbeiten zwischen dem Undinebrunnen und dem Kaiser Franz Ring wurden römische Ruinen entdeckt. Die Fund ist vollkommen überraschend. Auf Grund der im 19. Jahrhundert endeckten antiken Überreste, ist man bisher davon ausgegangen, dass sich Aquae zwischen Ursprungsquelle und Frauenbad, sowie Erzherzog Rainer Ring und der Linie Frauengasse-Hauptplatz-Theresiengasse erstreckt hat. Außerhalb davon war in Badens Innenstadt nur ein Gräberfeld entlang der Pfarr- und Antonsgasse bekannt.
Worum es sich bei den jetzt entdeckten Gemäuern handelt, ist noch vollkommen unklar. Jedenfalls stammen sie von einem größeren Gebäude - wie es aussieht - mit mehreren Bauphasen.
Die Stellung der Mauern zueinander erscheinen rätselhaft.
Der Keramikbefund deutet vor allem ins 2. und 3. Jahrhundert nach Christus.Genaueres werden erst die Auswertungen der Funde durch die Archäologen ergeben. Um die Erstreckung des Objekts festzustellen, wird der unterste Teil des Kurparks demnächst mit Georadar-Aufnahmen untersucht.

Die Mauern liegen tiefer, als in den letzten Jahren bei Kanalarbeiten und der Versetzung der neuen Bäume 2007 gegraben wurde. StR Hans Hornyik: "Wir waren wirklich erstaunt. Die Mauern erklären aber den alten Flurnamen "In Heißen", der bisher immer auf die Lage der Ursprungsquelle mit den warmen Thermalwässern zurückgeführt wurde. Ein Blick in die ersten Nennungen der Flur um das Jahr 1400 zeigt, dass der Name auf Haus und Häusen zurückzuführen ein dürfte. Eine Teilfläche hieß sogar "Ödenhausen" was mit den römischen Ruinen perfekt zusammenpasst.
Es bleibt spannend. Wir werden die Mitglieder der Urania jedenfalls weiterhin auf dem Laufenden halten."


 

 

Kaiser Franz lässt seine Kinder in Baden impfen
Gefunden von Obmann Hans Hornyik


Die allgemeine Akzeptanz von Impfungen ist kein Phänomen des 21. Jahrhunderts. Schon Kaiserin MariaTheresia ließ ihre Kinder öffentlichkeitswirksam gegen die Pocken impfen, nachdem sie eine Tochter wegendieser Krankheit verloren hatte.

Aber auch Kaiser Franz bewarb die Pockenimpfung, indem er die Vakzination seiner Töchter zum öffentlichen Ereignis machte. Die Leser derWienerzeitung erfuhren davon am 22. September 1802:

„Ihre Majestäten unser allergnädigster Kaiser und Kaiserin haben während Ihres Aufenthaltes in Baaden der Erzherzoginnen Maria
Clementina und Karolina königl. Hoheiten die Kuhpocken einimpfen lassen. Bey beyden könig. Hoheiten hatte diese Impfung den glücklichsten Erfolg, verursachte nicht den geringsten widrigen Zufall, und höchstdieselben befinden sich vollkommen wohl.

Dieses Beyspiel von Seite unserer Monarchen sollte wohl endlich denjenigen, welche noch Anstand nehmen, ihre Kinder oder Untergebenen an einer Erfindung Theil nehmen zu lassen, welche gewiß die größte und wohlthätigste ist, so die Arzneykunde je machte, alle Zweifel benehmen, und sie bestimmen, ihre Angehörigen nicht länger dieser für die Menschheit so segensreichen Anstalt zu entziehen- Wirklich kann bey der Zuverlässigkeit, welche diese Sache nun erlangt hat, kein Kind mehr an den natürlichen Blattern sterben, ohne Gewissensvorwürfe für jene, welche es versäumten die armen Kleinen gegen diese füerchterliche, pestähnliche Krankheit durch die wohlthätige Kuhpockenimpfung zu sichern, und zwar um so mehr, da diese Impfung in jeder Jahreszeit, bey jedem Alter, und eben so gut bey jedem ärmsten als reichsten Menschen geschehen kann.“;


Wiener Zeitung Nr.76 v. 22.9.1802, p.3418+3419.

 

 

Die Gruselgeschichten
der polnischen Diaspora in Baden bei Wien

Gekürzt von StR Hans Hornyik

 


Am Ende des 18. Jahrhunderts teilten sich die Nachbarstaaten Preußen, Russland und Österreich die Polnische Rzeczpospolita. Der Adel Galiziens fand im Wiener Hof ein neues Zentrum. Dazu kamen Flüchtlinge vor allem aus dem russischen Teil Polens. Wesentliche Vertreter dieser Diaspora schufen sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Baden eigene Landhäuser. Im Juni 1912 schreibt der Badener Historiker Paul Taussig über die Zusammentreffen dieser Persönlichkeiten:

Das schloßähnliche Gebäude in der heutigen Braitnerstraße Nr.26 [Schloß Braiten] war im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts der stattlichste Bau jenes Vorortes von Baden, der Alland-Alleegasse hieß. Die Stille rings umher und die Garten-Einsamkeit hatten um das Jahr 1810 den berühmten polnischen Grafen Joseph Maximilian Ossolinski v. Tenczyn bewogen, sich an diesem schönen Flecke außerhalb der Stadt ein palastartiges Landhaus zu erbauen. Der Graf war ein Gelehrter, Literat und bekleidete sogar die Stelle eines Präfekten der k.k.Hofbiblithek. Er wurde 1748 zu Mola-Mielecka in Galizien geboren, kam dann später nach Wien und weilte allsommerlich bis zu seinem 1826 erfolgten Tode in Baden.

Die Empirejahre vereinigten in Baden viele angesehen polnische Familien; wir erinnern da nur an die Gräfin Rzewuska, die mit Wiens schöngeistigen Kreisen in enger Fühlung stand und in Baden eine herrliche Villa erbaute; an die Gräfin Lanckoronska, die das Marienspital protegierte, an die Gräfin Marcelline Alexandrowicz, deren Munifizenz die Anlagen und Wege rund um die Burg Rauhenstein zu verdanken sind, und an die Gräfin Anna Tyszkiewicz, die eine Nichte des großen polnischen Königs Stanislaus Poniatowski war. Diese Dame stand auch zu Ossolinski in freundschaftlichen Beziehungen und hat in ihren Memoiren manch Interessantes über ihren Badener Aufenthalt geschrieben.

Ossolinskis Schloss war intellektueller Treffpunkt. Ludwig van Beethoven wohnte hier im Jahr 1816. Um 1820 kam hier ein Märchenbuch zustande, eine Sammlung sonderbarer Geschichten, die hier erzählt und erfunden wurden und erst viel später, im Jahr 1852 unter dem Titel „Wieczory badenskie“ (Badener Nächte) im Druck der Öffentlichkeit bekannt wurden. Über die Entstehung der einzelnen Geschichten sagt Graf Ossolinski im Buche das Nachstehende: „Zu Ende des vorigen Jahrhunderts gingen mehrere Polen in die Badener Thermen, die einen, um ihre Gesundheit wieder herzustellen, die anderen, um in irgend einem versteckten Winkel sich auszuruhen. Wir kamen immer zusammen um die langen Herbstabende in Gesellschaft zu verbringen. Gar mancher begann über das allgemeine nationale Unglück, das uns damals so hart getroffen, zu klagen. „Ah! Lassen wir die Politik in Ruhe!“, sagten andere. „Wollen Sie also nicht dies und nicht jenes“; sprach eine Dame, „so erzählen wir uns Gespenstermärchen“. Die Dame, von der Vorrede spricht und die den Gedanken an die Märchenerzählungen angeregt hatte, war, wie wir aus einer der drei Ossolinskischen Handschriften ersehen, die schon oben erwähnte Gräfin Anna Tyszkiewicz, Sie scheint eine sehr dankbare und fleißige Zuhörerin gewesen zu sein.

Die Sammlung besteht aus 19 Märchen, die allesamt in Baden erzählt werden. Leider sind die „Badener Abende“ bis heute nicht ins Deutsche übersetzt.

 

 

Paul Ignaz Liechtenauer (1674 - 1756)
Barockkomponist aus Baden - von StR Hans Hornyik

Ein dürre Spur im Badener Ratsprotokoll vom 16. Juli 1711 führt zu einem kürzlich wiederentdeckten Zeitgenossen Johann Sebastian Bachs: „Capellmaister von Coblentz, H Ignatius Liechtenauer schreibt an E.E.Rath, und bittet Ihm sein Vatter und mütterl. Erb Contingent erfolgen zu lassen, auch wegen des Abfarthgeldt nit gar zu rigoros zu sein.

Es ist Paul Ignaz Liechtenauer [Anm. Hornyik: auch Lichtenauer geschrieben], der hier um Überlassung seines Erbteils und Entlassung aus der Bürgerschaft Badens ersucht. Von 1711 bis 1716 war er Kapellmeister am kurtrierischen Hof in Koblenz Ehrenbreitstein. Im Jahr 1716 kam er als Organist und Kapellmeister an den Dom zu Osnabrück, wo er am 13. Juni 1756 begraben wurde.
Es ist möglich, dass er auch schon vor 1711 in Osnabrücker Diensten stand [Anm.Hornyik: es gibt dazu auch einen Hinweis im Badener Ratsprotokoll], und mit dem Osnabrücker Bischof Karl Joseph von Lothringen nach Koblenz wechselte. Im Jahr 1713 mit weiteren Musikern aus den kurtrierer Diensten entlassen, bewarb er sich 1715 erfolgreich für das Osnabrücker Amt. Zahlreiche Werke wurden in den 1930er Jahren in den Archiven des Osnabrücker Domkapitels bearbeitet.

Leider gingen diese Musikalien und Dokumente im zweiten Weltkrieg zugrunde. Erst 2015 wurde er wiederentdeckt. In einem Archiv in Pilsen fanden sich Noten Liechtenauers aus dem Jahr 1742.
Das Titelblatt vermerkt als Komponisten „Capellae Magistro, ac Organedo ad Ecclesia Cathedrali Osnabrugi“. An einer wissenschaftlichen Neuedition wird derzeit an der Universität Osnabrück gearbeitet.
Vater Johann Liechtenauer übersiedelte 1685 nach Baden. Im Stadtrichter Propositionsbüchel vom 7.7.1685 lesen wir: Dem Johann Lichtenauer bey der verwittibten Khayserin Calvant, Orgelmacher und Organist ist die Niderlassung verwilliget, und hat Ihme Geörg Paukher die Lorentz Schmidtische Behausung p.140fl verkhaufft.
Kaiserinwitwe, das war Eleonora Magdalena Gonzaga von Mantua-Nevers (* 18. November 1628 in Mantua; † 6. Dezember 1686 in Wien). Die Witwe Kaiser Ferdinands III prägte das Musikleben am Wiener Hof nachhaltig. Sie ließ viele Musiker aus dem italienischen Raum anstellen und brachte damit auch einige musikalische Neuerungen nach Wien. Die Liechtenauers waren Teil dieser illustren Musikgesellschaft. Bischof Karl Joseph von Lothringen, oft zu Gast am Wiener Hof, wird bei einem dieser Besuche auf den jungen Paul Ignaz aufmerksam geworden sein.

Die Übersiedlung der Familie Liechtenauer nach Baden steht wohl in Zusammenhang mit dem Ableben der Kaiserin Witwe. Johann Liechtenauer kaufte 1685 das Haus Renngasse 9-11. Von 1695 bis zu seinem Tod im Jänner 1701 war der Orgelmacher Mitglied des äußeren Rates der Stadt. Mit ihm wurde die ganze Familie Teil der Badener Bürgerschaft, auch Sohn Paul Ignatz. Sophie Resch
und Elisabeth Kraus, zwei seiner drei Töchter, waren in Baden gut verheiratet. Sophie heiratete Matthias Resch, den Badmeister des Herzogbads, der 1698 bürgerlicher Geißler mit Haus am Hauptplatz wurde. Die jungen Damen waren keine Kinder von Traurigkeit. Immer wieder finden sich im Badener Ratsprotokoll Verdächtigungen zu ihrem Lebenswandel und in einem Fall eine Klage, weil „nemblich die Herzogbaadische Badmaisterin und ihre schwestern, am verwichenen St. Johannestag, als Sie selbe Nacht dem Sonnwendtfeyr beygewohnt, der Hallerin jüngeren Tochter aufgepässt, ihr den Schopf vom Kopf gerissen, und mit Maultaschen tractiret haben“.
Vater Johann arbeitete erfolgreich als Orgelbauer. Seine 1689 für die Mariazeller Basilika errichtete Orgel steht seit 1757 in St. Veit am Vogau.

1Stadtarchiv Baden GB3/8 Fol.696
2Stefan Hanheide, Programmheft „Barockmusik aus Osnabrück“, 9.9.2017
3Wikipedia
4Stadtarchiv Baden, GB3, diverse Einträge von 7.7.1685 bis 27.1.1701
5 Allmer Gottfried: Festschrift zu Wiedereinweihung der restaurierten Orgel in der Pfarrkirche St.Veit am Vogau, in: Veröffentlichung des Vereins Principal-Vereinigung der Orgelfreunde Südostösterreichs, Nr. 5, Graz 2002

 

 

 

 

Woher kommt Badens Thermalwasser?
Überraschende Antwort auf eine alte Frage - Teil2 von StR Hans Hornyik



Das Badener Thermalwasser sickerte vor ungefähr 20.000 Jahren durch Schneeberg und Rax ungefähr 5000 Meter auf die Grenze zwischen dem Tirolikum genannten Kalkgebirge und dem darunter gelegenen, wasserundurchlässigen Gesteinshorizont. Dieser Horizont ist gegen Nordosten abschüssig. Der Kalkgebirgsstock „versinkt“ immer tiefer in die tektonische Platte. Das Wasser rinnt langsam vom Schneeberg bis an die Südgrenze Wiens, wo es an der Leopoldsdorfer Verwerfung mineralisiert und auf 46°C erwärmt Richtung Erdoberfl äche aufsteigt. Die Oberlaaer Thermalwasserbohrung erreicht genau an dieser Stelle das Mineralwasser.
Ab 200 Metern unter der Erdoberfl äche fl ießt das aufsteigende Wasser auf den Sedimentschichten des Wiener Beckens wieder zurück Richtung Südwesten und tritt in Baden, Bad Vöslau und Bad Fischau zu Tage, wobei es mit zurückgelegter Strecke abkühlt.
Ein erhaltener Plan über die geothermischen Verhältnisse in Baden aus 1877 wird gemeinsam mit den neuen Ergebnissen zum Schlüssel für eine detaillierte Erkenntnis der Fließverhältnisse des Schwefelwassers in Baden. Niemand geringerer als Eduard Süess, einer der Begründer der modernen Geologie, ließ die Temperaturen der Hausbrunnen messen. Da diese Brunnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Großteil zu Gunsten der neuen Wasserleitung aufgegeben wurden, lässt sich diese einfache Methode leider nicht mehr wiederholen.

Die Suess’sche Karte zeigt den Zufluss des Thermalwassers aus Nordosten, das sich im Bereich der Spiegelgasseteilt, um eine Störung
(Störung 1) zu umfl ießen. Die Auffi ndung eines vom Sediment verschütteten, massivem Dolomitgebirges beim Ausheben einer Tiefgarage in der Grabengasse gibt einen Hinweis, dass es sich bei der Störung um eine Rückfallkuppe des Kalvarienbergs handelt.
Sobald dieses Hindernis umgangen ist, tritt der nördliche Strom zum Teil als „Ursprungsquelle“ zu Tage. Wenig später trifft das Wasser auf
eine langgezogene Störung (Störung 2), die aus einer Verlängerung der Klippen des Felsenwegs besteht. An dieser Verwerfung treten einerseits Mariazellerhof- Peregrini- und Leopolds-, andererseits die Quellen rund um den Josefsplatz zu Tage. Zwischen diesen beiden Quellbezirken durch quert das Thermalwasser eine Schwachstelle der Störung und trifft unmittelbar wieder auf ein unterirdisches Hindernis (Störung 3), an dem in Form der Heilquellen zwischen Johannes- und Franzensquelle und Sauerhof und Petersquelle entspringt. Das verbleibende Wasser setzt vom Sauerhof ausgehend seinen Weg Richtung Bad Vöslau fort.
Neben dem Verlauf des warmen Wassers zeigt und der Plan aus 1877 die „Warmwasserfahnen“ der abfl ießenden Badewässer im Mühlbach und dem Schwefelwasserkanal zur Trotmannmühle.

 


Woher kommt Badens Thermalwasser?
Überraschende Antwort auf eine alte Frage.

 

Die Thermalquellen sind seit Jahrhunderten der Ursprung des Wohlstands in Baden. Es verwundert daher nicht, dass die Stadtväter das
Schwefelwasser und die mit dem Badebetrieb verbundenen Privilegien mit Klauen und Zähnen verteidigten. Die Frage nach der Herkunft des warmen Heilwassers und die beeinflussenden Faktoren spielte dabei eine wichtige Rolle. Bis in das Zeitalter der Aufklärung suchte man vor allem göttlichen Schutz. Jedes Jahr zur Saisoneröffnung hielt man in der alte Frauenkirche und der Stadtpfarrkirche festliche Hochämter ab. Die Teilnahme war für die Ratsherren verpflichtend. Die aufkeimende Naturwissenschaft beschäftigte sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts mit den Thermalquellen. Ärzte, Chemiker und Geologen suchten nach Antworten auf Herkunft, Zusammensetzung und Heilkraft der Schwefelwässer.
Man vermutete einerseits globale Zusammenhänge. Die Auffi ndung der Engelsbadquelle wurde mit dem Lissaboner Erdbeben 1755 in Verbindung gebracht. Andererseits glaubte man an eine Herkunft aus dem Wienerwald.
Veränderungen der Schüttung Ursprungsquelle wurden dem gleichzeitigen Kohlebergbau in Sattelbach angelastet. Im Laufe des 19.
Jahrhunderts erwirkte das Stadtmagistrat ausgedehnte Schutzgebiete für die Badener Gesundbrunnen.
Was blieb, war Unsicherheit. Der augenscheinliche Zusammenhang zwischen der Menge der Thermalwasserförderung in Oberlaa
und den Badener Heilquellen nährte diese zusätzlich.
Im Jahr 2012 legte die Geologische Bundesanstalt einen Bericht zur „Nutzbarmachung geothermischer Grundlagenforschung für das
Land NÖ, Thermalwassermodell Hochscholle südliches Wiener Becken“ vor. Ergebnisse zahlreicher Bohrkampagnen der letzten 60 Jahre
wurden zusammengeführt und mit Fokus auf die Thermalwässer neu interpretiert. Das Ergebnis war durchaus überraschend.

Teil 2 im nächsten Urania Nachrichtenblatt.

 

Erzherzoginnen beim Getreideernten in Baden

Im berühmten Plan der Stadt Baden von Kolbe aus 1796 gibt es eine seltsame Eintragung. Im Dreieck zwischen Mühlgasse, Wienerstraße und der Grenze zwischen Baden und Leesdorf ist eine Sehenswürdigkeit Nummer 34 eingetragen. Heute befindet sich an dieser Stelle das Haus Mühlgasse 7-9. In der Legende steht geschrieben: „Der Ort wo Ihro k.k. Hoheiten die Erzherzoginen Mariana, Klementina und Amalia den 10ten July 1794 mit andern Schnittern Korn zu schneiden geruhet haben.“
Dieser Satz hatte immer etwas Mysteriöses. Was haben die Erzherzoginnen dort getan? Warum? Ein Artikel in der Wienerzeitung
vom 18.7.1792 verschafft Klarheit. Als erstes: Kolbe irrte.

Das Ereignis begab sich schon 1792. Lesen Sie selbst:
„Nach Schönbrunn haben sich am 16. Juli auch I.I.K.K.H.H. , die drey Erzherzoginnen von Baden aus begeben, wo höchstdieselben
sich durch 6 Wochen aufgehalten, und der Erzherzoginn Maria Anna kaiserliche Hoheit die Badkur gebraucht haben.
Nach einem der daher eingegangenen Berichte, haben der Magistrat und alle Einwohner in die Mette sich bemühet, diesen verehrungswürdigen Prinzeßinnen den Aufenthalt angenehm zu machen, und haben I.I.k.k.H.H. alle Gegenden und Merkwürdigkeiten in und um Baden besucht, und überall Beweise von Ihren erhabenen Tugenden hinterlassen. Die besondere Neigung, welche I.I.k.k.H.H. für das Landwesen an den Tag legten, bewog den Vorsteher des Augustinerklosters, welches durchl. Frauen zur Wohnung gewählet hatten, ein ländliches Fest zu veranstalten, und dazu sich höchstderoselben Gegenwart zu erbitten. Zur Ausführung wurde der 10.v.M., da eben Ihrer kaiserlichen Hoheit der Erzherzoginn Amalia Nahmenfest anfiel, bestimmt.
An diesem Tage des Abends, begaben sich I.I.k.k.H.H. auf einen zu dem Kloster gehörigen Kornacker, traten in das dort aufgerichtete Zelt, und sahen den Schnittern zu, unter denen 6 Knaben in schwarzer und rother, wie auch 6 Mädchen in weisser mit Roth besetzter Kleidung, gleichsam von der Freude über die Gegenwart so hoher Zuschauer hingerissen, die Sicheln hinwegwarfen, sich in Reihe stellten, und ein Glückwunschlied, in ländlichen Ausdrücken anstimmten. Hierauf ertönten Geige, Leyer, und die Sackpfeife (Dudelsack), und forderten die junge Gesellschaft zum Tanz auf, den dieselbe unter anmuthigen Figuren, Wendungen und Abwechslungen vornahm. Nachher zeigte sich ein kleiner Knabe allein tanzend, der in fünfmahliger sehr eilfertiger Verkleidung auftrat, und seine Rollen besonders gut spielte.

Diese Unterhaltung hat so sehr den Beyfall der höchsten Herrschaft erworben, daß die junge Gesellschaft den folgenden Tag in dero
Wohungssaal ihre Auftritte, unter einer Instrumentalmusik wiederhohlen mußte. Dabey sind auch die Kinder der Rathsverwandten
zu einem Tanz zugelassen, und alle zusammen, an der Zahl 43, mit einem Nachtmahl bewirthet worden.

Doch die Lustbarkeit war nicht die einzige Befriedigung I.I.k.k.H.H. Sie wollten auch Antheil an der Arbeit der Schnitter nehmen, ergriffen
selbst die Sichel, und versuchten, mitten unter den gemeinen Taglöhnern, das Korn zu schneiden, womit Sie dem versammelten
Volke zeigten, wie verehrungswürdig eine Arbeit ist, welche das erste und wesentlichste Bedürfniß des Menschen zum Gegenstande
hat. Zur Verewigung dieses frohen Tages, an welchem die durchlauchtigsten Frauen auf solche Art den Feldbau ehrten, hat
das Augustinerkloster zu Baden beschlossen, auf dem Acker einen Baum zu pflanzen, und die durch die königlichen Hände kostbar
gewordene Sichel als eine Merkwürdigkeit, mit Sorgfalt zu bewahren.“
Von StR Hans Hornyik

 

 

Schmankerl aus Baden gefunden von Hans Hornyik

Aus dem Ratsprotokoll vom 11. Juni 1695.

Durstberger gegen Sennes Veith Sennes ist uns kein Unbekannter. Dr. Maurer erwähnte ihn öfters in seinen Publikationen. Der
baiernstämmige Bildhauer stritt ausgiebig mit seinem Badener Konkurrenten Andreas Fleischacker und der zuständigen Wiener „Bildhauerlade“. Er war ein „Zuagraster“ und hatte entsprechende Probleme anerkannt zu werden. Einige seiner Werke sind
erhalten, wie Grabsteine in der St.Stephans-Pfarrkirche Baden oder eine Silen-mit-Dionysus-Statue, die ursprünglich im Doblhoffpark gestanden, heute in Privatbesitz ist. Man erkennt seine Arbeiten leicht an den „fliegenden Stirnen“ der Menschenköpfe.
Außergewöhnlich feinsinnig dürfte er nicht gewesen sein. Aber lesen sie selbst:
Der Bildhändler Simon Durstberger und der Bildhauer Veith Sennes sind wegen eines elfenbeinernen Kruzifi x, das Durstberger dem Sennes gezeigt, und dieser „etwas nicht genügsamb gelobet“ hat, in Streit geraten. Aus Worten wurden Hiebe. Nachdem die
Streithähne vernommen waren, stellte der Rat fest, dass „einer soviel Schuld hat als der andere, jedoch weil das Schlagen und sonderlich der erste Streich verboten, ist dem zuerst schlagenden Sennes ein Taler, dem Ursach gebenden Durstberger, neben seinen empfangenen Schlägen ½ Taler Straff aufgetragen worden.

 

 

Great Spas of Europe


Die Kurstadt Baden wird gemeinsam mit den bedeutendsten Kurstädten Europas zum UNESCO Weltkulturerbe nominiert. Die Badener Urania wird deshalb in ihren Angeboten stärker auf dieses Thema eingehen.
Obmann und UNESCO-Beauftragter der Stadt Baden, StR Hans Hornyik,stellt unseren Mitgliedern die 10 Partnerstädte vor: Bad Ems, Bad Kissingen, Bath, Franzensbad, Karlsbad, Marienbad, Spa, Vichy und in diesem Blatt: Baden-Baden sowie Montecatini Terme.
Diese Reihe erschien auch in der NÖN.
11 Städte, 7 Staaten, 5 Sprachen, 1 historisches Erbe

Baden-Baden: Der Namensvetter
Baden-Baden liegt im deutschen Bundesland Baden-Würtemberg, am Westrand des Schwarzwaldes. Durch die Stadt fließt die Oos, die nach ca. 10 Kilometern in den Rhein mündet. Baden-Baden hat ca. 54000 Einwohner.
Die 68° C heißen Thermalquellen werden seit der römischen Antike genutzt. Außerhalb der mittelalterlichen Stadt, beginnend mit dem 18. Jahrhundert, wurde das Ensemble von Kurgebäuden errichtet und so eines der mondänsten Kurbäder Europas im 19. Jahrhundert geschaffen.
Auch wenn es kaum Berührungspunkte zwischen Baden-Baden und Baden gab: Die Entwicklung war gleichlaufend und man war sich dessen bewusst, wie der Blick in die städtischen Ratsprotokolle mit ihren eifersüchtigen Kommentaren verrät.
Die Kurstadt liegt in grünen Talkessel der Oos, die Altstadt wurde an einem Bergsporen errichtet, an dessen Hängen das Thermalwasser entspringt, darüber liegt das Neuschloss. In der Altstadt stehen die Pfarrkirche und die Friedrichstherme. Alle übrigen Kurgebäude erstrecken sich nördlich der ehemals ummauerten Stadt.
Flußaufwärts läd die Lichtenthaler Allee, ein langgestreckter Kurpark, bis zur gleichnamigen Abtei zum Flanieren ein - durchwegs gesäumt von gründerzeitlichen Hotels und Villen. Die an den Hängen emporgewachsenen Villenviertel gehen in eine therapeutische Landschaft über, über der die Ruine der landesfürstlich-badischen Burg Alt-Baden thront.
„Sommerhauptstadt Europas“. So nannten die Stadtväter Baden-Badens ihre Stadt in der Zeit um 1900. Kaiser Franz Josef, Kaiser Wilhelm I., Hector Berlioz, Leo Tolstoy, Turgenev, Dostoyevsky, Jacques Offenbach, Johannes Brahms und viele andere zählten zu ihren Gästen. Der Erfolg Baden-Badens gründete nicht nur auf den Heilerfolgen seiner Ärzte, sondern vor allem auch auf den zahlreichen gesellschaftlichen Aktivitäten - nicht zuletzt auch auf dem von den Gebrüdern Benazet gegründeten Casino, das heute zu den
prachtvollsten seiner Art gehört.

Montecatini Terme
Montecatini Terme liegt an den Vorbergen des toskanischen Apennins zwischen Florenz und Lucca im Tal des Nievola. Etwa 20000 Einwohner leben in der Kurstadt. Die warmen Salzquellen waren den antiken Römern bekannt, der Aufstieg zum Heilbad begann im 18. Jahrhundert. Das Heilwasser sprudelt mit 8° bis 34°C artesisch aus einem unterirdischen Salzsee empor. Um den Kurpark gruppiert, bzw. diesen erweiternd, existieren in der Stadt acht große Thermen. Die berühmteste der Badeanlagen, die späthistoristische Tettuccio-Therme aus den 1920er Jahren, erinnert an großzügige antike Bäder.
Montecatini Terme – das Vorbild für Baden bei Wien. Großherzog Pietro Leopoldo, der zweitälteste Sohn von Kaiserin Maria Theresia, von 1790 bis 1792 als Leopold II. selbst römisch-deutscher Kaiser, ließ in Montecatini einen großzügigen Kurort mit Badeanlagen, Parks und Logierhäusern anlegen. Der Aufklärung verpflichtet, war es des Großherzogs Ziel, wirtschaftliche Entwicklung und humanes Sanitätswesen voranzutreiben. Selbst erwählte er den nach seinen Ideen gestalteten Ort als sommerliche Baderesidenz. Die bescheidene Villa, die den toskanischen Fürsten fortan als Wohnsitz diente, erinnert in ihrem Gestus an das Kaiserhaus in Baden. Ebenso lässt sich zeigen,
dass die von Kaiser Franz initiierten Verbesserungen der Kurinfrastruktur in Baden bei Wien ihr Vorbild in Montecatini Terme hatten. Offensichtlich orientierte sich Kaiser Franz am Beispiel seines Vaters.
Das Heilbad Mussollinis: Heute prägen Montecatini Terme die Bauwerke seiner touristischen Spitzenzeit im frühen 20. Jahrhundert. Neoklassizismus und luxuriöser Jugendstil dominieren die Kurstadt. 7 Millionen Nächtigungen zählte man nach der Jahrhundertwende. So genossen neben Giuseppe Verdi, Giacomo Puccini, Arturo Toscanini und Gioachino Rossini später auch Benito Mussolini, der Herzog von Windsor und Lady Simpson, das urbane Flair der mondänen Welt Montecatinis.

Marienbad (Mariánské Láznì)
Das Böhmische Marienbad liegt in der tschechischen Region Karlsbad rund 170 Kilometer westlich von Prag, unweit der Grenze zu Bayern. Es leben in dieser Stadt etwa 13000 Einwohner. Salz wurde hier schon seit dem 16. Jahrhundert gesiedet. Es sollte aber bis 1786 dauern, dass um die vierzig Mineralquellen ein Kurort gegründet wurde. Die Glaubersalzquellen entspringen mit 7° bis 10°C. Die Trinkkur steht bis heute im Zentrum der medizinischen Anwendungen.
Eine außergewöhnliche Stadtanlage. Das Zentrum von Marienbad ist sein Kurpark, der den Talboden ausfüllt, wo sich die zahlreichen Quellfassungen befinden. Um ihn herum sind am Fuß der Hänge Kolonaden, Hotels und Villen zum Teil in zwei bis drei Reihen gruppiert, auf künstlichen Terrassen errichtet. Dahinter erstreckt sich Kühle spendender Hochwald, mit einem ausgedehnten Netz von Spazier- und Wanderwegen.
Die städtische Architektur zwischen extensiv gepflegten Parkanlagen und dunklen Nadelwäldern wirkt beinahe unwirklich und macht den Reiz Marienbads aus.
Beinahe wäre Marienbad zu Ischl geworden.
Erzherzogin Sophie, die spätere Mutter von Kaiser Franz Joseph versuchte auch mehrmals in Marienbad ihren Kinderwunsch zu fördern. Wäre das gelungen, wer weiß, was aus Ischl geworden wäre.
Die Blütezeit des Kurorts begann aber erst in den 1870er Jahren, als die Elite Europas bevorzugt begann, hier ihr gesellschaftliches Sommerleben zuführen. Johann Wolfgang v. Goethe war ein früher Gast. Kaiser Franz Joseph, König Edward VII., Franz Kafka, Richard Wagner, Frederick Chopin und Mark Twain kamen zu jener Zeit, der Marienbad seine luftige eklektizistische, in den Jugendstil
übergehende Architektur verdankt.

Bad Ems - die vergessene Schwester Badens
Das ursprünglich Nassauische Staatsbad liegt heute in Bundesland Rheinland-Pfalz zwischen Koblenz und Weilburg an der Lahn. Es leben in Bad Ems etwa 9000 Einwohner. Eine Nutzung der bis zu 57° C heißen Salzquellen zu Heilzwecken ist seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen. Bad Ems erstreckt sich im engen Lahntal. Die wenigen Quellen befinden sich auf engstem Raum zwischen Berg und Nordufer des Flusses, direkt daran anschließend die wichtigsten Infrastrukturen, wie Kurhaus, Casino, Hotels und Kurpark. Bahnhof,
Villen und russisch orthodoxe Kirche befinden sich am Südufer der Lahn. An den steilen Hängen des Tales erstreckt
sich eine romantisch gestaltete Berglandschaft, die stark an Baden erinnert.
Die kleine Kurstadt hat urbanes Flair, der Kurbetrieb ist bis heute aktiv. Emser Pastillen erleichtern unser Leben.
Enge Beziehung zu Baden bei Wien Bad Ems wurde ab 1816 von Fürst Wilhelm I. von Nassau-Weilburg als Nobelkurort ausgebaut. Die Anlage der Landschaftsparks in den felsigen Abhängen des Lahntals folgt dem Beispiel der Landschaftsgestaltung im Badener
Helenental, das der Fürst 1815 besucht hatte.
Fürst Wilhelm war der Bruder von Erzherzogin Henriette, der ihr Ehegemahl Erzherzog Carl in Baden das Schloss Weilburg bauen ließ. Fürstin Isabella von Nassau, die Mutter der Geschwister hatte bis in die 1890er Jahre ihr Grabmal am Badener Stadtfriedhof. Heute ruht sie in der Großherzoglich Luxemburgischen Gruft in Weilburg an der Lahn.
Noch eine Sommerhauptstadt in Europa Auch Bad Ems beansprucht diesen Titel für die Zeit seiner Blüte in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zahlreiche prominente Gäste ließen sich in die Kurlisten eintragen: Dostoyevsky, Carl Maria von Weber, Johann Wolfgang von Goethe, Victor Hugo, Jacques Offenbach und Richard Wagner. Aber auch Kaiser Wilhelm I. und Zar Alexander II. hielten sich hier gerne auf. Die „Emser Depesche“ von 1870 erinnert an vergangene Bedeutung als politischer Hotspot.

Franzensbad (Franti.kovy Lazn.)
Kaiser Karl I., Marie v. Ebner-Eschenbach, Ludwig v. Beethoven, Johann Straus, Klemens v. Metternich, Johann Wolfgang v. Goethe, Theodor Herzl.

Das bohmische Kurbad Franzensbad liegt Im Becken von Eger (Cheb) im Westen der Tschechischen Republik.
Bayern ist keine 15 Kilometer entfernt, nach Prag sind es 175 Kilometer.
Franzensbad hat 5500 Einwohner.
Mit einem Privileg von Kaiser Franz I. ausgestattet, wurde die Stadt 1793 gegründet, in einem quadratischen Raster
an den 24 Heilquellen angelegt und mit groszugigen Parkanlagen umgeben.
Das 10‹ bis 14‹C kalte salzige Mineralwasser wird fur Trink-, Bade- und Inhalationskuren verwendet. Die grose Blutezeit von Franzensbad war die Mitte des 19. Jahrhunderts. Die ideale Kurstadt. Die kleine klassizistische Stadtanlage und der Ring umgebender Parks mit den darin stehenden Quellgebauden wurde in der zweiten Halfte des 19. Jahrhunderts von einem weiteren Gurtel grunderzeitlicher
Hotels und Villen umgeben.
Das Fehlen einer landlichen Altstadt verstarkt den beinahe unwirklichen urbanen Charakter der Kurstadt, die den planerischen Willen der idealen Kurstadt deutlich ablesbar macht. Trinken und Gehen fur die Gesundheit.
Die ausgedehnten Promenaden und Spazierwege der vier Kurparks gehen in die Wildnis der umgebenden Walder uber. Gehen war in den Kurorten mit Schwerpunkt auf Trinkkur ein integraler Bestandteil der medizinischen Anwendung.
Wie klagte Zar Peter der Grose aus Bad Pyrmont:
.Taglich lasst mich der Arzt 5 Meilen gehen. Noch nie bin ich in meinem Leben so gequalt worden.
Franzensbad hatte viele beruhmte Gaste und war vor allem in der Damenwelt beliebt wegen seiner zwanglosen Gesellschaft. Zu den regelmasigen Gasten gehorten Marie v. Ebner-Eschenbach, Johann Wolfgang v. Goethe, Ludwig v. Beethoven, Clemens Wenzel
Furst Metternich, Johann Straus, Theodor Herzl, Kaiser Karl I. . die meisten von ihnen auch regelmäßige
Gäste Badens.

Bath/Großbritannien
Die Englische Stadt Bath liegt am Fluß Avon in der Grafschaft Somerset, 100 Meilen westlich von London.
Sie hat ungefähr 89000 Einwohner. In einer Schleife des Avon errichteten die Römer eine Siedlung mit Therme, deren Ruinen heute die wichtigste Sehenswürdigkeit von Bath sind. Die Tradition als Heilbad an den drei ergiebigen, bis zu 69°C heißen Schwefelquellen, ist bis heute ungebrochen.
Seit 1987 UNESCO-Weltkulturerbe Die architektonische Landschaft von Bath steht seit 30 Jahren unter dem Schutz der UNESCO. John
Wood Vater und Sohn errichteten im 18. Jahrhundert die berühmten klassizistischen Ensembles englischer Reihenhäuser, Plätze
und Boulevards, aber auch Kurstädtische Bauten, wie Hotels, Trinkhalle, und Versammlungssäle.
Die grünen Abhänge zum Talbecken des Avon sind weitgehend unverbaut geblieben. Begleitet von Gärten und Parkanlagen
geht die Stadt fließend in ihre Umgebung über.
Simply the best Bath wurde in der Zeit der Aufklärung ein medizinisches und gesellschaftliches Zentrum Englands. Berühmte Ärzte
ordinierten im General Hospital, das auch den Bedürftigen offen stand. Dieses Selbstverständnis als Kurstadt ist bis
heute geblieben und Grund für die abermalige Bewerbung von Bath zum Weltkulturerbe im Rahmen der Great Spas of Europe. Wie wurde
dem Autor geantwortet: „We are simply the best of all England’s spa resorts.“
In Bath entwickelten sich vor 1800 die Grundlagen für das Kurwesen des 19. Jahrhunderts. Verfeinerte Manieren, gesellschaftliche Durchlässigkeit, freies Leben – auch für die Frauen - wurden ebenso Teil des Kurlebens, wie Unterhaltung bei Spiel, Tanz, Musik, literarischen und wissenschaftlichen Zirkeln; und das alles mitten in der Beschaulichkeit der Provinz. Neben der königlichen Familie gehörten Jane Austen, Lord Nelson, Edmund Burke, Charles Dickens, Henry Fielding und Thomas Gainsborough zu den treuen Gästen
der Stadt Bath.

 

 

 

Der gar nicht so gute Kaiser Franz und die arme Witwe Montoyer
von Obmann Hans Hornyik



In der Erinnerung der Badener ist er der gute Kaiser Franz (1765-1835). Dass Franz I. nicht ganz so gut war, erschließt rasch, wenn man sich bewusst macht, dass der Mettnich’sche Polizeistaat in Wirklichkeit jener seines Chefs, des Kaisers war. Und wie sieht es mit der Sozialkompetenz aus? Meine Reise durch die Akten des Obersthofmeisteramtes jener Jahre strandet immer wieder an Schicksalen
einfacher Menschen. Eine davon war Anna Montoyer (1774-1851), die Witwe des bekannten Hofarchitekten.

Louis Montoyer (1749-1811) war österreichischer Niederländer, heute würde man sagen Belgier. Er wurde Architekt von Albert von Sachsen-Teschen in dessen Zeit als Generalgouverneur der Niederlande und floh mit dem Herzog 1795 vor den französischen
Revolutionstruppen nach Wien, wo er für seinen Dienstherrn die Albertina neu gestaltete. 1800 trat er in die Dienste der Hofbaudirektion, bei der Reorganisation dieser Behörde 1807 stieg er zum Ersten Hofarchitekten auf. Generalhofbaudirektor war Fürst Johann von Clary-Aldringen (1753-1856), Kanzleidirektor Ludwig von Remy. Montoyer war in der Hierarchie der dritte Mann. Bis 1811 gab es eine zweite Architektenstelle, die Johann Aman (1765-1834) bekleidete. Nach dem Ableben Montoyers 1811 wurde Aman alleiniger Hofarchitekt. Während Louis Montoyer viel Zeit für private Zusatzaufträge hatte, dürfte Aman dafür keine Kapazitäten mehr gehabt haben. Es gibt von ihm keine privaten Bauwerke aus der Zeit nach 1811. Das ist nicht allzu schade - sein Werk erreichte nie die Qualität berühmter Zeitgenossen wie Kornhäusel, Moreau oder Nobile.

Louis Montoyer hat hingegen viele Spuren hinterlassen, auch in Baden. Der Türkische Pavillon 1800 im Kurpark (abgebrochen 1856), das Redoutengebäude am Franzensring 1801 (Im Jahr 1908 der Erweiterung des Stadttheaters gewichen) und wahrscheinlich der Rundtempel des Josefsbades aus 1804 tragen seine Handschrift.

Aber jetzt zur Geschichte der Anna Montoyer: Louis erkrankte 1810 schwer. Seine Aufgaben wurden Johann Aman übertragen, wogegen er als höhergestellter Erster Hofarchitekt beim Kaiser heftig protestierte. Es war vermutlich dieser Wutausbruch, den wenig später die Familie Montoyer schwer büßen musste, der Kaiser vertrug keine Kritik.

Louis Montoyer gehörte als Hofarchitekt zu den Spitzenverdienern. Pro Jahr bekam er ein Gehalt von 1800 Gulden, dazu kamen üppige Zulagen und – vom Hof gerne gesehen – Zusatzeinnahmen durch „Pfusch“. Am 5. Juni 1811 starb er und hinterließ seine Witwe mit zwei minderjährigen Kindern – und ihrer Schwägerin im Haushalt. Anna Montoyer bekam 300 Gulden Mindestrente, das entsprach dem
Jahreseinkommen eines Taglöhners. Das Vermögen war in Zeiten rasender Inflation und der räuberischen Währungsreform von 1811 rasch
dahin. Anna Montoyer suchte zweimal beim Kaiser um Gewährung einer höheren Pension an - ohne Erfolg. Beim ersten Mal ließ Kaiser Franz das Ansuchen ein Jahr liegen, bevor er es mit Verweis auf das „Normale“ ablehnte. Beim zweiten Mal 1814 wurde der Herrscher zynisch, indem er feststellte, dass Frau Montoyer nach den Niederlanden zuständig sei. Alle Intervention der Hofbeamtenschaft beim Kaiser nützte nichts. Er blieb hart.

1816 eskalierten die Lebensumstände der Familie Montoyer. Die Mietrückstand erreichte ein halbes Jahr, Brennholz war zum Luxus geworden. Die Mitarbeiter der Generalhofbaudirektion setzten sich beim Obersthofmeister Trauttmansdorff für einen Zuschuss von 150 Gulden ein. Was nach wenig klingt, war in dem Rahmen, den Trauttmansdorff bewilligen konnte, ohne Kaiser Franz zu fragen. Die Familie bekam die 150 Gulden.

Im selben Jahr nahm die Generalhofbaudirektion des Architekten älteren Sohn Ludwig (1802-1876)
als Praktikant auf. Was als soziale Unterstützung begann, wurde eine Erfolgsgeschichte.

 

 

 

 

Neues aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv
Gefunden von Obmann Hans Hornyik
1814: Hoffeuerwehr nach Baden


Wie allseits bekannt, gab es im Sommer 1812 den berüchtigten Badener Stadtbrand. Weniger bekannt ist der Brand in den Hofburg-Appartements der Kaiserin Maria Ludovika Beatrix im Februar desselben Jahres. Das Feuer-Katastrophenjahr blieb nicht ohne Folgen. In der Hofburg und in Schönbrunn wurden alle Öfen und Kamine überprüft, neue „Feuerrequisiten“ für alle Hofgebäude angekauft, die
Hoffeuerwehr aufgerüstet. Die Angst vor Bränden trieb bei Hofe seltsame Blüten.

Am 30. Mai 1814 wurde mit dem Pariser Frieden das Ende Napoleons besiegelt. Der siegreiche Kaiser Franz wurde für 27. Juni in
Baden angekündigt. Am 23.6.1814 schrieb Graf Wilczek an Obersthofmeister Trauttmansdorff, dass die Badener Anstalten machten, den
Kaiser groß zu empfangen, deshalb die Entsendung einer Feuerwache und des Hoffouriers v. Comper notwendig wäre, damit er „solange der Aufenthalt dauert, die Handhabung der Ordnung, Ausstellung der Wachen etc. übernimmt“. Offensichtlich hatte man Angst, die Badener könnten ihre Stadt wieder abfackeln.

Die daraufhin erteilte Weisung des Obersthofmeisters an die Generalhofbaudirektion: „Da Seine Majestät der Kaiser künftigen Montag den 27. des Monats nach Baaden gehen, und die Bewohner Baadens nach Anstalten zur Beleuchtung der Stadt machen, so erhält die Generalhofbaudirektion hiermit den Auftrag, eine in gutem Zustand befindliche Hof-Feuerspritze mit allen sonstigen Löschrequisiten
und Leuten dahin abzuschicken, und überhaupt alle Vorkehrungen zu einer schleunigen Hülfe bey etwa eintrettender Feuergefahr, dergestalt zu veranlassen, daß nebst jenen Feuersicherheitsanstalten welche auch von Seite des Stadtmagistrats und der Polizey getroffen werden, auch von Seite der Generalhofbaudirektion jede nöthige Vorkehrung getroffen sey. Endlich ist es auch erforderlich, daß wärend der ganzen Anwesenheit des allerhöchsten Hofes zu Baaden eine Hoffeuerspritze daselbst befindlich sey, wozu die jüngst nach Dornau abgeführte Spritze verwendet werden kann.“

Wie Generalhofbaudirektor Fürst Clary am 7.7.1814 dem Obersthofmeister berichtete, wurde eine Hoffeuerspritze nach Baden mit den Hoffeuerleuten Stephan Grubmüller jun. und Johann Lang entsendet. Grubmüller wurde nach stattgefundener Beleuchtung zurückbeordert, Lang in Baden „belassen, damit selber wegen der Feuergefährlichkeit bey dem kleinen Lokale in der dortigen Hofküche, während der
ganzen Dauer des Allerhöchsten Land-Sejours überhaupt die nöthige Feueraufsicht in diesem Gebäude pflege.“
Eine Feuerspritze mit zwei Feuerleuten während der großen Feiern schaut stark nach Placebo aus. Dass die Angst vor ausbrechendem Feuer in der Kaiserhausküche nicht unbegründet war, sollte sich 1818 zeigen. Nach einem Küchenbrand wurden im Jahr darauf die Küchen
umgebaut, um die beiden Seitenpavillons erweitert.

 

 

Wenn der Kaiser auf Reisen ist,
gehen die jungen Erzherzöge aufs Eis tanzen....


Von Kultur-Stadtrat Hans Hornyik

Wer erinnert sich nicht daran? Die Eltern sind mehrere Tage außer Haus, die neue Freiheit will genossen werden. Die Musik ist lauter als sonst aufgedreht, ausgelassen werden Partys gefeiert, die Nächte zum Tag gemacht und Speisevorschriften und Alkoholverbot außer Kraft gesetzt. Eine Erscheinung unserer Zeit?

Ein Blick in das Haus-, Hof- und Staatsarchiv belehrt uns eines besseren:
Die Kriegsjahre 1811 und 1812 waren von Inflation und chronischer Geldnot des Kaisers geprägt. Die Ausgaben des Hofes wurden bis ins Detail auf Einsparungspotentiale durchkämmt. Nicht benötigtes Tafelsilber wurde versteigert, Reisezulagen der Hofbediensteten hinterfragt und vieles anderes. Kaiser Franz I. redigierte sogar eigenhändig die Speisenfolgen seiner Verwandten bei den sogenannten Hoftafeln, das waren die gemeinsam eingenommenen Mahlzeiten, deren Teilnehmer und Zahl der Gänge penibel geregelt waren. Und dann?: Lesen sie selbst aus dem Quartalsbericht des k.k.Hofkammeramtes:

„Warum, ungeachtet der Abwesenheit Ihrer Majestäten, die Ausgaben in September und October [1812] noch nicht viel geringer als im August ausgefallen sind.
Es ist aus diesem tabellarischen Ausweis zu entnehmen, daß sich die Hofwirthschafts-Ausgaben in September, bei Entgegenhaltung
jener vom Monate August auf 13376,40 Gulden und jene in October um 18244,46 Gulden vermindert habe.
Daß diese Verminderung beträchtlich sey, erhellet aus dem Umstande, daß die Abwesenheit Ihrer Majestäten anstatt die Zahl der Hoftafeln zu beschränken, solche, und mithin die Ausgaben, auch, vielmehr vermehrt habe; denn Ihre kaiserlichen Hoheiten der Erzherzog Franz
[1802-1878], und die Erzherzoginnen Leopoldine [1797-1826], Marie-Clementine [1798-1881] und Caroline [1801-1832], welche alle mit Ihren durchlauchtigsten Eltern zu Mittag speiseten, hatten – nach allerhöchstderen Abreise, jede Ihre separirte Tafel. Sowie auch diejenigen,
welche zur Oberstkämmerers-Tafel gezogen wurden, während der Abwesenheit des Herrn Oberstkämmerers, wo diese Tafel aufhörte, jeder abgesondert in der Wohnung zu essen verlangten.

Wie sehr dieses gegen das angenommene Oekonomie-System streitet, beweiset folgendes Beispiel:
Die 4 abgetheilten Tafeln der obbenannten durchlauchtigsten Kinder hat – während der Abwesenheit Ihrer Majestäten an einem Tage 165,50 Gulden, dagegen jene Ihrer Majestäten mit diesen 4 jungen Herrschaften nur 122,58 Gulden, somit im Durchschnitte täglich um 42,42 Gulden weniger gekostet. Woraus klar zu ersehen ist, daß bey so bewandten Umständen aus der Abwesenheit Ihrer Majestäten auf keine Verminderung der Hofwirthschaftsausgaben zu schließen sey.“

Über die anzunehmende Kopfwäsche für die kaiserlichen Teenager sind keine Reporte erhalten. Zu gerne wäre man bei diesem Donnerwetter ein k.k.Hofmäuschen gewesen.

 

 

 

 

100 Jahre Verlegung des k.u.k. Armeeoberkommandos
von Teschen nach Baden bei Wien

 


Ein bedeutendes Jubiläum ist beinahe unbemerkt an uns vorbei gegangen. Mit 5. Jänner 1917 wurde das Oberkommando der k.u.k. Armee nach Baden verlegt. Für beinahe zwei Jahre wurde Baden zum Machtzentrum der Donaumonarchie. Alle wichtigen militärischen, aber auch die meisten zivilen Entscheidungen wurden hier getroffen. Alle Souveräne und Spitzenmilitärs der Achsenmächte trafen sich in Baden. Wir
wissen, wie diese Zeit endete. Es ist kein Wunder, dass man sich nicht gerne daran erinnerte. Wie es dazu kam, schreibt Gerhard Artl auf der Website des Österreichischen Staatsarchivs:

„Nach dem Tod Kaiser Franz Josephs am 21. November 1916 fuhr der öst.-ung. Generalstabschef Generaloberst Franz Conrad von Hötzendorf am Abend des 22. November zur Audienz beim neuen Kaiser Karl I. nach Wien. Karl eröffnete dabei dem General, im Gegensatz zu seinem Vorgänger persönlich das Oberkommando über die k.u.k. Armee zu übernehmen. Erzherzog Friedrich, der bisherige Armeeoberkommandant sollte als sein Stellvertreter bleiben.

Gleichzeitig kündigte der neue Kaiser an, er beabsichtige, das Armeeoberkommando (AOK) von Teschen nach Wien oder in dessen nächste Umgebung zu verlegen.
Conrad setzte dem sofort schwerwiegende Gründe entgegen. Insbesondere wies er darauf hin, dass das das deutsche Hauptquartier in Pless nur eine Autostunde entfernt lag und daher jederzeit rasche und einvernehmliche Entscheidungen in dringenden Fragen möglich waren. Er kehrte schließlich mit der kaiserlichen Zusicherung zurück, den Standort des AOKs beibehalten zu können.

Conrad war im Verlauf der Audienz von Kaiser Karl auch mündlich damit beauftragt worden, die Übernahme des Allerhöchsten Oberbefehls
vorzubereiten. In diesem Sinne übermittelte Conrad dem Kaiser am 24. November die geltenden Bestimmungen für den einheitlichen Oberbefehl der Zentralmächte und ihrer Verbündeten.

Gleichzeitig begründete er nochmals ausführlich die Beibehaltung des Standortes des AOKs.
Am 3. Dezember traf Karl in Teschen ein und übernahm kraft seiner Herrscherrechte das Armeeoberkommando. Den bisherigen Armeeoberkommandanten Erzherzog Friedrich stellte er kalt, indem er diesen zu seinem Stellvertreter ernannte. Mit dieser Maßnahme beabsichtigte der – sprich Conrads – schlagartig zu beenden. Gleichzeitig sollte die Kommandoübernahme auch nach außen nicht ihre Wirkung verfehlen. Da Karl nun das k.u.k. Armeeoberkommando persönlich übernommen hatte, wäre er nach dem geltenden Vertrag über die Oberste Kriegsleitung dem Deutschen Kaiser unterstellt gewesen.
Kaiser Karl besuchte deshalb am 5. Dezember Kaiser Wilhelm in Pless, um sich mit ihm persönlich über diese Angelegenheit auszusprechen.

Zur Vermeidung der dem Begriff der Fürstensouveränität widersprechenden Unterstellung wurde deshalb wieder beschlossen, dass die beiden Generalstabschefs die für die Kriegsführung nötigen Vereinbarungen zu treffen hätten. Sollten diese zu keinem Ergebnis
kommen, fielen die weiteren Verhandlungen den Kaisern zu, wobei im Notfall der Deutsche als der ältere zur letzten Entscheidung berufen
war.

Im Verlauf dieser Unterredung kamen auch Karls Pläne wieder zur Sprache, das Armeeoberkommando in die Nähe der Haupt- und
Residenzstadt Wien zu verlegen. Wilhelm teilte dabei Karl von seiner Absicht mit, die Oberste Heeresleitung in das westdeutsche
Bad Kreuznach zu verlegen. Dies brachte Conrads Argumentation für die Beibehaltung des Standortes Teschen völlig zum Einsturz.
Noch am selben Tag ordnete Kaiser Karl die Verlegung des Oberkommandos nach Baden bei Wien an. Es sollte vom 5. Jänner
1917 an im neuen Standort amtieren.“

Von StR Hans Hornyik

 

 

 

Der Bildhauer Joseph Klieber will Hofstatuarius werden
gefunden von StR Hans Hornyik

Joseph Klieber (1773-1850) war der bedeutendste Österreichische Bildhauer der Biedermeierzeit. Er arbeitete eng mit Joseph Kornhäusel zusammen. In Baden stehen einige seiner Arbeiten: Flora und Zephir im Frauenbad, der Flußgottbrunnen im Rosarium (beide ursprünglich in der Weilburg), die Darstellung der Flora auf den gleichnamigen Stöckl, die Apotheker-Basreliefe auf dem Haus Hauptplatz 2. Die Statuengruppe im Sauerhof ist hingegen nur noch auf zeitgenössischen Stichen zu sehen. Im Österreichischen Staatsarchiv hat sich ein Antrag Joseph Kliebers an das Obersthofmeisteramt erhalten, der gleichzeitig Unterwürfigkeit und Selbstbewußtsein des Künstlers zeigt. Der angestrebte Titel eines Hofstatuarius wurde nicht verliehen. Warum entzieht sich unserer Kenntnis.

„Hochlöbliches k.k. Obersthofmeister Amt!
Der aller unterthänigst Gefertigte wagt Ein Hochlöbl. K.K. Obersthomeister Amt ehrfurchtsvoll zu bitten, im Falle, als die durch den Tod des k.k. Hofstatuarius Zauner in Erledigung gekommene Hofstatuarius-Stelle unbesetzt bleiben sollte, ihm den Titel als k.k. Hofstatuarius gnädigst zu verleihen.
Er schmeichelt sich dieser hohen Gnade nicht unwürdig zu seyn, da er 1tens seit seinem 19ten Lebensjahr, wo er in die Akademie der bildenden Künste zu Wien eintrat unausgesetzt mit regem Eifer und als Sohn des k.k. Hofbildhauers mit angebohrener Neigung diese Kunst übt;
2tens im Jahr 1814 unter 10 Kompetanten, als Rath und Direktor der Graveur und Medailleur Schule bei der Akademie der bildenden Künste zu Wien angestellt wurde, wo er während dieser Zeit stets befließen war, seinen Berufe gemäß für die gute Ausbildung der ihm anvertrauten Zöglinge zu arbeiten, um dem Staat geschickte einheimische Künstler zu geben, welches ihm auch zu bezeugen, die Akademie der bildenden Künste keinen Augenblick entstehen wird.
3tens außer seinen Berufsstunden fortwährend rastlos bemüht ist, in der Kunst der Bildhauer –Arbeit fortzuschreiten, und legt in dieser Beziehung ein Verzeichniß A, von jenen Arbeiten zur hochgeneigten Einsicht vor, die ihm unter der großen Zahl seiner Arbeiten, als besonders ausgezeichnete und gelungene Arbeiten deuchen.
4tens genießt der Gefertigte wie er sich schmeichelt, den Ruf eines allgemein geachteten Künstlers, welches die vielfältigen Aufforderungen zu Zeichnungs-Entwürfen, für öffentliche Denkmale auf Gebäude u.s.w. die ihm nicht nur von den Christen Oestreichs, sondern auch von den öffentlichen Behörden und selbst von Seiner Kaiserlichen Hoheit dem Erzherzog Karl gemacht wurden, bewiesen, und 5tens ist er Vater von 7 noch unversorgten Kindern.

Diese Gnade würde dem Gefertigten neu beleben, und da er hoffen darf, daß Ein Hochlöbl. Obersthofmeister Amt seine stets unermüdete eifrige Verwendung gnädigst anerkennt, so sieht er auch getrost der sicheren Gewährung seiner aller unterthänigsten Bitte entgegen.
Durch die Erlangung dieser hohen Gnade, wird alsdann der Gefertigte bei seinem noch rüstigen Lebensalter sich um so mehr aufgefordert sehen, alle seine Kräfte anzustrengen, als es ihm sodann auferlegte Pflicht wäre, sich nicht nur der höchsten Stufe der Kunst zu nähern, sondern auch die hohe Gnade zu rechtfertigen, die ihm durch die Verleihung des Titels k.k. Hofstatuarius, zu theil wurde;

Wien den 25ten März 1825.“

 

 

Kreisamt Wien gegenSchloßhauptmannschaft Laxenburg-Baden

„Gleiche und Gleichere im Jahr 1840“ (Teil 2) in den Akten des Haus-, Hof und Staatsarchivs 1840, gefunden von StR Hans Hornyik


In der letzten Nummer des Nachrichtenblattes lasen wir die Aufforderung der Kreishauptmann an den Laxenburg-Badener chloßhauptmann, die Holzgebäude in den Hofgebäuden zu entfernen.
Diesmal die selbstbewusste Antwort des Schloßhauptmanns.
Note an das löbliche Kreisamt in Wien In Entgegnung der schätzbaren Note vom 16. Juni des Jahres, womit wegen Beseitigung aller der den für Baden im Jahre 1812 erlassenen polizeilichen Bauvorschriften zuwiderlaufenden hölzernen Hüten, Schupfen, Dächer und Gänge in den k.k. Hofgebäuden zur Bezweckung der Sicherheit gegen die Feuergefahr das dienstfreundliche Ersuchen gestellt wurde, beehrt sich die gefertigte Direktion hiermit zu erwidern.
Die Administration der Badener Hofgebäude wurde der gefertigten Laxenburger Bau- Güter und Mobilien Direktion erst im Jahre 1827 übertragen zu welcher Zeit die große hölzerne Wagenschupfe im Frauenhofe bereits bestanden hat. Die hölzerne Schupfe zur Unterbringung der Feuerspritze und des Wasserwagen samt der Einfriedungsplanke im Frauenhof wurde im Jahre 1830 erbaut, die ganz neue Eindeckung des Wagenschupfendaches mit Schindl mit Ende des Jahres 1831 bewerkstelligt, die Anstreichung derselben geschah im Jahr 1833, gleich wie auch in eben diesem Jahr mit allerhöchster Bewilligung die Herstellung des damals bestehenden hölzernen Communications Ganges im Frauenhofe, denn des hölzernen Vordaches an der Zufahrt zum Flora Gebäude, welche bei den letzteren
Objekts früher mit Plachen eingedeckt warn, welche Dachung jährlich neu hergestellt werden mußte und viele Ausgaben verursachte, vollführt worden ist.
Von einer für Baden eigends bestehenden Polizeibauordnung gelangte die gefertigte Direktion erst mit Note des löblichen kk. Kreisamtes v. 13. Dezember 1834 der eine Abschrift der fragliche Bauordnung beilag in Kenntnis, seit welcher Zeit keine neuen hölzernen Bauobjekte ins Leben getretten sind, und man hätte sich bei den früheren, während der hiesigen Administration vollführten Bauten gewiß nach
den Vorschriften jener Bauordnung benommen, wenn der löbliche Badener Magistrat, dem die Überwachung und Handhabung der polizeilichen Bauvorschriften als Ortsobrigkeit obliegt, oder wenigstens der mit den hölzernen Bauten beauftragt gewesene Zimmermeister, die Direktion von der für Baden bestehenden Bauordnung verständiget hätte.
Nachdem die erwähnten hölzernen zu den Hofgebäuden gehörigen Objekte derweilen in dem besten Baustande sind und eine den Bauvorschriften genügende ganz neue Herstellung derselben mit großen Unkosten verbunden wäre, so dürfte zur Vermeidung der das allerhöchste Hofaerar treffender Kosten auf den Fortbestand der damals bestehenden hölzernen Objekte bis zu jener Zeit, wo diese
wegen minder guten Baustand demoliert werden können, um so mehr einzurichten seyn, da eine Feuergefahr bei dem Umstande als die früher in den Hofgebäuden bestehenden hölzernen Objekte unter der beständigen Obhut der hiebei angestellten Militärwachen stehen, nicht zu besorgen, ja kaum möglich ist.
Sollte jedoch wider besseres auf Billigkeit begründetes Vermuthen von Seite eines löblichen k.k. Kreisamtes oder einer hohen Landesstelle, auf der Demolierung der fraglichen hölzernen Objekte bestehen werden, so müßte die gefertigte Direktion nicht nur vorläufig unter Vorlegung der Baukosten Überschläge die höhere Entschließung einholen [Genehmigung des Kaisers!], sondern auch auf das
bestimmteste darauf dringen, als die in dem Hofraume das an das Kaiserhaus anstossende sogenannte Kasinogebäudes in den jüngst verflossenen Jahren neu erbaute große hölzerne Wagenschupfe sogleich casiert und nach der in Rede stehenden Bauordnung feuersicher hergestellt werde; so wie um die gefällige Mittheilung des hierwegen von Seite des löblichen Kreisamtes gefaßten Beschlusses
wird das diensthöfliche Ersuchen gestellt.
Von der k.k. Laxenburger Badener Hofgebäude Direktion. Laxenburg, 21. Juli 1840
Der Schloßhauptmann sah überhaupt nicht ein, warum er der Aufforderung des in der Hierarchie unter ihm stehenden Kreisamtes nachkommen sollte. Die wahre Drohung steckte aber in der angekündigten „höchsten Entschießung“. Mehr dazu in der nächsten Nummer des Nachrichtenblattes.

 

 

Kreisamt Wien gegen Schloßhauptmannschaft Laxenburg-Baden
Gleiche und Gleichere im Jahr 1840 (Teil 1) in den Akten des Haus-, Hof- und Staatsarchivs 1840, gefunden von StR Hans Hornyik

Der Großbrand des Jahres 1812 brachte Baden eine neue Bauordnung. Die Verwendung von Holz bei Bauwerken und Dächern wurde streng verboten. Nicht alle hielten sich an diese Bestimmung. Einer davon war der Kaiser. Das Kreisamt schrieb daher am 16. Juni 1840 diese Aufforderung. Dem Verfasser des Schreibens war spürbar unwohl:

„In den magistratischen Meldungen über die vorgenommene Feuerbeschau, ist den in den Hofgebäuden zu Baden bestehenden hölzernen Dächern, Gängen, Hütten, und Schupfen Erwähnung geschehen, von deren Bestand sich das Kreisamt auch am 4. Mai laufenden Jahres durch deren Besichtigung die eigene Überzeugung verschafft hat. Da nun diese k.k.noe. Landesregierung mit hohen Rathschlag vom 3. März des Jahres das Kreisamt beauftragt hat, deshalb selbst einzuschreiten, und das Kreisamt auch von denjenigen Bürgern welche ähnliche Überschreitungen der für Baden im Jahr 1812 erlassenen polizeilichen Bauvorschriften unternommen haben zur Entschuldigung die Hindeutung auf jene in den Hofgebäuden ausgeführten hölzernen Baulichkeiten vernommen hat, da ferners das Kreisamt angewiesen ist, den hohen Landesstellen anzuzeigen, was wegen Abstellung dieser Gebrechen erfolgt ist, so sieht sich das Kreisamt in der gezwungenen Lage eine löbliche k.k. Bau-Garten-und Mobilien Direction dienstesfreundlich zu ersuchen, durch die gefällige Beseitigung aller der den angezogenen Vorschriften zuwiderlaufenden hölzernen Hütten, Schupfen, Dächern und Gängen in den Hofgebäuden die bezweckte Sicherheit der Häuser gegen die Feuersgefahr befördern, und nicht bloß den Bürgern daselbst den zur Entschuldigung ihrer eigenen Übertretungen jener Vorschriften benützten Vorwand der in den Hofgebäuden bestehenden gleichartigen Überschreitungen benehmen, sondern vielmehr durch die gefällige Beachtung jener Polizeibauordnung die anderen Hausbesitzer von der Güte und Nothwendigkeit dieser Vorschriften wohlthätig überzeugen, und hiedurch dem Kreisamte die Durchführung des Gesetzes gegen alle erleichtern zu wollen.

Um die gefällige Mittheilung der hierwegen getroffenen Vorkehrung wird dienstesfreundlich ersucht.

Vom k.k.Kreisamte
V.U.W.W., Wien den
16.Juni 1840“

Was antwortete der Schloßhauptmann?
Lesen sie die Antwort in der nächsten Nummer des Nachrichtenblattes.

 

 


Ehzg. Marie Louise – bisher unbekannte Baden-Aufenthalte 1844, 1845 und 1847
von StR Hans Hornyik

 

Erzherzogin Marie Louise (1791-1847), die älteste Tochter von Kaiser Franz II./I., wurde 1810 mit Napoleon Bonaparte verheiratet und war bis 1814 Kaiserin der Franzosen. Der Wiener Kongress fand sie mit den Herzogtümern Parma, Piacenza und Guastalla ab, die sie vorbildlich bis zu ihrem Tod regierte.

Wie viele andere Mitglieder der Kaiserlichen Familie verbrachte sie einige Sommer im Umfeld ihres Vaters in Baden. In den Kurlisten
wird sie sieben Mal erwähnt. 1808 wohnte sie im Augustinerkloster, 1815 im Kaiserhaus, 1818 und 1823 im Palais Attems, 1828 und 1834 im Hotel Stadt Wien, das zu diesem Zweck mit dem Kaiserhaus zu einer Einheit verbunden wurde sowie 1830 in der Floravilla. Für die Jahre nach 1834 sind in den städtischen Quellen keine weiteren Kuraufenthalte der Erzherzogin verzeichnet.
Im Zuge der laufenden Forschungen zum Kaiserhaus konnten drei weitere Baden-Aufenthalte Marie Louises nachgewiesen werden,
was insbesondere auf die Zuverlässigkeit der veröffentlichten Kurlisten ein neues Licht wirft, von welchen bisher angenommen wurde, dass in ihnen zumindest die prominenten Gäste lückenlos verzeichnet wurden. Schon allein deswegen, um dem Kurort ein deutliches Bild der Bedeutung zu vermitteln.

In den Abrechnungen der Schloßhauptmannschaft Laxenburg-Baden für die k.k. Badner Hofgebäude zum laufenden Betrieb der Badener Hofgebäude sind für die Jahre 1844, 1845 und 1847 Ausgaben in Zusammenhang mit Aufenthalten von Marie-Louise
zu finden.

Im Juli 1844 musste die Schlosshauptmannschaft für die bereitgestellte Ehrenwache beim Kaiserhaus, bestehend aus einem Anführer und drei Gardisten, Taggeld für insgesamt 7 Soldaten, drei Wochen lang, pro Woche 1 Gulden 45 Kreuzer bezahlen. Darüber hinaus wurden für der Erzherzogin „Toillet“ Kölnerwasser, Steck- und Haarnadeln und Riechseife um zusammen 1 Gulden 46 Kreuzer angekauft. In der Kurliste dieses Jahres findet sich zu dieser Zeit ein wesentlicher Teil ihres Hofstaates als Quartiernehmer in der Theresiengasse 6.
Für den Oktober 1844 findet sich im selben Aktenkonvolut eine Hafnerrechnung: „Am 18ten August im Kaiserhause 1. Stock wegen eheizung der Zimmer für Ihre Majestät die durch Frau Ehzg. Marie Louise, 2 Öfen ausgebessert: 1 Gulden“.
Im August 1845 gibt es abermals Nachweise für einen Kuraufenthalt Marie Louises: Nach ihrer Abreise wurden „für gewaschene Bett- und Tischwäsche 1 Gulden 40 Kreuzer“ verrechnet. Weiters kaufte man „wegen Anwesenheit Ihrer Majestät der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Marie Louise Briefpappier, Feder und Tinte um 20 Kreuzer“.

In den erhaltenen Säuberungsabrechnungen der Schloßhauptmannschaft Laxenburg-Baden findet sich neben der Abrechnung der Reinigung des von Marie-Louise genutzten Appartements im Kaiserhaus für 7. Juli bis 3 August und dem Hinweis, dass die Erzherzogin am 16. Juli 1845 angekommen war, auch der Beweis für ihren Badeaufenthalt im Jahr 1847. Für September 1847 wurden als Säuberungsauslagen unter anderem verzeichnet: „ferners beim Abwaschen des Essgeschirrs wegen Anwesenheit der durchlauchtigsten
Frau Erzherzogin Maria Louise.“ Außerdem wurden in der Apotheke „Franziskerln“ zum Ausräuchern der Vorzimmer in den Appartementswegen der Anwesenheit der Erzherzogin gekauft.

Es drängt sich die Frage auf, warum die Anwesenheit der hohen Dame in diesen drei Jahren verschwiegen wurde. Politische Gründe? Eitelkeit? Maria Louise war eine intelligente, lebensfrohe Frau, eine gute Regentin ihrer Länder. Sie war allerdings alles andere als eine Schönheit, wie auf dem hier gezeigten Altersbildnis in der Villa Pisani am Brentakanal in Venetien zu sehen ist. Ihre späten Aufenthalte sind als echte Kuraufenthalte zu werten. Wahrscheinlich liegt darin auch der Grund für das Inkognito: Man wollte die Ruhe und
Würde der alten, kranken Dame bewahren.

 

 

Die Pechsiederei auf Rauhenstein

Es ist allgemein bekannt, dass die Ruine Rauhenstein in den Jahren um 1800 als Pechsiederei = Terpentinbrennerei
verwendet wurde. Die Devastierungen dieser Zeit sind an dem Gemäuer deutlich zu erkennen. Wie es zu dieser
Verwendung gekommen ist und wie sie beendet wurde, erklärt der im Rollettmuseum aufgefundene Bericht der
Herrschaft Weikersdorf an das Kreisamt aus dem Jahr 1806 (StAB/HW/431/1806). Er räumt mit einigen verbreiteten
Mythen auf. Aber lesen Sie selbst:
Löbl: kais: königl: Kreisamt!
Über das vom dem 1Flamruß Fabrikanten zu Rauchenstein öchsten Orts eingereichte Gesuch Sub.No 3278/8
wird der angeforderte Bericht mit denen schuldigst erstattet; Die Herrschaft glaubt vielmehr, daß die Fabriksgesellschaft
die so lange Nachsicht und derselben bisherige Duldung in dem Schloße Rauchenstein, dankbar erkennen
sollte.

Denn im Jahre 1790 in welchen die vormahlige Gesellschaft des Herrn Mühlbeck die Abschließung eines Kontraktes zum 2Anpöchen einer Anzahl Bäume so dringend ansuchte hatte zur Erbauung einer 3Sindhütte erbetten und dafür 2 fl. angebothen, welches ihr auch zugesagt worden ist. Als nachher kein anständiger freyer Platz von der Gesellschaft an Handen gelassen werden konnte, verlangte dieselbe Ihr auf einige Zeit in den öden Schloße Rauchenstein ihren Sindofen erbauen zu dürfen, und dringende Vorstellungen bewogen auch die Herrschaft solches zu erlauben.
Allein, da sie dieses Schloßgebäu da durch die ganzen 10 Pachtjahre und immer für die jährlichen für einen freyen Platz bedungenen 2 fl. benutzet, in diesen die Zahl der Öfen vermehrt und sich des Schloßes nach ihren Wohlgefallen bedient hatten, wurden dem Herrn Mühlböck nach der Kontrakt Zeit gleich angekündet, daß man den Kontrakt nicht weiters, und auch nicht die Wohnung beylassen wolle, nun auf dringende Vorstellungen wurde ihnen wieder eine geringe Anzahl der Bäume zum anpöchen nebst der Wohnung von Jahr zu
Jahr und so auch nachsichtlich das Schloß Rauchenstein beybelassen. Derzeit hat diese Gesellschaft in den Waldungen der Herrschaften Rauchenstein und Weikersdorf keine Bäume mehr angewiesen und mithin ist auch keine Ursache vorhanden, warum sie diese Fabrikaten bey dieser Herrschaft fortsetzen sollten:
Das Schloß Rauchenstein, welches sie aus blosser Güte der Herrschaft genossen hatten, haben sie dergestalten
vernachlässiget und durch die Vermehrung der Öfen und dem Rauche vollents mit Ruß verunstaltet,
daß bey längeren solchartigen Gebrauche es nothwendig ganz verfallen müsste.
Über dieses hat die Gesellschaft um ihre Fabrikation geheim zu halten, das Schloß verschlossen gehalten, nur nach Wohlgefallen den Badgästen den Eintritt in das Schloß gestattet und zu derer vielfältigen Beschwerführungen Anlaß gegeben.

Da nun der Herrschaft daran gelegen ist, das Schloß Rauchenstein als ein immer schätzbares altes Gebäude geschützet, für noch mehrere Verwüstung und gänzlichen Zerstörung zu sichern, hat dieselbe den Fabriksinhaber die Wohnung, der sie bereits eine andere Bestimmung gegeben hat, aufgekündet und die Räumung des Schloßes anverlanget; und letzteres auch bereits einerpatriotisch gesinnten Gesellschaft , die für die Verschönerung der Gegenden von Baaden sich bestrebet auf unbestimmte Zeit gegen denen überlassen, daß sie für die gute und reinliche Unterhaltung desselben sorge, dann zur Geniessung der schönen Aussicht gedachtes Schloß zurecht richte.
Belangend den Nachtheil, den die Fabriksinhaber so sehr erheben, und den sie ihrer Angabe nach beym Überziehen zu erfahren haben, müssen sie sich solchen nur selbst beymessen, wenn sie, ohne sich bey der Herrschaft Weikersdorf anzufragen, ob sie weiters
auf die Beylassung des Schloßes, welches Ihnen vorhin unbestimmt, und in der letzten Zeit nur von Jahr zu Jahr zugesaget wurde, rechnen dürften, ihre Pechsiederey erweitert und mehrere Öfen erbauet hätten, würden sie auch in der rechten Zeit vernohmen haben, daß man auf keine Art gesonnen sey, dieses Schloß Rauchenstein noch länger ihnen zur Benutzung beyzulassen.
Nachdem die Herrschaft ihnen eine halbjährige Aufkündung zur Räumung der Wohnung und auch noch auf diese Sechs Monate die Benutzung des Schloßes zugesaget hat, haben die gedachten Inhaber gar keine Ursache sich gegen die erfolgte Aufkündung zu beschweren und können auch nicht wohl verlangen, daß die Herrschaft bey einer Veranstaltung, die sie mit einem ihrigen Eigenthümer zu treffen für gut und zum Theil selbst nothwendig befunden hat, beschränket werde.
Schloß Weikersdorf bey Baaden den 26. November 1806
Transkribiert und kommentiert von Hans Hornyik

 


Kaiser Franz besucht den Doblhoffpark

Berichte aus dem Jahr 1808 (Teil 2)

Aufgestöbert von StR Hans Hornyik, Obmann der Badener Urania


Im Juni 1808 kam die kaiserliche Familie in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal nach Baden. Nach einem Tagesausflug im Mai reiste
man diesmal für den jährlichen Badeaufenthalt an. Zum Besuchsprogramm gehörte wieder der Doblhoffpark. Der Kaisers zeigte dabei
Interesse an der Tätigkeit des Gärtners. Hier die Korrespondenz zwischen Freiherrn von Doblhoff-Dier und seinem Verwalter Joseph
Nekham (Stadtarchiv Baden, HW/420/1808):
1808-06-24: Wochenkorrespondenz Nr 26:Verwalter Nekham:
„Seine kaiserlich königliche Mayestätt, der Kaiser und die Kaiserin, mit der Prinzessin Luise, kaiserliche Hoheiten sind
den 20. disso abends um 9 Uhr in dem für höchste Ihresselben bestimmten Quartier bey den PP Augustinern in Baden eingetroffen. Die
Schlüsseln zur Gartten Thür [des Doblhoffparks] wurden dem Herrn Kammerdiener Duffort übergeben.“ (HW/420/1808) SAM 0990 – 0994

1808-07-08:Wochenkorrespondenz Nr 30 Verwalter Nekham:
„Die Gänge im Gartten sind bereits zweymal aufgeackert und gut gereinigt worden: allerhöchst Seine Kaiserlich-Königlichen Majestätten höchstwelche öfters den Gartten besuchen, haben dem Gärtner mündlich zubefragen geruhet, ob er allein den Garten dermahlen besorge: diese aber allerunterthänigst beantworthete, daß ihre eben die Gehilfen, wie wehin beigegeben sind, ohne welche er den Gartten nicht in dieser Ordnung zu erhalten in Stande wäre, worauf Seine Mayestätt der Kaiser sich gegen Seine Excellenz den Herrn Grafen von Wrbna äusserten, man sagte mir, daß der vorige Gärtner ganz allein den Gartten besorgen mußte, und kein Gehilf beigegeben worden seye. Seine Excellenz aber bestättigten die Antwort des Gärtners mit dem, daß er die Gehilfen in vorigen Jahren auch schon gesehen hatte, nunmehr werde die Spaliern gestutzet und abgeworffen.“
Baron Doblhoff: „Da ich schon wußte, daß der vorige Gärtner jedermann glauben machte, daß er allein den Garten unterhalten müsse,
muß man es auch nochmehr bekanntmachen, daß der vorige Gärtner, die Arbeitstage sowie Stunden alles seine Gehilfen zusammen
genommen jährlich durchschnittlich über 900 Tagwerke und im Jahre 1806 über 1500 Tagwerke, welche aus den Hülfebüchern erhoben
werden kann, anerrechnet hatte. Daß aber diesen nicht nachgesehen und zur Arbeitsverricht angehalten habe, hat der Erfolg gezeuge

 

 

 

Kaiser Franz besucht den Doblhoffpark

Berichte aus dem Jahr 1808 (Teil 1)

Aufgestöbert von StR Hans Hornyik, Obmann der Badener Urania

Während des ganzen Frühjahrs 1808 war Baron Doblhoff hochgradig nervös. Er beanstandete jede Kleinigkeit im Weikersdorfer Schloßpark, ließ einige der Gatter mehrmals versetzten, neue Schlüssel machen und sekkierte seinen Verwalter mit dem Pflegezustand von Wegen, Wiesen und Bäumen. Der Grund für diese außergewöhnliche Hektik:
Der Kaiser hatte sich angesagt. Im Folgenden lesen Sie Auszüge aus den Wochenberichten zwischen Freiherrn von Doblhoff-Dier und seinem Verwalter Joseph Nekham (Stadtarchiv Baden, HW/420/1808):
Am 20. Mai unternahm die kaiserliche Familie eine Tagesfahrt nach Baden. Nekham berichtete unmittelbar seinem Dienstherrn.
1808-05-20: Wochenkorrespondenz Nr 21:

Verwalter Nekham: "Seine kaiserlich königlichen Mayestätten, der Kaiser und die Kaiserin, dann die Schwester des Kaisers, Mayestätt von Sachsen, Prinz Karl, Prinz Joseph, kaiserliche Hoheiten, Herzog Albert und der Bruder Ihrer Mayestätt der Kaiserin, Graf Wrbna nebst 2 mir unbekannten Hof-Cavalieren, sind gestern um 10 Uhr Vormittag in 3 sechsspännigen Kutschen nach Baaden gekommen, im Park abgestiegen und haben mit diesem, auch den anliegenden Baron Langischen Gartten besichtigt, dann zu Fuß die Stadt bis in den freyherrlichen Gartten nach Weikersdorf gegangen, wo die kleine Garttenthür geöffnet warn, von welchen der Weg nach der Allee zum Teich und in den Quittengang, weithers in die große Allee von Teichle herauf bis zur Kastanienallee, durch diese abwärts bis an den langen Gang zum grossen Einfahrtsgattern genommen wurde. Von da wurde nach St. Helena gefahren, und nach einer kleinen StundeErzh. Marie Louise zurückh nach Mörkenstein, wo gespeiset wurde, da die Hofküchelwägen bereits um 9 Uhr schon dahin passiret sind. Am 2ten Juni soll die Hofstatt in Baaden eintreffen, um die Bäder zu brauchen."

Baron Doblhoff: "… da der höchste Hof mit Anfang des folgenden Monats nach Baden ziehet, haben abermalen wie sonst gewöhnlich
die Schlüssel zu kleinen Gartenthür überbracht zu werden hat der Gärtner auch für die Zeit der Anwesenheit, den Eingang in
die Parterre zu öffnen, damit sie durch mit herein gehen mögen."

Stadtarchiv Baden

Mehr zu den Besuchen des Kaisers im Park werden wir im Mai bereitstellen!

 

Grenzstreit zwischen Weikersdorf und Gutenbrunn

 

Stadtarchiv Baden, HW/440/1730
Kommentiert und überarbeitet von StR Hans Hornyik

Die Grenze zwischen den Herrschaften Weikersdorf und Gutenbrunn verläuft in der Mitte der Pelzgasse und ist noch heute die Grenze zwischen Weikersdorf und Baden. Im 18. Jahrhundert wurde um ihren exakten Verlauf jahrzehntelang gestritten. Zeitweise nahmen die Auseinandersetzungen bürgerkriegsähnliche Züge an. Die Weikersdorfer verprügelten den Gutenbrunner Nachtwächter, die Gutenbrunner dafür den Weikersdorfer Schafhirten. Der Kaiser persönlich rief zur Mäßigung auf. Nach dem Grenzvergleich 1717 war einige Zeit Ruhe. 1730 brachen die Feindseligkeiten jedoch erneut aus. Anlass waren Ufersicherungen der Gutenbrunner Herrschaft an der Schwechat,
offenbar als Maßnahme nach einem Hochwasser. Diese „Beschächte“ wurden um ca. 2,8 Meter zu weit flussaufwärts, auf Weikersdorfer Gebiete, errichtet. Das nachstehend publizierte Grenzfeststellungs-Protokoll erlaubt uns einen Blick in diese unruhige Zeit:

„Ich zu Endts unterschrieben und gefertigter attestiere hiermit zu Steuer der Wahrheit das heut endtstehenten dato mich Ihro Gnaden
hochlöbliche Hofkammerrath v. Piazzoni1 /:titl:/ berufen lassen, und anverlangt sollte wegen eines von dem Adelhof Guettenbrunn
durch die gnädige Frau v. Freundsperg2 auf die Herrschaft Weikerstorffl iche Jurisdiction3 zuwider des den 16.Februar 1717 getroffenen
Marchungs4 -Vergleich überbauten Beschlächts5 und hierüber den 9. September instehenden Jahrs widerumben von Seiten gedachten Guttenbrunnerlichen Adelhofs unrichtig vorgenommene Gemarchabmessung und unrecht eingeschlagen worden Marchpflocks6. Die richtige geometrische Ausmessung vornehmen so auch geschehen, und mir der herangezogene Vergleich zu meiner Überlegung vorgewiesen worden, nach welchen sodann meines obhabenden Jurament gemess in Beisein noch anderer ehrlicher Männer mit geometrischlichen Messketten7 gemessen und also vor wahr befunden daß von Seiten mehrberührten Guettenbrunnerlichen Adelhofs mit ihren Zwirn Spagat8 durch Maurer und Zimmermeister nicht richtig gemessen worden und erstliches Beschlächt 1 ½ Klafter9 auch der eingesetzte Marchpfl og 1 Klafter 1 Schuh in die Zwerchlinie von der Gartenrondell zu weit hierüber auf der Herrschaft Weikerstorffl . Freyheit eingschlagen worden sei, nicht weniger die grade Linie von dritten Joch des Steegs aufwärts nicht wie sich‘s gehört, sondern um 7 Schuh zu weit hinauf unrecht gemessen auch in mehr berührten Herrschaft Weikerstorfl . Garten Rundell ein Kreuz eingehauter und unrechter Marchpunkt von Guettenprunnerlicher Seiten darin geschlagener gefunden habe, welches alles in erforderlich Fall weiters zu bestätigen anerbietig bin, Urkund und Bekräftigung dessen meine eigene Hand Unterschrift und beigedruckt Petschafts Fertigung datl. Schloß
Weikerstorff ,den 14. November 1730 Abraham Maaß, Kayserl.N.Ö. Ingenieur und Feldmesser“

 

 

 

Humor - Fundgrube Raths - Protokoll

In den Jahren 1835 und 1836 beschäftigten die Badener Gemeindeväter die zeitlosen Themen Sperrstunde,
Dienstpflichten der Beamten und Tabakkonsum. Überrascht stellen wir fest, dass das Rauchen damals in
den Parkanlagen verboten war.

Rathssitzung 12.September 1835
„Auch ergeht dem Polizeywachtmeiser Deixel die Weisung, der Mannschaft aufzutragen, an Sonn- und
Feyertägen im Park fleißig Nachsicht zu pflegen, daß allerort nicht geraucht werde.“

Wie es scheint, gingen die Hüter des Gesetzes mit nicht allzu gutem Beispiel voran:
Rathsprotokoll vom 18. Juny 1836
„Der Polizeymannschaft wurde heute ernstgemessen aufgetragen, daß sie bei sonstiger
Dienstesentlassung das Trinken in den Wirtshäusern zur Nachtzeit besonders nach der Polizeistunde
zu enthalten haben, sowie derselben auch das Rauchen auf der Gasse verbothen wird.“

Genutzt dürfte diese Anwordnung wenig haben.
Anders ist die Schärfe der Verwarnung bereits einen Monat später kaum zu verstehen. Auch
einer der Wirte bekam bei dieser Gelegenheit „sein Fett ab“:
Rathssitzung am 16.Juli 1836
„Der hiesig städtischen Polizeymannschaft vom Wachtmeister angefangen, wurde heute der ernstgemessendste
Auftrag gemacht, daß keiner der selben in den beiden Wirthshäusern des Math. Seiter und Joseph
Witetschka weder aus Geld noch unentgeldlich etwas trinken noch speisen dürfen, und insbesonders zu
wachen haben, daß in gedachten Wirthshäusern längstens bis 1 Uhr die Ruhe eintrete, und solche gesperrt
werden; die erste Klage die deshalb noch ein Mahlen vorkommen sollte, wird der Schuldtragende nicht nur
augenblicklich von seinem Dienste entfernt, sonstens wird ihm auch kein Zeugnis von hieraus erfolgt werden.
Auch wird denenselben des Rauchens wegen im Parke mehr Wachsamkeit anempfohlen.
Dem Wirth Johann Wolfartschlegel wurde heute vom Rath bedeutet, daß er sein gepachtetes Wirthslokale
längstens bis ½ 11 Uhr zu sperren habe, widrigens er mit einer Geldstrafe von 5 Gulden unnachsichtlich
belegt werden würde.“

Aber auch mit der Dienstbeflissenheit der Nachtwächter war es nicht sehr weit her. Oder haben wir es hier mit einer bis heute
üblichen Übung zu tun? Der Volksmund ruft die Obrigkeit, die Politik reagiert mit markigen Tönen.
Rathssitzung 12.Dezember 1836
„Den sämtlichen Nachtwächtern wurde heute aus Anlaß geschehener Diebstähle der ernstliche Auftrag gemacht, daß sie
von nun an in der Winterszeit und zwar bis Georgy jeden Jahres bis 4 Uhr früh morgens zu rufen und wachsam zu seyn haben.
Sollte der Fall eintreten, daß in einem oder dem anderen Viertl neuerlich Diebstähle sich ereignen, und die Nachtwächter
an dem Nichtentdecken Schuld tragen, so wäre der Betreffende seines Dienstes zu entlassen.“

Zusammengestellt von StR Hans Hornyik




Wie die Römische Kaiserin dem Herrn von Puchheim das Schloss Rauhenstein abnahm

Unter diesem Titel bringt die Chronik eines namentlich nicht bekannten Zeitzeugen die heute noch verbreitete
Geschichte, wie Dienstleute der Burg Rauhenstein im Jahre 1466 die Kaiserin Eleonore im Helenental überfielen.

Um das Flair der Sprache gegen Ende des 15. Jahrhunderts zu erhalten, übersetze ich in diesem
Originaltext nur schwer verständliche Wörter und Fügungen.

Desselben Jahrs, als die Römisch Kaiserin aus dem Kindbett gekommen war, verfügte sich Ihre Gnaden sogleich nach Baden. Und als sie nun genug gebadet hatte, zog sie in das Kloster zum Heiligen Kreuz und von dort weiter nach (Wr.) Neustadt. Als sie am Schloss Rauhenstein vorbeizogen, wurde ihr durch die Diener Herrn Wilhelms von Puchheim, die dieses Schloss innehatten, einiges Gut aus ihrem Kammerwagen genommen.
Es wurde ihnen zwar durch die Diener der Kaiserin gewaltsam wieder abgenommen, doch als die Kaiserin davon erfuhr, sandte sie sofort nach etlichen Hauptleuten, Dienern und Hofgesinde des Kaisers und gab ihnen den Befehl, das Schloss Rauhenstein zu belagern. Das taten sie von Stund an. Auch die Stadt Wien schickte ihnen Leute, um ihnen vor dem Schloss zu Hilfe zu kommen. Desgleichen wurden auch Leute in einigen Gegenden am Gebirgsrand aufgeboten, und man machte vor dem Schloss Basteien.
Und man brachte große Kanonen dorthin, um das vorgenannte Schloss einesteils zu zerschießen. Die in der Burg waren, wehrten sich gar fest, doch zuletzt ward sie im Sturm genommen und der Pfleger mitsamt seinen anderen Knechten wurde nach (Wr.) Neustadt geführt. Daselbst wurden sie in Gefangenschaft gehalten, bis der Rechtsstreit zwischen dem Kaiser und dem Herrn von Puchheim ausgetragen wäre.
Grabstein der Kaiserin Eleonore (Aus: Ziegler’s Vaterländische Immortellen)

Eleonore von Portugal war die Gemahlin des Kaisers Friedrich III. Im Alter von 30 Jahren gebar sie ihr fünftes und letztes Kind, das Johann getauft wurde. Nach dem Kindbett fühlte sich die Kaiserin noch immer schwach und krank und entschloss sich daher zu einer Kur in Baden. Diese verlief zunächst erfolgreich, und die fromme Kaiserin unternahm einen kurzen Besuch im Kloster Heiligenkreuz – „zur schuldigen Danksagung“, wie man es früher ausdrückte. Dann wollte sie über Baden zu ihrem kaiserlichen Gemahl in Wr. Neustadt zurückkehren. Sie
selbst konnte das Helenental anstandslos passieren, aber einer ihrer Gepäckwagen wurde von Rauhenstein aus geplündert. Zwar konnte die bewaffnete Begleitung die verlore-nen Gepäcksstücke wieder zurückgewinnen, doch war die junge Portugiesin wesentlich tem-peramentvoller als ihr kaiserlicher Gemahl, den man gern „des Heiligen Römischen Reichs Schlafmütze“ nannte. Sie war nicht gesonnen, die Schmach eines Überfalls auf ihr Gefolge auf sich sitzen zu lassen und veranstaltete auf eigene Faust ein regionales militärisches Aufgebot: Die gesamte Bevölkerung von Wien bis Wr. Neustadt musste Hilfsarbeiter zum Bau von Geschützstellungen schicken – Reste
der von ihnen errichteten „Basteien“ kann man bis heute im Wald oberhalb der Burg erkennen. Kommandanten, militärisch geschultes Personal und Artillerie musste der Kaiser beistellen, und dann konnte die Beschießung der Burg begin-nen. Die Taktik sah damals so aus, dass die Mauern einer Stadt oder Burg so lange bombar-diert wurden, bis irgendwo eine Bresche entstand. Das versuchten die Rauhensteiner durch eine „gar feste“ Gegenwehr zu verhindern: Sie werden versucht haben, das Personal an den Kanonen durch Armbrustschützen zu dezimieren, vor allem aber, durch Ausfälle die gefährli-chen Geschütze zum Schweigen zu bringen. Vergeblich
– nach einer (leider nicht genannten) Zeit entstand die fatale Bresche, durch die die Mannschaft der Kaiserin die Burg stürmen konnte. Von Todesopfern hören wir übrigens, trotz der grimmigen Entschlossenheit auf bei-den Seiten, nichts. Die Gefangenschaft der Rauhensteiner kann lange gedauert haben, denn Wilhelm von Puchheim (wieder ein Burgherr, der nicht wusste, womit sich seine Mannschaft so die Zeit vertrieb) war über die gewaltsame Einnahme seiner Burg derart empört, dass er sich auf gar keine Verhandlungen einließ, sondern dem Kaiser kurzerhand einen Fehdebrief schickte! Die Kämpfe gingen noch Jahre lang hin und her, wobei letztlich natürlich
der Kaiser die Oberhand behielt. Als Folge der Unbotmäßigkeit des Puchheimers blieb seine Burg nun auf Dauer
in kaiserlichem Besitz, doch das ist eine andere Geschichte.

Noch ein kurzes Wort zum weiteren Schicksal der Kaiserin Eleonore. Die Kur in Baden hatte auf Dauer keine Abhilfe
gebracht. 1467 wurden sowohl die Kaiserin als auch ihr kleiner Johann schwer krank. Das Baby starb gleich,
die Kaiserin versuchte es noch einmal mit einer Kur in Baden, aber auch ihr war noch im selben Jahr ein früher
Tod beschieden.

 

Schloss Weilburg in Baden: Symbol einer Liebe
Erzherzog Carl und Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg
Obmann StR Hans Hornyik

Ein Badener Mythos
1945 bis 1964 zerstört, ist die Weilburg heute in Badener Myathos, vergleichbar mit dem Stadtschloss in Berlin. Abseits des Stadtgebietes von Baden gelegen, strahlte Schloss Weilburg den Charakter des adeligen landsitzes in einer weitläufigen Parkanlage mit auffallend repräsentativer Wirkung aus. Es war geradezu eine Antithese zum bürgernahen Stadthaus am Hauptplatz, das Kainder Franz I. bewusst als Sommersitz gewählt hatte.

Schloss Weilburg, mit einer Länge von 100 Klaftern (ca. 187 Meter), 43 Fensterachsen an der Nordseite und rund 200 Wohn- und Wirtschaftsräume, zählt zu den bedeutendsten klassizistischen B auten in Österreich. Durch seine außergewähnlich schöne Lage war es ein beliebtes Motiv für Landschaftsmaler wie Jakob und rudolf von Alt, Thomas Ender, Balthasar Wigand oder Eduard Gurk. Zu Scharen pilgerte die Wiener Gesellschaft nach Baden, um Carl und Henriette und ihren für die Zeit einzigartigen Wohnsitz zu besaunen,.

Ein Bauwerk, seiner Zeit weit voraus

Joseph Kornhäusl verwirklichte mit Raumstrutkur und technischer Ausführung der Weilburg den forschrittlichsten Bau der Zeit, der strukturell den Typus Villa bereits vorwegnimmt. Die bestern Künstler, Ingenieure und Handwerker wurden engagiert, um am Puls der Zeit das Beste und Qualitätsvollste hervorzubringen. Einzelne Einrichtungen wie ein eigener Swimmingpool weisen schon auf Entwicklungen des noch fernen 20. Jahrhunderts hin.


Die Weilburg war bis 1918 sommerlicher Wohnsitz von Erzherzog Carld, Erzherzogin Henriette und deren Nachkommen. Sie war stets ein Hort der Liebe, ein familärer Treffpunkt abseits affizieller Verpflichtungen, militärischer Aufgaben und wirtschaftlicher Interessen. Hier gab es Erholung Müßiggang. So schreib Erzherzog Carl an Prinz Friedrich August von Sachsen: "Das Sitzen und brüten auf einem einsamen Schlosse, zwischen Burgen, Felsen und Wald, bestärkt die üblen Gewohnheiten.

Ausstellung im Kaiserhaus: Eröffnung am 24. April
Die Ausstellung im Kaiserhaus für die Saison 215 erinnert an dieses bedeutendste klassizistische Bauwerk Österreichs, seine Bewohner und vor allem an zwei außergewöhnliche Perönlichkeiten: Erzherzog Carl von Österreich, der "Sieger von Asparn" und seine liebenswürdige Gemahling Henriette, die neben vielen Verdiensten auch den protestantischen Brauch des Aufstellens eines Christbaums am kaiserlichen Hof etablierte, der daraufhin in ganz Österreich rasch Verbreitung fand. Der 200. Jahrestag der Hochzeit dieses Traumpaares des Biedermeiers am 17. September des Jahres ist Anlass für die Ausstellung. Sie wurde von Dr. Bettina Nezval, bekannt durch ire Monographien über die Badener Villen der Kaiserzeit und Joseph Kornhäusel kuratiert und Mag. Christian Rapp inszeniert. Ihm verdankt Baden die hervorragende Präsentation Beethovens im Beethovenhaus. Architekt Dipl.Ing. Gerhard Lindner gestaltete die Einrichtung.

Ort .........................................Kaisehaus Baden, Hauptlatz 17, 2500 Baden

Ausstellungsdauer............25. April bis 1. November 2015

Öffnungszeiten...................Di bis So und Feirtage 10-18 Uhr, Mo geschlossen




Franz vom Hag kommt an den Galgen! ---- Fortsetzung

Eine Serie von Dr. Rudolf Maurer

Und nicht viel später kam ein Tag,
da zog derselbe Franz vom Hag
von seinem Waltersdorfer Schloss
auf Abenteuer hoch zu Ross.
Mit seinen besten Mannen
eilt' damals er von dannen.

Er wählte vierundzwanzig aus,
die anderen ließ er zuhaus.
Er hatte einen bösen Plan:
Wer immer ihm entgegen kam,
der müsste daran glauben,
den wollte er berauben.

Von Waltersdorf zwei Meilen weit
wohnte ein Ritter kampfbereit,
ein Pottendorfer von Geburt,
und seine Burg hieß Ebenfurt.
Den Namen will ich nennen:
Herrn Jörg soll jedekennen!

Man brachte ihm die Mär ins Haus:
"Der Franz, der reitet wieder aus!"
Da brach er auf in schnellem Ritt,
nahm vierundvierzig Reiter mit;
sie trabten durch die Fluren
und folgten Franzens Spuren

bis zu der Feste Scharfeneck.
Dort rastete der Franz ganz keck.
Herr Jörg griff an mit frischem Mut,
doch auch der Franz war auf der Hut.
Mit all seinen Genossen
war er zum Kampf entschlossen.

Dem Jörg ward kräftig zugesetzt,
doch hatten sie sich überschätzt.
Der Kampf war eben recht entfacht
schon spürten sie die Übermacht:
Die Räuber mussten weichen
vor Jörgens harten Streichen.

Sie sprengten fort in Angst und Pein,
die Pottendorfer hinterdrein.
Die Räuber packte wilder Schreck:
Der warf das Schwert, die Lanze weg,
der ließ die Armbrust fallen,
und so erging es allen.

Eisenhut, Handschuh ohne Zahl
sah man da fallen überall.
Der eine floh in wildem Ritt,
denn ihn verfolgten sie zu dritt;
der andre ward von zweien
gehetzt mit lautem Schreien.

Von so viel Unglück, Müh und Plag,
von so einer Verfolgungsjagd
hat man seitdem nie mehr gehört.
Der eine ward vom Ross gezerrt,
jedoch manch andrer wieder
stürzte getroffen nieder.

Viel Blut floss beiderseits dabei,
doch blieben nur drei Räuber frei,
die andern wurden festgesetzt.
Es wurde auch zu guter Letzt
der Franz noch festgenommen;
fast wäre er entkommen.

Zwei Armbrustschuss weit war er schon
in Richtung Waltersdorf entflohn,
da stellte man ihn doch noch und
schlug ihn im Kampf gefährlich wund;
man bracht' den tödlich Wunden
nach Ebenfurth gebunden.

Enttäuschend - kein Wort von Baden! Der letzte Raubzug des Franz vom Hag geht von Unterwaltersdorf aus. Die Verfechter von Recht und Ordnung kommen aus Ebenfurth, sie stehen unter der Leitung des Jörg von Pottendorf. Gestellt werden die Räuber bei Scharfeneck am Leithagebirge. Nach ihrer Überwältigung werden die gewöhnlichen Räuber in das Ortsgefängnis von Ebenfurth gebracht. Standesunterschiede müssen sein, und so kommt ihr Anführer, der ja immerhin ritterlichen Ursprungs ist, ins Burgverlies von Ebenfurth. Während das niedere Volk großteils gleich im Gefängnis stirbt, wird Franz vom Hag so weit gesundgepflegt, dass man ihn dann in feierlicher Zeremonie aufhängen kann. Auch dabei ist von Baden keine Rede, und von sechs Schimmeln schon gar nicht - man wird ihn wohl gleich in Ebenfurth aufgeknüpft haben.


Schade um die schöne Badener Sage! Dabei hatte sie sogar noch ein Nachspiel. Als am Hühnerberg, bzw. auf seinem Vorgipfel, dem Richtberg, an der Stelle des ehemaligen Galgens die Theresienwarte errichtet wurde, fand man nämlich ein Skelett. Natürlich war es ganz Baden sofort klar: Es waren die Gebeine des Franz vom Hag! Der Schädel wurde ins Rollettmuseum gebracht und war dort bis vor wenigen Jahren in der Schädelsammlung ausgestellt - als Schädel des Franz vom Hag. Auch damit ist es nun nichts! Aber immerhin ließ sich die Identität des Verstorbenen klären. Im Jahre 1745 verfiel nämlich ein "fremder Hausknecht" (nicht einmal sein Name war in Baden bekannt!) in Depressionen und erhängte sich in seiner Wohnung am Renntor. Ein Selbstmörder durfte aber nicht in geweihter Erde begraben werden, und so wurde er im Schinderkarren auf den Richtberg gebracht und dort unter dem Galgen verscharrt. Dieses außerordentliche Ereignis wurde natürlich auch der NÖ. Landesregierung gemeldet, die sich jedoch kritisch dazu äußerte: Es sei zwar vorschriftsmäßig verfahren worden, doch sei die Vorschrift mittelalterlich und überholt - das nächste Mal sei vorher der Rat der Landesregierung einzuholen! Damit war dies die letzte Amtshandlung am Richtberg, und so können wir sicher sein, dass der Schädel im Rollettmuseum der des "fremden Hausknechts" ist!

In der nächsten Ausgabe unseres Nachrichtenblattes:
"Wie die Römische Kaiserin dem Herrn von Puchheim das Schloss Rauhenstein abnahm"

 

Franz vom Hag kommt an den Galgen!

Schon hatten die 400 Böhmischen Brüder unter ihrem Anführer Franz vom Hag Baden fest in der Hand. Sie hatten die Burgen Rauheneck und Weikersdorf erobert und brauchten sich nicht mehr in der Putschanerlucken zu verstecken. Da endlich beschloss der Kaiser, dem Unfug ein Ende zu bereiten. Die Burgen wurden zurückerobert, die Anführer gefangen genommen und die restliche Bande zerstreut.
Die Anführer ließ der Kaiser auf dem Hühnerberg aufhängen, damit sie im ganzen Land ringsum als abschreckendes Beispiel zu sehen seien. Da es üblich war, den Delinquenten vor der Hinrichtung noch einen letzten Wunsch zu gewähren, wünschte sich Franz vom Hag, von sechs Schimmeln zum Galgen geführt zu werden, und die Bitte wurde ihm erfüllt.
Als dann Baden einige Jahre später seine eigene Gerichtsbarkeit bekam, wurde der Hühnerberg zum ständigen Hinrichtungsplatz bestimmt. Und dort erhielt Baden eines seiner drei Wahrzeichen, den höchsten Galgen im ganzen Land. Auch behielt es das Vorrecht, seine Delinquenten mit sechs Schimmeln zum Galgen hinausführen zu lassen.

So weiß es der Badener Volksmund, so oder ähnlich haben wir es alle in der Volksschule gelernt. Auch dazu hat Michel Beheim einen Bericht geliefert.
Doch sehen wir uns zuerst das historische Umfeld an. Im Laufe des Jahres 1463 starb Herzog Albrecht VI., der ehrgeizige Bruder Kaiser Friedrichs III. Da er der Hauptunruhestifter war, kam es nun zu einem Frieden - theoretisch, denn jeder der Kontrahenten hatte Söldnerbanden angeworben und mehr oder weniger pünktlich bezahlt, und die wurden nun entlassen und zogen arbeitslos, aber umso beutelustiger durchs Land. Geduldig machte sich Kaiser Friedrich ans Aufräumen. Gegen Ende des Jahres wurde der treue Hager in Weikersdorf befreit, das haben wir schon gehört. Und 1464 ging es Franz vom Hag an den Kragen, wie wir gleich hören werden!

Und nicht viel später kam ein Tag,
da zog derselbe Franz vom Hag
von seinem Waltersdorfer Schloss
auf Abenteuer hoch zu Ross.
Mit seinen besten Mannen
eilt' damals er von dannen.

Er wählte vierundzwanzig aus,
die anderen ließ er zuhaus.
Er hatte einen bösen Plan:
Wer immer ihm entgegen kam,
der müsste daran glauben,
den wollte er berauben.

Von Waltersdorf zwei Meilen weit
wohnte ein Ritter kampfbereit,
ein Pottendorfer von Geburt,
und seine Burg hieß Ebenfurt.
Den Namen will ich nennen:
Herrn Jörg soll jeder kennen!

Man brachte ihm die Mär ins Haus:
"Der Franz, der reitet wieder aus!"
Da brach er auf in schnellem Ritt,
nahm vierundvierzig Reiter mit;
sie trabten durch die Fluren
und folgten Franzens Spuren

bis zu der Feste Scharfeneck.
Dort rastete der Franz ganz keck.
Herr Jörg griff an mit frischem Mut,
doch auch der Franz war auf der Hut.
Mit all seinen Genossen
war er zum Kampf entschlossen.

Dem Jörg ward kräftig zugesetzt,
doch hatten sie sich überschätzt.
Der Kampf war eben recht entfacht -
schon spürten sie die Übermacht:
Die Räuber mussten weichen
vor Jörgens harten Streichen.

Sie sprengten fort in Angst und Pein,
die Pottendorfer hinterdrein.
Die Räuber packte wilder Schreck:
Der warf das Schwert, die Lanze weg,
der ließ die Armbrust fallen,
und so erging es allen.

Eisenhut, Handschuh ohne Zahl
sah man da fallen überall.
Der eine floh in wildem Ritt,
denn ihn verfolgten sie zu dritt;
der andre ward von zweien
gehetzt mit lautem Schreien.


 

Franz vom Hag besetzt Weikersdorf
von Dr. Rudolf Maurer, Rollettmuseum Baden


Michael Beheim, geb. 1419 in Württemberg, war gelernter Weber, trat aber 1439 in den Kriegsdienst. Seit etwa 1455 stand er in österreichischen Diensten und war bis 1465 ein geachteter Begleiter Kaiser Friedrichs III. - er brachte es bis zum Hauptmann. Als aufmerksamer Beobachter seiner Zeit schrieb er "Das Buch von den Wienern", das die dramatischen Ereignisse der Jahre 1462 - 1465 in Form einer Reimchronik schildert. Den Lebensabend dürfte Beheim wieder in seiner Heimat verbracht haben (†1474).
Im Falle Beheims erfahren wir auch, warum man Chroniken in der für uns ungewohnten Form von Reimereien abfasste: Lesen konnte niemand, vorlesen wäre zu fad gewesen, und so musste eine Chronik, um erfolgreich zu sein, singbar gemacht werden - man konnte sie dann zur Begleitung einer Drehleier o.ä. vortragen! Im "Buch von den Wienern" ist den erhaltenen Handschriften sogar die passende Melodie beigefügt. Wenn Sie Noten lesen können, können Sie sich also meine Übersetzung der Chronik Beheims vorträllern!
Zwei markante Episoden interessieren uns Badener direkt: die hinterlistige Besetzung des Schlosses Weikersdorf durch einen tief gesunkenen österreichischen Ritter mit Hilfe einiger böhmischer Söldner - und das böse, aber verdiente Ende, das dieser wenig als ein Jahr später erlitt. Wir versetzen uns also in das Jahr 1463, als zwischen den verschiedenen Linien des Hauses Habsburg ein verheerender Bürgerkrieg ausgebrochen war, dessen Zentrum in Niederösterreich lag. Im Zuge dieser Ereignisse kam es auch in Baden zu einer Katastrophe, und obwohl der Bericht in seiner breiten Ausmalung wie eine besonders grimmige alte Sage klingt, wird er von einem weiteren berühmten Zeitzeugen namens Thomas Ebendorfer bestätigt. Hier die Erzählung aus Beheims "Buch von den Wienern":

Ein guter Mann war mir bekannt,
der war Siegmund Hager genannt.
Fern lag ihm Hass und Zwistigkeit,
drum hielt er Ruhe in dem Streit.
Zu Weikersdorf am Anger -
so hieß sein Schloss, das lang er
bei Kampf und Streit in Obhut nahm,
bis dann das hohe Pfingstfest kam.
Der Franz vom Hag sann hin und her,
wie es mit List zu nehmen wär.
Laschitzky, sein Geselle
war ebenfalls zur Stelle.
Nun hatte Franz vom Hag bei Nacht
zwei fremde Knechte hergebracht
zu einer Burg, die unfern stand -
sie wurde Rauheneck genannt,
ein Schloss, das seine Mannen
schon vorher ihm gewannen.
Dies ist der Plan, den er ersann:
Am Morgen gingen die zwei Mann
nach Weikersdorf zur Feste hin,
zum Hager, und sie baten ihn
sie wollten an drei Tagen
zum Zeitvertreibe jagen,
er möge doch so gütig sein,
ein Netz zum Jagen herzuleih'n;
vielleicht geläng' ein Hasenfang,
dann würden sie nicht säumen lang:
Gleich nach der Jagd Gelingen
wollten sie's wiederbringen.
Das glaubte gern der gute Mann
und nahm's als reine Wahrheit an;
sie logen ihm ins Angesicht,
doch ahnte er die Tücke nicht
und tat nach ihren Bitten,
worauf sie wieder ritten.
Nun rüsteten sich Franz vom Hag
und Laschitzky für den dritten Tag:
Wohl dreißig Leute oder mehr
waren bereit mit ihrer Wehr.
In einem Haus im Orte,
nah bei des Schlosses Pforte,
da hielt die Bande sich versteckt
und lauerte ganz unentdeckt.
Und schon war es der dritte Tag,
seit auf Befehl des Franz vom Hag
die zwei beim Hager waren,
wie ihr zuvor erfahren.
Die Mittagsstunde war vorbei,
da kamen wieder diese zwei;
dem Torwart riefen sie hinein:
"He, hol das Hasennetz herein!"
Der Wächter an der Pforte,
der hörte ihre Worte.
Er sperrte auf und ging vors Tor.
Da traten auch die beiden vor
und hielten ihm das Jagdnetz hin.
Als er es nahm, da packten ihn
die Schurken: Mit dem Beile
erschlugen sie in Eile
den Wächter, der das Tor freigab -
gespalten hing sein Haupt herab.
Die zwei, die ich genannt zuvor,
die sprangen nun sogleich zum Tor;
der Kampf war kaum begonnen,
war dieses schon gewonnen.
Und Narek, Dubsky, Franz vom Hag
lustwandelten an diesem Tag
in Frauenkleidern, unentdeckt -
darunter war das Schwert versteckt.
Die kamen nun gesprungen,
der Streich war wohlgelungen.
Laschitzky lag ja auch bereit
in einer Hütte gar nicht weit.
Mit seinen dreiundzwanzig Mann
griff er sogleich die Feste an,
und ohne zu verweilen
ließ er zum Kampf sie eilen.
Der Hager war in seinem Bau
fast ganz allein mit seiner Frau:
Vier Mann war seine ganze Macht,
von ihnen war die Burg bewacht.
Verzweifelt war die Lage,
vergebens alle Plage.
Des Hagers Feste ward verheert,
er selbst ins Burgverlies gesperrt.
Dort lag er - das ist wirklich wahr -
gefangen fast ein halbes Jahr,
bis seines Herzogs Mannen
die Freiheit ihm gewannen.
Der Franz betrieb noch allerhand
Verbrechen, Freveltat und Schand,
Verwirrung, Hader, bösen Streit -
das aufzuzählen fehlt die Zeit.
Und immer war sein Sinnen,
noch Schlimm'res zu beginnen.








Stadtmauer und Südost-Turm
Südost-Ecke der Frühneuzeitlichen Stadtmauer von Baden.

Ende 2011 wurde in der Grabengasse eine Plakatwand entfernt. Die dahinter liegende Mauer konnte der Autor dieser Zeilen als Rest der frühneuzeitlichen Stadtmauer identifizieren. Eine erste Bewertung der Mauer wurde Anfang 2012 im Urania-Nachrichtenblatt veröffentlicht. Die genaue bauhistorische Untersuchung von Dr. Marina Kaltenegger und DDr. Patrick Schicht hat überraschende neue Ergebnisse gebracht. Dieser Artikel gibt den aktuellen Forschungsstand wieder.
1480 erhob Kaiser Friedrich III. Baden zur Stadt. Diese Rangerhöhung war mit der Verpflichtung verbunden, eine Stadtmauer zu errichten. 100 Jahre Bauzeit zeigen den Widerwillen der Badener dem nachzukommen. Man versuchte die Kosten so gering wie möglich zu halten. Wesentliche Teile der Stadt blieben im Westen, Süden und Osten außerhalb der neuen Mauern.
Die Ringmauer war an den sechs Ausfahrtsstraßen von Stadttoren durchbrochen und an strategisch wichtigen Stellen mit Türmen verstärkt. Einer dieser Türme war an die abgeschrägte Ecke der Grabengasse angefügt. Die Dreiviertelrundung ist noch auf alten Plänen zu erkennen, am Mauerwerk und an den daran erhaltenen Verputzen lässt sich die Baugeschichte ablesen.
Die Stadtmauer war vorwiegend aus Bruchsteinen errichtet, lediglich für Scharten und Wandöffnungen mit Wölbungen sind bereits Ziegel verwendet worden. Die Ziegelfüllungen im oberen Abschluss der Mauer wurde 2012 als ausgemauerter Zinnenkranz missgedeutet. Tatsächlich handelt es sich um eine erhaltene Schießscharte, für deren Gewände Ziegel verwendet wurden.
Die Mauerabschrägung an der 90° Ecke der Grabengasse bei der Kreuzung mit Am Fischertor ist die stadtseitige Mauer des ehemaligen Turms. Seine Maueransätze sind an den teilweise noch erhaltenen geraden Verputzkanten zu erkennen. Der Innenputz des Turmes endet nach oben hin halbkreisförmig und belegt damit die Wölbung des Raumes. Links ist durch den in die Turmwandung hineinreichenden Verputz eine Wandöffnung (Scharte) nachzuweisen, in der Leibung sind Kritzeleien mit Rötel zu sehen. Was heute wie ein vermauertes Fenster aussieht, war der Zugang in diesen Turm.
Der oberste Teil der Stadtmauer ist nicht erhalten, die untersten Teile sind verschüttet. Das heutige Gehsteig- und Straßenniveau liegt deutlich über der Sohle des hier bis ca. 1800 verlaufenden Stadtgraben.
Um 1800 wurde die Stadtbefestigung aufgegeben, alle Tore, Türme und Bastionen geschliffen, die Mauern teilweise abgebrochen, teilweise als normale Haus- oder Gartenmauer weitergenutzt. Der Eckturm in der Grabengasse wurde zwischen 1788 und 1795 abgebrochen.

 

 

Beschreibung des schönen Baaden bei Wien
Teil 2 (Hotel Stadt Wien) von Hans Hornyik


Der erste Teil dieser Fremdenverkehrswerbung aus 1843 führte uns durch die Stadt Baden. Im zweiten Teil wird das Hotel Stadt Wien beschrieben - und wie gesagt: alles amtlich eingetragen im Grundbuch der Herrschaft Weikersdorf.
- Neben dem Hause [Hotel Stadt Wien], steht das sogenannte Kaiserhaus, rechts ihm zur Seite der Gasthof zum Hirschen, ihm gegenüber das Rathhaus, wenige Schritte davon entfernt der allgemein besuchte Park.

Das Hotel selbst besteht aus einem Vor- und einem Hintergebäude, wovon das erstere mit der Aussicht auf den großen Hauptplatz, eine Facade mit 17 Fenstern hat, und wozu der Aufgang über eine große weite Treppe führt, das letztere viele Gassen- und Hofzimmer enthaltend, ist hell und belebt, und wird mit dem Vorderhause durch einen großen Hof verbunden, in welchen man, durch den immer wegen Verkehr sich in eine Hauptstraße versetzt glaubt. Insgesamt enthält es 40 schöne elegante Passagier-Zimmer, zwei grandiöseSpeisesääle, und einen großen pompös dekorierten Tanzsaal, der an Reichthum und Geschmack keinen Vergleich zu scheuen hat. Mehr als 100 Fenster bringen Licht in die weitläufigen Lokalitäten.

Ein großer sorgfältig erhaltener und gepflegter Garten, mit einem daranstoßenden Salon, biethen im Sommer den immer sehr zahlreich versammelten Gästen, die willkommene Gelegenheit, sich allda den Tisch- und Ballfreuden zu überlassen. - Zu ebener Erde befindet sich das große Gast- und Extrazimmer, wo auch zur Zeit des strengsten Winters sich fröhliche Gesellschaften, nicht allein aus Badenern, sondern auch aus Wienern bestehend, vereinigen, um den ihnen im Sommer so liebgewordenen Vergnügungsort nicht zu lange entbehren zu müssen. - Die Erwähnung von Stallungen für beinahe 50 Pferden, vieler Remisen, und großer Keller, sollen die Aufzählung aller nothwendigen, und der Bequemlichkeit angehörigen Lokalitäten, deren dieses Hotel im reichsten Maße enthält, vollenden.

Die berühmten, stets von der Elite der großen Welt in übermäßiger Zahl besuchten Tanzunterhaltungen und Reunions, welche selbst im Winter nicht unterbrochen werden, biethen die sicherste Bürgschaft für die Schönheit und Annehmlichkeiten, welches dieses Hotel vor so vielen anderen seinesgleichen auszeichnet.

 

Beschreibung des schönen Casino in Baaden bei Wien
Teil 1 von Hans Hornyik

Die Recherchen zur Geschichte der Weilbur bringen immer wieder interessante Nebensachen zu Tage. So findet sich im Satzprotokoll des Grundbuchs der Herrschaft Weikersdorf, für das Jahr 1843 folgende Fremdenverkehrswerbung. Es belibt unklar, warum sich dieser Eintrag dorthin verirrt hat. Jedenfalls soll er den Mitgliedern der Badener Urania nicht vorenthalten werden!

Was besucht nicht sowohl von Einheimischen als Fremden jeden Sommer den reizenden von Vergnügungen so manigfacher Art reichen Bade- und Brunnort Baaden, in welchem alljährlich hierda Tausende die lang entbehrte Gesundheit wieder finden. Was zählt nicht der Ausflug dorthin unter allen Umgebungen Wiens zu den angesehensten, zumahl jetzt, wo das Beförderungs-Mittel - die Eisenbahn, schon selbst die Fahrt so bequem interessant und belustigend macht, wo Baaden so zu sagen , nun eine Vorstadt Wiens geworden ist. Wie wenig Zeit ist heut zu Tage erforderlich, um sich mehrere frohe Stunden an diesem lieblichenAaufenthaltsorte zu bereiten, der Stadt und Land so eng verbindet, und die Wünsche aller Besucher so reichaltig befriediget, und wer hat jemahls Baaden besucht, ohne das schöne Hotel "zur Stadt Wien" früher durch eine lange Reihe von Jahren unter dem wohlberühmten Nahmen "Otto´s Casino" kennengelernt zu h aben. Dieses herrliche in seiner Art großartige Gebäude, befindet sich auf dem schönen Hauptplatze in Baaden, im Mitelpunkt der Stadt. Nur wenige Schritte führen zu dem immer überfüllten Scheiner´schen Kaffehhaus, dem Sammelplatz der politisierenden und schaulustigen schönen Welt, eine kurze Strecke weiter, und man befindet sich im Doblhofischen Garten, am einladenden Kaffehtische, um auf dem Wege nach dem romantischen Helentale, wo in des Berges Schoß die wahrhaft kaiserliche Burg des durchlauchtigsten Erzherzog Carl, die Veste Weilburg prangt, und die ehrwürdigen Ruinen der mittelalterlichen Schlösser Rauheneck und Rauhenstein als Erinnerungen aus der ernsten Vergangenheit in die lustige Gegenwart herabwinken. Aber nicht allein, daß wir uns durch die glückliche Lage des Hotels "zur Stadt Wien" in so kurzer Zeit, in die schönen Umgebungen Baadens versetzt finden, mit einem Blicke übersehen wir auch dort, all die weitgehenden Gefilde, deren treue Schilderung der schwachen Feder unmöglich wird.

PS: Es mach ein wenig betroffen, dass abgesehen von den beiden Burgruinen keine der beschriebenen Lokalitäten die 1960er Jahre überlebt hat.






50 Jahre Sprengung des Weilburg Portikus

Am 19. August 1964 wurde der letzte Rest des Weilburg-Hauptgebäudes gesprengt. Ein viele Jahre andauerndes Tauziehen um eine der bedeutendsten Bauschöpfungen des Klassizismus in Österreich, die Weilburg, war unwiederbringlich verloren. Dieser Beitrag bemüht sich, ein wenig Licht in die letzten Jahre der Weilburg zu bringen.

Privater Sommersitz des "Biedermeier-Traumpaares"
Die Weilburg, 1820 bis 1822 von Joseph Kornhäusel für Erzherzog Carl bzw. dessen Gemahlin Henriette von Nassau-Weilburg erbaut, war bis zum Ende des ersten Weltkrieges ein ausgesprochen privater Sommersitz der Nachkommen dieses "Traumpaares der Biedermeierzeit". Mit dem Entschluss Erzherzog Friedrichs (1856-1936), auf die österreichische Thronfolge nicht zu verzichten und dem damit verbundenen Einreiseverbot in die junge Republik, wurde die Weilburg zum Problemfall. Bereits 1919 wurden die besseren Möbel und Einrichtungsgegenstände in die Schlösser Halbturn und Ungarisch-Altenburg gebracht. Diese Schlösser erlitten in den 1940er-Jahren dasselbe Schicksal wie die Weilburg: sie verbrannten und mit ihnen die Möbel der Weilburg. Bis 1938 gab es eine große Zahl an nicht verwirklichten Ideen für die Entwicklung der leerstehenden Immobilie, die jedoch allesamt nicht umgesetzt wurden.

Zerstörung durch
Deutsche Wehrmacht
1938 mietete sich die Deutsche Wehrmacht in der Weilburg ein. Bis zur Fertigstellung der Martinekkaserne hausten die Soldaten der 14. Batterie des 8. FlakRegimentes in Schloss und Garten. Der von Erzherzog Carl mit einem riesigen Rosarium ausgestattete Garten wurde durch die Errichtung von Baracken zerstört. Im Schloss wütete die Soldateska wie die Vandalen. Berichte aus 1939 schildern zerstörte Figurengruppen, herabgerissene Tapeten, zerschlagene Möbel, Türen und Fens-
ter, Brandschäden u.v.m.. So fand die Pracht des Schlossinneren schon vor dem Großbrand 1945 ein klägliches Ende. Die Einquartierung eines Getreidelagers in die Belletage des Schlosses konnte im Dezember 1939 in letzter Minute gerade noch verhindert werden. Am 30. Jänner 1940 stellte die Zentralstelle für Denkmalschutz das Schloss unter Schutz.


Weilburg fällt Flammen und dubiosen Entscheidungen zum Opfer
Ab April 1943 bis zum Ende des Weltkrieges diente die Weilburg als Kaserne für das Regiment Brandenburg, um das sich viele Geschichten ranken. Zu Kriegsende kämpfte hier die Waffen-SS. Am 2. April 1945 ging das Schloss in Flammen auf. Zeitgenössische Berichte sind sich einig, dass die abziehenden deutschen Einheiten das Feuer gelegt hatten, welches in Folge 14 Tage lang brannte. Der örtlichen Feuerwehr wurde das Löschen des Brandes untersagt.
1946 wurde die Genehmigung erteilt, den Bauschutt und gefährdende Teile der Innenmauern der Brandruine sowie die halbrunden Stall- und Remisengebäude zu entfernen. Das riesige Kupferdach diente dem Wiederaufbau des Belvederes und des Stephandoms in Wien sowie zur Beseitigung von Kriegsschäden in Baden. Die beteiligten Baufirmen beseitigten jedoch Mauern weit über das genehmigte Ausmaß hinaus. ALLE Innenmauern, ebenso wie eine Schneise in die Außenmauer, gingen verloren bzw. wurden als Baumaterial für den Wiederaufbau verwendet. Der Brandschutt blieb hingegen liegen.
Im Nachhinein gesehen war dies der eigentliche Todesstoß für die Weilburg. In den kommenden Jahren sollte sich herausstellen, dass niemand bereit war, die Kosten für eine Wiederherstellung zu tragen. Dass der Verwaltungsgerichtshof dem Bundesdenkmalamt (BDA) bei der Verteidigung der Weilburg in den Rücken gefallen ist, sei nur nebenbei erwähnt. Jede Genehmigung, weitere Teile der Ruine abbrechen zu dürfen, führte "aus statischen Gründen" unweigerlich in den nächsten Abbruch. Ende 1958 gab das BDA die Ruine mit Ausnahme von Portikus und Kapelle zum Abbruch frei, der jedoch erst 1963/1964 erfolgten sollte. Der nun exponiert stehende Portikus war den Liegenschaftsentwicklern ebenso ein Dorn im Auge wie die weitgehend unbeschädigte Kapelle. Gegen einen Sturm des Protestes, der von engagierten Bürgern ebenso getragen wurde, wie von der österreichischen Tagespresse, gab das Unterrichtsministerium als zweite Instanz im Denkmalschutzverfahren und in der Folge auch die Stadtgemeinde den Bodenspekulanten nach.
Die Kosten für die Sicherung des beschädigten Portikus wollte niemand übernehmen, sodass die Säulen der Weilburg im Helenental am 19. August 1964 endgültig fielen. Hans Hornyik

 

 

Auferstehung der Weilburg

1821 bis 1823 von Joseph Kornhäusel für den österreichischen Helden der Franzosenkriege, Erzherzog Carl und dessen junge Frau Henriette von Nassau-Weilburg errichtet, war die Weilburg das be­deutendste klassizistische Bauwerk Österreichs. Das riesige Gebäude fügte sich harmonisch in die Landschaft am Eingang ins Helenental. Es gibt nur wenige Orte, die im 19. Jahrhundert so oft gemalt wurden, wie die Weilburg und ihre Umgebung.

Bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Gebäudekomplexes stellte sich rasch die Frage, worum es sich da eigentlich handelt. Die Weilburg ist ein Sommersitz, aber kein Schloss mehr, aber auch noch keine Villa. Sie steht quasi als Zwitter zwischen den Epochen der Architekturgeschichte. technisch auf der Höhe der Zeit, Die Voraussetzungen waren auch in Österreich für den barocken Schlossbau mit dem Durchbruch der Aufklärung im Rahmen der Napoleonischen Kriege zu Ende gegangen. In der Aussenerscheinung schließt Kornhäusel noch einmal an den barocken Schlösserbau an. Die funktionelle Entwicklung des Hauses weist aber schon in die Zukunft. Als reines Sommerdomizil für die Familie fehlen die meisten Elemente herrschaftlicher Repräsentation, womit im Inneren eigentlich eine Frühform der Villa vorliegt.

Die Weilburg war bis zum Ende der Monarchie der zentrale sommerliche Treffpunkt der Nachfahren von Carl und Henriette. Noch 1912 wurde kräftig investiert. Neue Fäkalkanäle, eine Tankstelle und ein neues Gärtnerhaus dienten der Modernisierung. Erzherzog Friedrich war 1919 nicht bereit auf die Thronfolge zu verzichten und musste deshalb Österreich verlassen. Damit hatte die Weilburg ihre Funktion für ihre Eigentümer verloren. In der Zwischenkriegszeit gab es mehrere erfolglose Versuche, das Schloss mit Leben zu füllen.

1939 bis 1945 diente sie als Lazarett. 1945 brannte das Hauptgebäude aus. Die Erklärungen über die Ursachen bleiben widersprüchlich und im Dunkeln. 1964 wurden die Brandruine, aber auch unbeschädigte Teile wie die Kapelle, Opfer der Bauspekulation. Die Sprengung hat dem Helenental seine berühmte Ansicht und Österreichs Kunstgeschichte eines ihrer wichtigsten Bauwerke beraubt.

Mit einer Sonderausstellung im Kaiserhaus aus Anlass des 200. Hochzeitstages von Carl und Henriette wird 2015 an die Weilburg erinnert. Im Bereich des Weil­burg­areals werden im kommenden Jahr die verbliebenen Gebäude (z.B. die Kavaliershäuser) und die weitläufigen Reste der Parkanlagen wieder ins Bewusstsein der Badener gehoben. Die Urania lädt als Einstieg in dieses Weilburgjahr am 17. Mai zu einer Bauhistorische Exkursion. Die Details entnehmen Sie dem Programm.

 

 

Aus der Serie von Dr. Rudolf Maurer:

Friedrich der Landfahrer und seine Abenteuer

Aus der Serie von Dr. Rudolf Maurer
Ende 1328 wurde Friedrich wieder vom Fernweh gepackt, und so war es geradezu eine Fügung, dass König Johann von Böhmen Mitstreiter für einen Kreuzzug suchte. König Johann war damals der Inbegriff der Ritterlichkeit - von seinem vornehmen Verhalten gegenüber Alber von Rauhenstein haben wir ja schon gehört -, und einen echten Kreuzzug hatte es schon seit hundert Jahren nicht mehr gegeben. Wenn er auch nicht mehr ins Heilige Land ging, sondern nur mehr ins heidnische Preußen, so hatte ihn doch niemand Geringerer als der Papst ausgerufen! So beteiligte sich auch Friedrich an der Zwangsbeglückung einiger tausend Preußen. Das Unternehmen zog sich bis in den Mai 1326, und dann durfte Friedrich auch zu dem großen Turnier mitfahren, das der Herzog der Bretagne für den 21. Oktober in Tours angesetzt hatte - zu Ehren des großen Köngis Johann! "Dabei sein ist alles", war wohl schon damals die Devise, zumindest für Ministerialen vom Rang eines Friedrich von Chreuspach - die spektakulären Erfolge waren bei einem solchen Nobelturnier natürlich für die gekrönten Häupter reserviert!

Der Kreuzzug nach Preußen und das Turnier von Tours

Danach schloss sich der große Mann
dem Zug des Böhmenkönigs an.
Er zog mit König Johanns Schar
nach Preußen, das noch heidnisch war.
Beim Angriff auf das erste Schloss
gab er die Sporen seinem Ross
und stürmte allen andern vor.
Er war als erster an dem Tor,
sein Mut gab allen Christen Kraft!
So zwangen sie mit Leidenschaft,
durch Sturmangriff in hellen Haufen,
fünftausend Heiden sich zu taufen.
Sechs Burgen nahm man ihnen ab
im Sturm, wie ich erfahren hab.
Und doch - beachtet, was ich sage! -
war man im Lande nur elf Tage!

Dann zog er um des Ruhmes Lohn
nach Tours in Frankreich, in Touronne.
Dort gab der Herzog von Bretagne,
ein ritterlich vollkomm'ner Mann,
für König Johann ein Turnier -
den ehrt' er als der Ritter Zier.
Da schlug sich auf dem weiten Feld
mit ritterlichem Mut der Held.

Als König Johann vom Turnier zurückkehrte, fand er sein Land Mähren in wilder Unordnung, weil eine Fehde der Rauhensteiner von Feldsberg ausgeufert war - wir haben schon davon gehört. Sogleich trat König Johann andie Seite seiner Landsleute und verbündete sich mit den Ungarn, so dass Österreich in die Zange genommen wurde. Natürlich musste ihm Friedrich nun den Dienst aufsagen und auf Seiten seines eigenen Landesherrn in den Krieg ziehen. Ein entscheidendes Gefecht entwickelte sich in Kostel bei Nikolsburg (heute Mikulov). Die Böhmen mussten die Flucht ergreifen, es kam zu einer wilden Verfolgungsjagd. Bei einer Brücke entstand ein Flaschenhals, im Stau kämpften die Böhmen verbissen um ihr Leben und dabei wurde wieder einmal Friedrichs Ross getötet, auch Friedrich selbst wurde schwer verletzt. Wahrscheinlich ertrug er das in dem freudigen Bewusstsein, dass er und seine Standesgenossen die Ehre Österreichs gerettet hatten!
Bei dem Zeitraffer, in dem Peter Suchenwirt einen Höhepunkt im ritterlichen Leben Friedrichs auf den anderen folgen lässt, ist nicht festzustellen, in welchen Abschnitt der böhmischen Fehde die Episode auf der Brücke von Kostel fiel, gleich 1330 oder erst 1332 oder 1336. Jedenfalls wurde Friedrich, wie wir schon gehört haben, schwer verletzt und wird sicher eine gewisse Zeit gebraucht haben, bis er wieder abenteuerfähig war. Dazu passt es gut, dass er in den Jahren 1336, 1340 und 1344 in Österreich belegt ist, was in den Jahrzehnten davor nicht der Fall war. Möglicherweise fiel in diese ruhige Zeit (bzw. wie wir Friedrich kennen, wahrscheinlich: vergleichsweise ruhige Zeit!) die Familiengründung. Immerhin war der Land-fahrer nun schon fünfzig Jahre alt, d.h. er hatte die Lebenserwartung seiner Zeit bereits über-reicht oder sogar überschritten! Friedrich hatte zwei Söhne Friedrich und Wilhelm. Friedrich (II.) starb in den 1370er-Jahren relativ jung, und von Wilhelm haben wir nur zwei zentrale Daten: 1361 trat er die Nachfolge seines Vaters als Oberstjägermeister an (d.h. er muss schon erwachsen gewesen sein) und 1419 oder wenig später starb er (d.h. selbst nach heutigen Begriffen wurde er uralt). Rein rechnerisch gehen sich also für Friedrichs Eheschließung und die Geburt der beiden Kinder nur die wenigen Ruhejahre nach der Böhmenfehde aus.


Die böhmische Fehde

Danach entstand ein großes Streiten,
und Friedrich wechselte die Seiten.
Von Böhmen und von Ungarland
kam man mit starker Macht gerannt
und wollt' dem Herrn von Österreich
das Land verwüsten. Doch sogleich
verhinderte die Ritterschaft
die Plünderung mit Mut und Kraft.
Das Land ward rot von Blut gefärbt,
so manchen ward das Fell gegerbt.
Vor seinen wohlgezielten Streichen
mussten die Feinde schließlich weichen.
Da schrien alle: "Stich und Schlag!",
er sprengt' voraus, den Feinden nach.
Er stürmte auf die Brücke los
in Kostel, doch da ward sein Ross
erstochen; eine schwere Wunde
empfing er selbst zu dieser Stunde.
Doch Österreich errang den Sieg -
die Ritterschaft entschied den Krieg.

Der Zug ins Heilige Land

Neapel in Apuliens Land,
so hieß es, sei im Krieg entbrannt.
Er wollte König Robert dienen,
doch bis er hinkam, war schon Frieden.
Da ritt er bis nach Spanien hin,
und ein Franzose zog mit ihm.
Auch dort kam's ohne Kampf zum Frieden,
so dass Herr Friedrich sich entschieden
zur Weiterfahrt zum Heil'gen Grab,
in dem Gott selbst einst drinnen lag.
Auch suchte er auf dieser Fahrt,
so recht nach bester Ritterart,
die heilige Katharina auf.
Nach Babylon zog er darauf -
ich geb euch richtigen Bescheid! -
einundzwanzig Tage weit.
Dann zog er weiter durch das Land
in eine Stadt, die Guzz genannt.
Er hatte diesen Weg genommen,
um bis nach Indien zu kommen.
Das hinderte der Heiden Macht:
Er ward in ein Verlies gebracht
und lag ein halbes Jahr gefangen.
Stets musst' er um sein Leben bangen,
stets musste er in Ängsten schweben:
Werd' ich den nächsten Tag erleben?
In dieser Lage rief der Mann
die heilige Maria an;
er schwor in seiner größten Not
zu fasten bis zu seinem Tod
sechs Tage jede Wochen -
das hat er nie gebrochen,
er hielt es treulich jeden Tag.
Nun half ihm Gott - hört, was ich sag:
Es kamen Händler in das Land,
denen war er gut bekannt
als Ehrenmann und großer Held:
Man lieh ihm ohne Zögern Geld
und trat mit Nachdruck ein für ihn:
So ließen ihn die Heiden zieh'n.
Den Rückweg trat der edle Mann
über die Stadt Venedig an.

Wieder haben wir Anlass, dem Zeitraffer Suchenwirts zu misstrauen, denn Robert v. Anjou, König von Neapel, starb 1343. Sein letzter wenig erfolgreicher Feldzug wurde 1341 abgeschlossen. Das muss also der Zeitpunkt des Eintreffens Friedrichs in Neapel sein. Da Suchenwirt am Ende seiner Ehrenrede resümiert, dass Friedrich sein Fastengelübde elf Jahre lang, bis zum Ende seines Lebens (lt. Grabinschrift 1360), eingehalten habe, müsste seine Gefangenschaft in das Jahr 1349 fallen. Allerdings ist er 1344 in Österreich nachgewiesen. Der Widerspruch ist vielleicht so aufzulösen, dass Fastengebote (und damit wohl auch Fastengelübde) für Reisende nur eingeschränkt galten oder überhaupt ausgesetzt waren. Friedrich hätte also nur in der Heimat oder bei längeren Aufenthalten gefastet. Von seiner "Nordlandreise" ist als einziger ausdrücklich gesagt, wie lange sie dauerte (dreieinhalb Jahre), sie war also offensichtlich die längste seines Lebens. Bedenkt man nun, dass er außerdem noch eine Rundreise um die ganze damals bekannte Welt machte, die allein von der Kilometerzahl her bestimmt auch zwei oder drei Jahre dauerte, so gehen sich elf Jahre Fasten bis 1360 ohnehin nur mehr knapp aus.
Der alte Mann - immerhin war er ja rund 60 Jahre! - wurde also in seinem Tatendrang frustriert, sowohl in Italien als auch in Spanien; aber dort ergab sich Gelegenheit, seine erste Weltreise zu beginnen. Er besuchte das Katharinenkloster am Sinai, Jerusalem, Babylon und wollte weiter nach Indien. Ob mit der Stadt Guzz, die er als Ausgangsbasis für diese Reise wählte, tatsächlich die Provinz Chusistan am persischen Golf gemeint war, wissen wir nicht. Jedenfalls ereilte ihn dort das Schicksal, er wurde eingesperrt und unter bedrohlichen Bedingungen ein halbes Jahr gefangen gehalten - vielleicht hielt man ihn für einen Spion, vielleicht war es nur ein brutaler Erpressungsversuch. Erstmals fühlte sich der Landfahrer ernstlich bedroht und machte ein weitreichendes Fastengelübde. Tatsächlich wurde er bald darauf von bekannten Händlern ausgelöst und konnte über Venedig heimwärts ziehen, wo er wohl im Herbst oder Winter 1343/1344 eintraf.

Dass Friedrich in Venedig eine vertrauenerweckende Ritterschar antraf, mit der er dann nach Armenien zog, ist wohl so zu verstehen, dass sich dort abenteuersuchende Ritter mit diesem Reiseziel sammelten und Friedrich versprach, zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder da zu sein und sich ihnen anzuschließen. Wann das gewesen sein könnte, lässt sich ungefähr einschätzen, denn etwa zur Halbzeit seiner großen Rundfahrt nahm Friedrich am Russlandfeldzug des Schwedenkönigs Magnus Erikson teil, der 1347/48 stattfand. Da die ganze Reise dreieinhalb Jahre dauerte, könnte man sich vorstellen, dass Friedrich im Frühjahr 1346 aufbrach und Ende 1349 wieder heimkam.
Friedrich verbrachte also etwa zwei Jahre in der Heimat, dann ging es mit der neuen Kumpanei nach Armenien. Immer dasselbe - auch dort war der Krieg schon aus, als sie hinkamen! So machte der Landfahrer noch einen kleinen Abstecher nach Jerusalem - es gab schließlich einiges, für das er sich zu bedanken hatte. Über Zypern und Konstantinopel brachte ihn ein Schiff nach Kaffa (heute Feodosja) an der Südküste der Halbinsel Krim, die damals von den Tartaren beherrscht wurde. Von dort ging es über Russland, Polen, und Masowien nach Preußen, wo sich wieder einmal die Gelegenheit ergab, bei den allsommerlichen Kreuzzügen des Deutschen Ordens ein paar Heiden zu erschlagen. Ein ähnliches Unternehmen war gerade in Weißrussland im Gange: Dort wurde Isborsk ("Eisenburg"), die Zugangsfestung der Stadt Pleskau (Pskow) belagert, vielleicht wieder einmal vom Livländischen Orden, der es immer wieder auf sie abgesehen hatte. Bei der Eile, mit der der Landfahrer unterwegs war, fragt man sich, ob er je einen Feldzug zu Ende führte oder immer nur ein paar Schwerthiebe austeilte, bis das nächste Gerücht von einem noch prestigeträchtigeren Krieg eintraf.


Jedenfalls bestand er in Isborsk "in Ehren", da hörte er Vielversprechendes aus Schweden und eilte sofort nach Stockholm, um in die Dienst des Magnus Erikson zu treten, mit dem er dann nach Russland zurückging. Dieser unglückliche Krieg sollte Magnus schließlich die Krone kosten, doch ob Friedrich bis zum bitteren Ende blieb, ist fraglich, denn schon sauste er über Trondheim, Schottland und England nach Irland. Dort war zwar ein herrliches Heer versammelt, aber insgesamt war es ein Reinfall: Wohl gerade wegen der vernichtenden Größe des Heeres kam es dann nicht zur Schlacht! Schadenersatz bot England: Dort platzte Friedrich in eine Seeschlacht, die ein wunderbares (und für viele tödliches) Spektakel bot - nicht weniger als 26 Schiffe sanken mit Mann und Maus! Nun zog er über Holland nach Italien, um seine große Reise mit einer Pilgerfahrt nach Rom abzuschließen. Hatte er auch dringend nötig, würde man aus heutiger Sicht nach all dem Gemetzel, an dem er beteiligt war, sagen! Er selbst sah es wohl als Danksagung, nachdem er den bisherigen Höhepunkt seiner ritterlichen Laufbahn erlebt hatte - oder soll man sagen: überstanden hatte?
Im Gegensatz zu Friedrichs jungen Jahren hören wir nichts von Draufgängertum und besonderen Leistungen, immer nur allgemeine Floskeln. Wie sahen wohl die militärischen Einsätze des alten Mannes aus? Sicherlich machte es überall großen Eindruck, dass es sogar ein so ehrwürdiger Greis für nötig erachtet hatte, für die jeweils natürlich gute Seite zu den Waffen zu greifen. Aber die militärische Einsatzfähigkeit? Man könnte sich vorstellen, dass Friedrich als wertvolles Prestigeobjekt irgendwo hingestellt wurde, wo er eine gute Aussicht hatte und im Kampf nicht allzu sehr gefährdet war. So dass seine Begleiter gut auf ihn aufpassen und notfalls eingreifen konnten …
Ein großartiger Sportler muss der Landfahrer auf jeden Fall gewesen sein - allein die Kilometer-Leistung der Nordlandreise ist beeindruckend!


Einmal um die Alte Welt!
Nehmen wir an, dass Friedrich wieder ein, zwei Jahre zu Hause blieb, um Gefährten und Kapital für die nächste Reise aufzutreiben, so muss er etwa 1351 wieder aufgebrochen sein - vielleicht schenkte er sich selbst diese Reise zum 70. Geburtstag! Diesmal war es wirklich nur mehr ein Kilometerfressen.


Dann kam der edle Mann zum dritten
Mal ins Russenland geritten,
wo sich der König bald ergab:
Er ließ von seinem Bündnis ab,
in dem er mit dem Ungarland
und dessen edlem König stand.
Dann kam der dritte Preußenzug,
wo er die Heiden weidlich schlug;
dann fuhr der edle Ritter stark
nach Schweden und nach Dänemark.
In Holstein, im Westfalenland
ward er durch Heldentum bekannt.
Dann baute er im Hennegau
an seines Ritterruhmes Bau.
Frankreich war sein nächstes Ziel,
dort zeigte er sein Ritterspiel
vor Frankreichs König in Paris.
Dann zog der Edle weiter bis
Sevilla im Granatenland,
wo er manch Abenteuer fand.
Hierauf ritt er durch Aragon
zu werben um der Ehren Kron'.
Mit ungebroch'ner Heldenkraft
bekämpfte er die Heidenschaft.
Dann ritt er an der Küste hin -
nach neuer Seefahrt stand sein Sinn.
Im Hafen von Valencia
schifft' er sich ein nach Afrika:
Das Schiff legt' in Mallorca an,
hielt in Sardinien sodann;
schon war der Ritter tadelsfrei
gelandet in der Berberei.
Er zog bis in die Stadt Tunis,
wo er sein Kampfspiel sehen ließ.
Dann fuhr er über Sizilien
weiter nach Kalabrien,
nach Zypern, Rhodos, und sodann
schloss er die dritte Wallfahrt an
zum Heil'gen Grab der Christenheit.
Auch dort blieb er nur kurze Zeit,
denn schon trieb ihn sein edler Sinn
bis nach Konstantinopel hin.
Dann ritt er durch Bulgarien frei
und weiter in die Walachei -
dort freut' er sich der Vogelbeize.
Er sah auch Siebenbürgens Reize
und kehrte heim durchs Ungarland.


Formal werden in Suchenwirts Bericht auch bei der letzten Weltreise des Landfahrers noch Kampfhandlungen erwähnt - zumindest zwei Mal, jeweils bei der Heidenbekämpfung, ist auch seine Teilnahme ausdrücklich betont. Aber ebenfalls zwei Mal werden seine Auftritte eindeutig als Schaukämpfe beschrieben: Einen davon durfte er sogar vor dem König von Frankreich aufführen, den anderen immerhin in Tunis, das damals schon lange in arabischer Hand war und als Kulturhauptstadt Nordafrikas galt! Der Landfahrer war zur lebenden Sehenswürdigkeit geworden, ähnlich wie der hundertjährige Otto? v. Wolkersdorf, der sich die Freude machte, gegen seinen gleichnamigen Urenkel beim Turnier anzutreten - bei Massenbesuch der gerührten Menge natürlich!

Verherrlichung

Dem Ritter war es wohlbekannt,
wie man sich schlägt für Christi Reich.
Wer das nicht glaubt, der frage gleich
die besten Ritter, die noch leben
und in den Ritterorden streben,
den Christenglauben zu verbreiten
im Heldenkampfe mit den Heiden.
Im Ritterspiel und Kampfgeschrei
war er mit Freuden stets dabei,
um's mit den Besten aufzunehmen.
Wer das nicht glaubt, der soll sich schämen!
Wohl vierzig Mal war's ihm beschert,
dass er der Feinde sich erwehrt'.
Er macht' zu Wasser und zu Land
sechs Schlachten durch mit starker Hand,
um Ritterehren zu erjagen.
Dazu hielt er an allen Tagen
elf ganze Jahre lang ein Fasten:
Fleisch und Eier ließ er rasten -
was lebend war und lebend ward.
Maria, Gottesmutter zart,
bewahre vor der Hölle den,
dessen Namen ich nun nenn'!
Ich will euch auch den Schild erklären:
Er strahlte golden schon von fern,
drin kroch, zu seiner Feinde Schreck,
ein zobelschwarzer Krebs ins Eck.
Nun sehen wir zum Helm hinauf:
Ein zobelschwarzer Krebs saß drauf,
der mit den Scheren - ein würdig Bild! -
die Helmdeck' fest umklammert hielt;
sonst war sein Körper durchgestreckt,
als hätte es der Krebs bezweckt,
schnell durch die Luft herabzufliegen,
um Kampfesehre zu ersiegen.
Dies Wappen trug der Held voran.
Friedrich von Krebsbach, edler Mann,
Gott nehme deine Seel' in Hut.
Der durch sein rosenrotes Blut
uns von den Sünden hat befreit,
der schenke ihm die Seligkeit!
Das wünscht ihm, Ritter und Frauen gut,
in eurem hohen Edelmut!


Über die allerletzten Lebensjahre des greisen Friedrich von Chreuspach ist hier seltsamerweise nichts gesagt. Dabei gäbe es durchaus einiges Erwähnenswertes. Als nämlich 1358 der jugendliche Herzog Rudolf IV. die Regierung übernahm, ging er sofort daran, seinen Hof im Stil eines Königshofes aufzuwerten, und dazu gehörte natürlich die Einführung der klassischen Erbämter - u.a. brauchte Rudolf nun einen Obersten Jägermeister, und dafür gab es anscheinend keinen prestigeträchtigeren Kandidaten als den fast 80-jährigen "Landfahrer"! Warum Peter Suchenwirt das nicht erwähnt? Hätte etwa das Hofamt zu stark mit dem bisherigen ungebundenen Heldenleben kontrastiert?
Wir wissen es nicht, aber als Friedrich 1360 zu seinen Vätern versammelt wurde, ließen ihm seine Söhne den schönen Grabstein setzen, den wir schon eingangs bewundert haben. 1365 starb auch Rudolf der Stifter; sein Leichnam wurde in ein wunderschönes Tuch gehüllt, das 1316/1335 in Persien gewebt worden war. Als man es in der Zwischenkriegszeit wiederent-deckte, fragte man sich, wie es wohl an den Wiener Hof gekommen sein könnte. Eine der Antworten war, dass es vielleicht der Landfahrer seinem Herrn als Souvenir für die Schatzkammer mitgebracht hatte. Wer weiß, vielleicht ist dieses Prunkstück des Wiener Dom- und Diözesanmuseums wirklich ein Andenken an den Badener Ritter Friedrich v. Chreuspach, genannt "der Landfahrer"!


Benützte Literatur: Friedrich BENSCH, Geschichten aus der Geschichte (Baden 2002), 40-45. - Franz X. WE-NEDETTER, Schloß Kreisbach im Wandel der Jahrhunderte (St. Pölten 1929). Zahlreiche Lexika und sonstige Nachschlagewerke sowie auch Internetseiten.

**********************************************************************************************************************

An der rechten Seitenwand der Frauenkirche befindet sich ein schöner Grabstein aus rotem Marmor, der zwei Wappen zeigt: Auf dem einen sehen wir einen Ring mit drei Ketten, auf dem anderen einen Krebs; als Helmzier tragen die Wappenschilde einen gekrönten Kettenhund und ebenfalls einen Krebs. Die Inschrift lautet in deutscher Übersetzung: Im Jahr des Herrn 1360 starb der edle und gestrenge Ritter Herr Friedrich von Chreuspach, genannt "der Landfahrer", und wurde hier begraben.
Da der Familienname Chreuspach so viel wie "Krebsbach" bedeutet, handelt es sich bei dem einen um ein so genanntes sprechendes Wappen (das den Familiennamen illustriert); das andere ist ein Amtswappen, denn auf seine alten Tage wurde Herr Friedrich Oberstjägermeister von Österreich.
Friedrich war der dritte von fünf Söhnen des Ritters Leutold von Chreuspach, der 1285 das Badener Augustinerkloster stiftete. Da auf der Stiftungsurkunde auch die beiden jüngsten Söhne bereits genannt sind, muss Friedrich spätestens 1283 geboren sein - eher ein paar Jahre früher, also ca. 1280. Beim Todesdatum 1360 ein respektables Alter, das Herr Friedrich erreichte - überhaupt wenn man sich vor Augen hält, was er für ein abenteuerliches Leben führte. Wieder ist es Peter Suchenwirt, dem wir die Kunde davon verdanken (und wieder habe ich das Gedicht ins Neuhochdeutsche übersetzt und mich dabei bemüht, die Holprigkeit der Verse möglichst beizubehalten). Da Suchenwirts Gedicht außerordentlich lang ist, habe ich mir erlaubt, es in Abschnitte unterzuteilen, die dann einzeln besprochen werden.

Totenklage

Ich klag den Hochgemuten,
den Biederen und Guten -
der Tod nahm ihn nun leider hin,
was mich betrübt in Herz und Sinn.
Wenn ich viel schöne Worte fände,
die Rede ginge nie zu Ende.

Oh Österreich, du hast verloren,
der dir zur Freude war geboren!
In ritterlicher Würdigkeit
erstrahlt sein Name weit und breit;
das hat er sich in manchem Land
erkämpft mit ritterlicher Hand.
Das Wie und Wo tu ich jetzt kund
mit meinem Wort in dieser Stund.

Friedrich, der jugendliche Held

Vernehmt, dass er sich redlich schlug,
schon als er erstmals Rüstung trug:
Bei zwei gelung'nen Waffengängen
konnt' er die Feinde hart bedrängen,
die Freunde aber schützten ihn.
Dies war vor Kostel und vor Brünn,
als Österreich mit Böhmenland
in schwerem Kriege sich befand
und Buchwitz, eine feste Stadt,
dem Feind im Sturm genommen hat.
Den Sturm auf Bechin macht er mit -
wie ritterlich er damals stritt!
Zwei ganze Winter war der Mann
in Bayern bei der Landwehr dann:
Bei Burgau und bei Titmoning,
bei Mühldorf, wo es darum ging,
in Stadt und Festung einzudringen,
konnt' er so manchen Feind
bezwingen.
Zu Padua in der Lombardei
war er ganz vorne mit dabei.
Den Garten wahren Rittertums
zierte die Blüte seines Ruhms.
Herr Hund von Bern ward an
zwei Tagen
im Kampfe zwei Mal schwer
geschlagen -
da tat er sich hervor im Streit
durch ritterliche Männlichkeit.
Darnach stritt er im Bayernland
vor einem Ort Dornberg genannt.
Dort wurde er in diesen Tagen
gefangen und halb totgeschlagen.

Als im Jahre 1306 der Böhmenkönig Wenzel III., der letzte Przemyslide, ermordet wurde, rückten sofort König Albrecht I. und sein Sohn Herzog Rudolf III. in Böhmen ein und konnten tatsächlich die Anerkennung Rudolfs III. als König von Böhmen erreichen. Im Gefolge der beiden Habsburger war der junge Friedrich v. Chreuspach, damals etwa 25 Jahre alt. Entsprechend seiner Jugend scheint er ein ziemlicher Draufgänger gewesen zu sein - die Zeile "die Freunde aber schützten ihn" scheint diskret auszudrücken, dass er seinen Einsatz ohne sie mit dem Leben bezahlt hätte. Allerdings war dieser Einsatz vergebens, denn bereits 1307 starb Rudolf, und die böhmische Königskrone entglitt den Habsburgern.
Nach 1314 wurde Friedrich in die Thronwirren zwischen Ludwig dem Bayern und seinem Rivalen, Albrechts Bruder Friedrich "dem Schönen", verwickelt. Zwei lange Winter musste er an der bayrisch-österreichischen Grenze verbringen, um einen Einfall der Anhänger Ludwigs zu verhindern. Es muss für ihn (und all seine Kameraden) eine Erholung gewesen sein, als die Herzoge Friedrich der Schöne und sein Bruder Otto der Fröhliche einen Feldzug nach Italien unternahmen, um dem Herrscher von Verona, dem berühmten Cangrande della Scala (Cane = Hund!), der als Ghibelline ein enger Verbündeter König Ludwigs des Bayern war, einen kleinen Dämpfer zu versetzen. Dies scheint zwar einigermaßen gelungen zu sein, doch schon war es Zeit, zur Entscheidungsschlacht gegen Ludwig den Bayern zurückzukehren. Bei Dornberg (in der Nähe von Mühldorf am Inn, wo Friedrich schon zwei Winter verbracht hatte) ging es ums Ganze. Friedrich der Schöne verlor die Schlacht und geriet in Gefangenschaft - genauso sein Gefolgsmann Friedrich von Chreuspach, der überdies schwer verletzt wurde. Ein schwarzer Tag in seinem Leben, dieser 28. September 1322!

Italien: Der Ritterschlag

Obwohl er dieses Unglück litt,
zog er mit Herzog Otto mit,
als Padua erobert ward.
In der Toscana stritt er hart,
in Altopascio kämpfte er,
und keine Tat war ihm zu schwer.
Zweitausend zogen in den Streit -
fünfhundert bracht' er schweres Leid:
Sie traf der Tod gar bitter!
Im Feld noch schlug man ihn zum Ritter.
Und diesen Namen heiß begehrt
hat er seitdem noch oft bewährt!
An diesem Tag gab's keinen Sieger,
die Nacht erst rief zurück die Krieger.

Wie es Friedrich gelungen war, sich nach der Schlacht von Mühldorf wieder aus der Gefangenschaft zu befreien, ist nirgends ausdrücklich festgehalten. Wahrscheinlich musste ihn seine Familie um ein geschmalzenes Lösegeld freikaufen. Ein Indiz in diese Richtung ist die Tatsache, dass sein Bruder gerade 1323 im Einvernehmen mit allen Familienangehörigen das Stammschloss "Krebsbach" (Kreisbach bei Wilhelmsburg) verkaufte. Um den Preis einer ganzen Burg war Friedrich wieder freigekommen!
Und schon im nächsten Jahr, also 1324, finden wir ihn erneut im Gefolge Herzog Otto des Fröhlichen in Italien. Die Eroberung von Padua scheint ihm solchen Spaß gemacht zu haben, dass er nicht mit dem Herzog heimkehrte, sondern auf eigene Faust in Italien Abenteuer suchte. Auch wenn Zahlenangaben im Mittelalter prinzipiell nicht zu trauen ist, scheint es vor Altopascio zu einem wilden Gemetzel gekommen zu sein. Friedrich zeichnete sich dabei so aus, dass er noch auf dem Schlachtfeld zum Ritter geschlagen wurde. Zu diesem Zeitpunkt muss er schon gut 40 Jahre alt gewesen sein!
In Italien gab es wegen des ewigen Gegensatzes zwischen den Parteien der Welfen und der Ghibellinen ständig Bürgerkrieg, und ohne allzu viele Skrupel verdingte sich Friedrich bald diesem, bald jenem Herrn. Zunächst kämpfte er für die verbündeten Städte Florenz und Mantua gegen Herrn Castruccio von Lucca. Wieder war er auf der Verliererseite, doch versuchte er, der Schlacht noch im letzten Augenblick eine günstige Wendung zu geben, indem er die Kriegsfahne der Feinde an sich riss. Das war aber ein schmerzhaftes Unterfangen, denn genau um das zu verhindern, war die Fahnenstange rund herum mit Eisenstacheln versehen, wahrscheinlich dicke Nägel, die auf der anderen Seite wieder herauskamen. Mit der Hand konnte man die Fahne also nicht nehmen. Friedrich versuchte, das zu umgehen, indem er die Stange mit beiden Armen umfing und sie fest gegen seinen Brustpanzer drückte. Da er anscheinend nur leicht gerüstet war, ließ es sich dabei nicht vermeiden, dass er sich 15 Stacheln ins Fleisch rammte - wohl meist in die Arme. Auch hatte er keine Hand frei und scheint dadurch einen Schwerthieb abgekriegt zu haben, der seinen Panzer durchschlug und den Rücken und die Rippen lädierte. Friedrich verbiss den Schmerz und hielt die Fahne fest, bis sein Ross tot unter ihm zusammenbrach. Die Schlacht hatte er damit nicht gerettet, aber immerhin trug ihm das Wagestück den Ehrentitel "Held des Tages" ein - am besten wohl mit dem Gelben Trikot zu vergleichen, das bei der Tour de France jeweils an den Tagesbesten vergeben wird!

 

Freitag, 4. Oktober, 16 Uhr

Eröffnung Kaiserhaus-Museum

Ab 4. Oktober ist im neu eingerichteten Museum in der Beletage des Kaiserhauses "Die Welt der Habsburger, die Figurinen des Helmut Krauhs" zu sehen. Kurator Prof. Gerhard Tötschinger gestaltete eine ausgesprochen interessante Sicht auf Österreichs monarchische Vergangenheit. Marginalien aus Badens Habsburgerzeit ergänzen die Ausstellung und schaffen die Anbindung an die Kurstadt. Das Museum ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Das Kaiserhaus wurde aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Der Bauzustand der Zeit von Kaiser Franz ist so weit möglich wieder hergestellt. Die Raumstruktur, Wandmalereien, Parkettböden bis zu Details, wie Tür- und Fensterbeschlägen wurden restauriert und ergänzt. Neben dem kaiserlichen Appartement im ersten Stock wurden Fassaden und Dach saniert, sowie Hof und Garten reaktiviert. Rund um den "türkischen Pavillon", dessen Zwillings-Fundamente aus den 1790er Jahren im vergangenen August archäologisch ergraben wurden, entsteht ein "Kaiser Franz Garten". Dieser kleine Biedermeierliche Park erinnert an die von Franz I. erlernte Profession des Gärtnerns. Das Kaiserhaus ist ein mythenumranktes historisches Monument, in dem die Kaiser Franz I. und Karl I. wirkten. Dem angemessen soll das gesamte, ursprünglich vom berühmten Architekten Charles de Moreau geschaffene Ensemble erlebbar werden. Die neuen Forschungsergebnisse aus Archäologie, Bauforschung und Auswertung neu erschlossener Quellen werden demnächst publiziert.
Im Südflügel des Hauses öffnen kommenden Winter die Tore der Konditorei "Herwig Gasser - Süßes vom Feinsten". Dieses Lokal wird im Hof einen Gastgarten und in den kaiserlichen Küchen eine Schau-Zuckerbäckerei umfassen - für das Museum eine ideale, dem Kaiserhaus angemessene Ergänzung.

Die Adaptierung des Hauses wird im Winter 2014/15 fortgesetzt. Im Nordflügel wird ein behindertengerechter Zugang mit Aufzug in die Obergeschoße errichtet, neue Räume für Kassa und Shop ergänzen das Museum. Mit Fertigstellung dieses Bauabschnitts wird die nächste Ausstellung zu den Badener Habsburgern zu sehen sein. Die Erweiterung des Museums in den 2. Stock und die Ausdehnung des Kaiser-Franz-Gartens auf den gesamten Grünraum hinter dem Haus sollen voraussichtlich 2018 folgen.

Für Mitglieder der Badener Urania gibt es am Samstag, 12. Oktober, um 17 Uhr eine Sonderführung durch die neu restaurierten Räume und die Ausstellung, geführt von Dr. Christine Triebnig-Löffler und Kaiserhauskoordinator Urania-Obmann Hans Hornyik.

 

 

 

Aus der Serie von Dr. Rudolf Maurer:

Der edle Ritter Alber v. Rauhenstein (ca. 1297 - 1353/54)

Wenn ein österreichischer Ritter nach ruhmvoller Karriere starb, konnte er in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. das Glück haben, dass ihm der "Heroldsdichter" Peter Suchenwirt (ca. 1320 - ca. 1400) einen gereimten Nachruf widmete. Ob eine solche "Ehrenrede" von der Familie bestellt (und bezahlt) wurde oder ob der Dichter das Werk aus freien Stücken verfasste und dann auf ein entsprechendes Honorar hoffte, wissen wir nicht, aber jedenfalls war der Badener Ritter Alber v. Rauhenstein, der Sohn des "jungen Pillichsdorfers" und der Tursin Elisabeth, die wir unlängst kennen gelernt haben, einer dieser Auserwählten. Wieder habe ich das Gedicht in Reimform übersetzt und diesmal auch gekürzt - weggelassen wurden aber nur Trauerfloskeln und Gebete.
Gott Vater, Herr der höchsten Macht,
du bist der Ewige und gibst Acht
auf deine Schöpfung weit und breit.
Mach meine Zunge nun bereit,
damit ich hier die Wahrheit sage:
Es traf der Tod mit einem Schlage
gar schwer die ganze Ritterschaft
und schwächte sie in ihrer Kraft.
Des bin ich mir bewusst geworden
an einem, der den Ritterorden
so würdig immer hat getragen,
dass er in seinen Erdentagen
nie mutlos war und nie verzagt.
Gott Vater, dir sei es geklagt:
Der Tod hat ihn hinweggerafft,
die Zierde uns'rer Ritterschaft!
(…)
Wer Minne, Mannesmut begehrt,
hat wirklich viel an ihm verloren.
Sein Sinn, vor allen auserkoren,
war treu, voll Großmut, kühn und weise.
Sein Hof, der stand in hohem Preise:
So mancher Gast, von fern gekommen,
ward äußerst liebreich aufgenommen;
ob Freund, ob fremd, ganz gleich woher -
man nahm ihn auf, erwies ihm Ehr,
in Gottes Nam' war er willkommen.
(…)

Er zog mit kühnem Heldenmut
dreimal hinaus ins Preußenland,
wo unser stolzer Ritterstand
die Heiden ohne Schonung schlug.
Da sah man Heidenvolk genug,
so manches Schlachtfeld füllt' ihr Heer.
Er setze mannhaft sich zur Wehr
und zeigte so den Todgeweihten,
wie echte Christenritter streiten.
Er kündet' es mit starker Hand
und ward berühmt im Heidenland
als Ritter, der kein Zagen kannte.
(…) Fortsetzung Seite 4
Er zog nach Frankreich, um sich Ruhm
und Ehr zu schaffen als ein Held.
Dort sah man auf dem weiten Feld
gar viele Ritter beim Turnier,
viel hundert Mann, so sagt man mir,
wo dieser Ritter ehrenwert,
der Dienstmann, der nach Ruhm begehrt',
stets vorne bei den Besten war
und einmal Held des Tages gar!
Ein Ross war seine Ehrengabe,
damit er keinen Schaden habe -
sein eig'nes tot zu Boden fiel,
so hart war dieses Ritterspiel!

Auch blieb sein Ansehn unversehrt,
obwohl zwei Mal sein Land verheert:
Vom Böhmenland der König gut
verehrte seinen Rittermut,
ersetzte seine Schäden gleich
und half ihm, bis er wieder reich.
So ging's ihm auch ein drittes Mal,
bei Eisgrub in der Zwentnach Tal:
Der Kampf war hart, denn diesmals stand
sich gegenüber Land und Land;
es zog herbei manch starke Schar,
so dass viel schönes Fechten war.
Da kämpfte er gar heldenhaft
und wehrte sich mit aller Kraft,
und erst als Wunden ihn bezwangen,
nahm man ihn ehrenvoll gefangen.
Getreu vergoss er Blut und Schweiß
für reiner Frauen Gunst und Preis.
Der Böhmenkönig Herr Johannes
belohnt' den hohen Mut des Mannes -
er ließ ihn frei und hieß ihn ziehn,
er schenkte Ross und Schätze ihm
und gab voll Großmut ihm Geleit.
So blieb durch seinen Mut im Streit,
durch seine ritterliche Art,
durch seine Treue, stets bewahrt,
die Niederlage ohne Schande.
(…)

Sein Schild der ist Saphir und Gold;
ganz ebenmäßig ist die Zier:
erst ein Band Gold, dann eins Saphir -
so trägt vier Bänder dieser Schild,
es ist ein wahrhaft vornehm Bild.
Und seht den Helm - er ist fürwahr
geziert mit einem Flügelpaar;
die Farben sind dem Schilde gleich.
Ihr Glanz, der ward allmählich bleich,
fiel ab in Kampfes Ungewittern,
wo dieser Ritter ohne Zittern
für and're Leute sich geschlagen.
Ich will euch seinen Namen sagen:
Herr Albero von Rauhenstein.
Vor immerwähr'nder Höllenpein
bewahre du dort drüben ihn,
Maria, hehre Königin!
Wir erfahren also, dass das Wappen des Rauhensteiners (zwei Mal Blau-Gelb) den niederösterreichischen Farben abgeschaut war. Am Helm trug er zwei Flügel, die ebenfalls blau-gelb eingefärbt waren, aber im Lauf der vielen Feldzüge allmählich die Farbe verloren hatten. Aus dem Jahre 1346 hat sich ein Siegel Alberos von Rauhenstein erhalten; darauf führt er nicht die von Peter Suchenwirt beschriebenen Farben, sondern ein sprechendes Wappen: ein Felsgebirge, das offenbar einen "rauen Stein" darstellen soll, und auf dem Helm hat er nicht Adlerschwingen, sondern ein paar Straußenfedern.
Doch zurück zum Gedicht. Die positiven Eigenschaften des Ritters steigern sich von Abschnitt zu Abschnitt. Zunächst sind die Charakterzüge erwähnt, die man von jedem Ritter erwartete: Minne, Mut, Großzügigkeit, wobei die Gastfreundschaft besonders hervorgehoben wird - vielleicht durfte sie der fahrende Sänger Peter Suchenwirt auf Rauhenstein am eigenen Leib erfahren. Nun kommen die drei großen Heldentaten seines Lebens. Wie die meisten Ritter seiner Zeit nahm er an den Kreuzzügen gegen die Preußen teil, aber gleich drei Mal, und es scheint, dass er sich dabei einen Ehrennamen wie "Ritter Unverzagt" o.ä. erwarb. Einmal war er bei einem großen Turnier in Frankreich dabei, wo sich die Crème de la Crème der europäischen Ritterschaft zu treffen pflegte. Nicht nur, dass er dabei einmal Tagessieger ("Held des Tages") wurde - er erhielt sogar eine ganz ungewöhnliche Ehrengabe: Als er sein Pferd zu Tode geritten hatte, schenkte man ihm ein neues!
Den Höhepunkt der Ritterlichkeit stellten (auf beiden Seiten!) die Böhmenfehden dar, in die Herr Albero ­verwickelt war. Diese Kriegszüge fanden auch bei den böhmischen Zeitgenossen Beachtung, z.B. in den Chroniken von Königsaal (heute Zbraslav, Stadtteil von Prag) - ich habe sie für unsere Leserinnen und Leser aus dem Lateinischen übersetzt:
1328. Im Juli dieses Jahres entstand zwischen einigen Herren von Mähren und Österreich aus einer geringfügigen Ursache ein zunächst begrenzter Streit. Dieser wurde aber dann - wie ein Feuer, das den Wald verschlingt - recht groß und griff auf Könige und Fürsten über. Heinrich von Lipa begann nämlich eine Fehde mit einem österreichischen Adeligen, der sich von Rauhenstein nannte. Herzog Friedrich von Österreich, der behauptet, Römischer König zu sein (Friedrich der Schöne - Anm. R.M.), schickte ihm Bewaffnete gegen Heinrich zu Hilfe. Die Böhmen kamen den Mährern zu Hilfe, und der Streit wurde von Tag zu Tag ernster (…) Daher sammelte König Johannes (von Böhmen) sowohl aus seinem eigenen Reich als auch von den Herzogen Polens Truppen und hatte bald 2300 gewappnete Krieger um sich geschart. Mit ihnen richtete er in Österreich große Verwüstungen an, aber nur diesseits der Donau (d.h. im Norden Niederösterreichs - Anm. R.M.), denn auf der anderen Seite lag der König von Ungarn mit seinem Heer und verheerte Österreich. Da eroberte freilich der Böhmenkönig Johannes in kürzester Zeit und ohne die Mühe, die ein Angriff gewöhnlich mit sich bringt, etwa 40 österreichische Festungen, darunter auch die befestigten Städte Feldsberg, Drosendorf und Eggenburg …
Feldsberg (heute Valtice, Tschechien) gehörte damals den Rittern von Rauhenstein - das ist das Gebiet, auf dessen Verwüstung Peter Suchenwirt anspielt. Das Eingreifen König Johanns kann frühestens Anfang 1330 erfolgt sein, denn noch Ende Oktober war König Johann bei einem Tournier in Frankreich. Wenn wir dem Dichter glauben dürfen, war König Johann von der ritterlichen Kriegsführung des Rauhensteiners so beeindruckt, dass er ihm in Form eines großzügigen Ehrengeschenkes Schadenersatz leistete - obwohl doch gerade der Rauhensteiner einer der Urheber des ganzen Krieges gewesen war! Ähnliches berichtet die Königsaaler Chronik auch für das Jahr 1332, und beendet wurde die ganze Geschichte durch einen dritten Feldzug im Jahre 1336: Im Februar dieses Jahres, am Tag des hl. Apostels Matthias (24. oder 25. Februar), verließ der Böhmenkönig Johannes Prag, sammelte aus verschiedenen Ländern eine große Schar von Kriegern und zog gegen Albert und seinen Bruder Otto, die Herzoge von Österreich. Die ganze Fasten- und Osterzeit hindurch verwüstete er ihr Land nördlich der Donau mit Feuer und Schwert und vertrieb die Bewohner. Er stürmte 20 Festungen, nahm viele Grafen, Ritter und Adelige aus Österreich und anderen Ländern gefangen und eroberte auch einige befestigte Städte.
Wieder weiß die Chronik nichts davon, dass Herr Johannes den Rauhensteiner in wahrhaft königlicher Großmut unter freiem Geleit und mit Ehrengeschenken überhäuft nach Hause zurückkehren ließ. Aber da uns nach diesem Abenteuer keine weiteren Höhepunkte aus dem Leben Herrn Albers berichtet werden, trat er nun offensichtlich etwas leiser und hatte noch zwanzig Jahre Zeit, während der Becher kreiste, Peter Suchenwirt und anderen, die es hören wollten, ausführlich über die Heldentaten seiner Jugend zu berichten

 


Franz vom Hag kommt an den Galgen!

Schon hatten die 400 Böhmischen Brüder unter ihrem Anführer Franz vom Hag Baden fest in der Hand. Sie hatten die Burgen Rauheneck und Weikersdorf erobert und brauchten sich nicht mehr in der Putschanerlucken zu verstecken. Da endlich beschloss der Kaiser, dem Unfug ein Ende zu bereiten. Die Burgen wurden zurückerobert, die Anführer gefangen genommen und die restliche Bande zerstreut.
Die Anführer ließ der Kaiser auf dem Hühnerberg aufhängen, damit sie im ganzen Land ringsum als abschreckendes Beispiel zu sehen seien. Da es üblich war, den Delinquenten vor der Hinrichtung noch einen letzten Wunsch zu gewähren, wünschte sich Franz vom Hag, von sechs Schimmeln zum Galgen geführt zu werden, und die Bitte wurde ihm erfüllt.
Als dann Baden einige Jahre später seine eigene Gerichtsbarkeit bekam, wurde der Hühnerberg zum ständigen Hin­richtungsplatz bestimmt. Und dort erhielt Baden eines seiner drei Wahrzeichen, den höchsten Galgen im ganzen Land. Auch behielt es das Vorrecht, seine Delinquenten mit sechs Schimmeln zum Galgen hinausführen zu lassen.
So weiß es der Badener Volksmund, so oder ähnlich haben wir es alle in der Volksschule gelernt. Auch dazu hat Michel Beheim einen Bericht geliefert.
Doch sehen wir uns zuerst das historische Umfeld an. Im Laufe des Jahres 1463 starb Herzog Albrecht VI., der ehrgeizige Bruder Kaiser Friedrichs III. Da er der Hauptunruhestifter war, kam es nun zu einem Frieden - theoretisch, denn jeder der Kontrahenten hatte Söldnerbanden angeworben und mehr oder weniger pünktlich bezahlt, und die wurden nun entlassen und zogen arbeitslos, aber umso beutelustiger durchs Land. Geduldig machte sich Kaiser Friedrich ans Aufräumen. Gegen Ende des Jahres wurde der treue Hager in Weikersdorf befreit, das haben wir schon gehört. Und 1464 ging es Franz vom Hag an den Kragen, wie wir gleich hören werden!

Und nicht viel später kam ein Tag,
da zog derselbe Franz vom Hag
von seinem Waltersdorfer Schloss
auf Abenteuer hoch zu Ross.
Mit seinen besten Mannen
eilt' damals er von dannen.
Er wählte vierundzwanzig aus,
die anderen ließ er zuhaus.
Er hatte einen bösen Plan:
Wer immer ihm entgegen kam,
der müsste daran glauben,
den wollte er berauben.
Von Waltersdorf zwei Meilen weit
wohnte ein Ritter kampfbereit,
ein Pottendorfer von Geburt,
und seine Burg hieß Ebenfurt.
Den Namen will ich nennen:
Herrn Jörg soll jeder kennen!
Man brachte ihm die Mär ins Haus:
"Der Franz, der reitet wieder aus!"
Da brach er auf in schnellem Ritt,
nahm vierundvierzig Reiter mit;
sie trabten durch die Fluren
und folgten Franzens Spuren
bis zu der Feste Scharfeneck.
Dort rastete der Franz ganz keck.
Herr Jörg griff an mit frischem Mut,
doch auch der Franz war auf der Hut.
Mit all seinen Genossen
war er zum Kampf entschlossen.
Dem Jörg ward kräftig zugesetzt,
doch hatten sie sich überschätzt.
Der Kampf war eben recht entfacht -
schon spürten sie die Übermacht:
Die Räuber mussten weichen
vor Jörgens harten Streichen.
Sie sprengten fort in Angst und Pein,
die Pottendorfer hinterdrein.
Die Räuber packte wilder Schreck:
Der warf das Schwert, die Lanze weg,
der ließ die Armbrust fallen,
und so erging es allen.
Eisenhut, Handschuh ohne Zahl
sah man da fallen überall.
Der eine floh in wildem Ritt,
denn ihn verfolgten sie zu dritt;
der andre ward von zweien
gehetzt mit lautem Schreien.
Von so viel Unglück, Müh und Plag,
von so einer Verfolgungsjagd
hat man seitdem nie mehr gehört.
Der eine ward vom Ross gezerrt,
jedoch manch andrer wieder
stürzte getroffen nieder.
Viel Blut floss beiderseits dabei,
doch blieben nur drei Räuber frei,
die andern wurden festgesetzt.
Es wurde auch zu guter Letzt
der Franz noch festgenommen;
fast wäre er entkommen.
Zwei Armbrustschuss weit war er schon
in Richtung Waltersdorfentflohn,
da stellte man ihn doch noch und
schlug ihn im Kampf gefährlich wund;
man bracht' den tödlich Wunden
nach Ebenfurth gebunden.
Die andern wurden nach der Schlacht
in den Markt bei dem Schloss gebracht.
Dort litten sie Gefangenschaft,
und viele starben in der Haft -
des Teufels ohne Gnade;
es war um sie nicht schade.
Der Teufel lässt die Seinen nicht,
das zeigt so mancher Bösewicht.
So hängte man schon bald darauf
den Franz und auch den Watzla auf.
Gott und den Heiligen Ehre!
So endet diese Märe.

Enttäuschend - kein Wort von Baden! Der letzte Raubzug des Franz vom Hag geht von Unterwaltersdorf aus. Die Verfechter von Recht und Ordnung kommen aus Ebenfurth, sie stehen unter der Leitung des Jörg von Pottendorf. Gestellt werden die Räuber bei Scharfeneck am Leithagebirge. Nach ihrer Überwältigung werden die gewöhnlichen Räuber in das Ortsgefängnis von Ebenfurth gebracht. Standesunterschiede müssen sein, und so kommt ihr Anführer, der ja immerhin ritterlichen Ursprungs ist, ins Burgverlies von Ebenfurth. Während das niedere Volk großteils gleich im Gefängnis stirbt, wird Franz vom Hag so weit gesundgepflegt, dass man ihn dann in feierlicher Zeremonie aufhängen kann. Auch dabei ist von Baden keine Rede, und von sechs Schimmeln schon gar nicht - man wird ihn wohl gleich in Ebenfurth aufgeknüpft haben.
Schade um die schöne Badener Sage! Dabei hatte sie sogar noch ein Nachspiel. Als am Hühnerberg, bzw. auf seinem Vorgipfel, dem Richtberg, an der Stelle des ehemaligen Galgens die Theresienwarte errichtet wurde, fand man nämlich ein Skelett. Natürlich war es ganz Baden sofort klar: Es waren die Gebeine des Franz vom Hag! Der Schädel wurde ins Rollettmuseum gebracht und war dort bis vor wenigen Jahren in der Schädelsammlung ausgestellt - als Schädel des Franz vom Hag. Auch damit ist es nun nichts! Aber immerhin ließ sich die Identität des Verstorbenen klären. Im Jahre 1745 verfiel nämlich ein "fremder Hausknecht" (nicht einmal sein Name war in Baden bekannt!) in Depressionen und erhängte sich in seiner Wohnung am Renntor. Ein Selbstmörder durfte aber nicht in geweihter Erde begraben werden, und so wurde er im Schinderkarren auf den Richtberg gebracht und dort unter dem Galgen verscharrt. Dieses außerordentliche Ereignis wurde natürlich auch der NÖ. Landesregierung gemeldet, die sich jedoch kritisch dazu äußerte: Es sei zwar vorschriftsmäßig verfahren worden, doch sei die Vorschrift mittelalterlich und überholt - das nächste Mal sei vorher der Rat der Landesregierung einzuholen! Damit war dies die letzte Amtshandlung am Richtberg, und so können wir sicher sein, dass der Schädel im Rollettmuseum der des "fremden Hausknechts" ist!
Dr. Rudolf Maurer


 

Franz vom Hag besetzt Weikersdorf


Michael Beheim, geb. 1419 in Württemberg, war gelernter Weber, trat aber 1439 in den Kriegsdienst. Seit etwa 1455 stand er in österreichischen Diensten und war bis 1465 ein geachteter Begleiter Kaiser Friedrichs III. - er brachte es bis zum Hauptmann. Als aufmerksamer Beobachter seiner Zeit schrieb er "Das Buch von den Wienern", das die dramatischen Ereignisse der Jahre 1462 - 1465 in Form einer Reimchronik schildert. Den Lebensabend dürfte Beheim wieder in seiner Heimat verbracht haben (†1474).
Im Falle Beheims erfahren wir auch, warum man Chroniken in der für uns ungewohnten Form von Reimereien abfasste: Lesen konnte niemand, vorlesen wäre zu fad gewesen, und so musste eine Chronik, um erfolgreich zu sein, singbar gemacht werden - man konnte sie dann zur Begleitung einer Drehleier o.ä. vortragen! Im "Buch von den Wienern" ist den erhaltenen Handschriften sogar die passende Melodie beigefügt. Wenn Sie Noten lesen können, können Sie sich also meine Übersetzung der Chronik Beheims vorträllern!
Zwei markante Episoden interessieren uns Badener direkt: die hinterlistige Besetzung des Schlosses Weikersdorf durch einen tief gesunkenen österreichischen Ritter mit Hilfe einiger böhmischer Söldner - und das böse, aber verdiente Ende, das dieser wenig als ein Jahr später erlitt. Wir versetzen uns also in das Jahr 1463, als zwischen den verschiedenen Linien des Hauses Habsburg ein verheerender Bürgerkrieg ausgebrochen war, dessen Zentrum in Niederösterreich lag. Im Zuge dieser Ereignisse kam es auch in Baden zu einer Katastrophe, und obwohl der Bericht in seiner breiten Ausmalung wie eine besonders grimmige alte Sage klingt, wird er von einem weiteren berühmten Zeitzeugen namens Thomas Ebendorfer bestätigt. Hier die Erzählung aus Beheims "Buch von den Wienern":

Ein guter Mann war mir bekannt,
der war Siegmund Hager genannt.
Fern lag ihm Hass und Zwistigkeit,
drum hielt er Ruhe in dem Streit.
Zu Weikersdorf am Anger -
so hieß sein Schloss, das lang er
bei Kampf und Streit in Obhut nahm,
bis dann das hohe Pfingstfest kam.
Der Franz vom Hag sann hin und her,
wie es mit List zu nehmen wär.
Laschitzky, sein Geselle
war ebenfalls zur Stelle.
Nun hatte Franz vom Hag bei Nacht
zwei fremde Knechte hergebrachtzu
einer Burg, die unfern stand -
sie wurde Rauheneck genannt,
ein Schloss, das seine Mannen
schon vorher ihm gewannen.
Dies ist der Plan, den er ersann:
Am Morgen gingen die zwei Mann
nach Weikersdorf zur Feste hin,
zum Hager, und sie baten ihn
sie wollten an drei Tagen
zum Zeitvertreibe jagen,
er möge doch so gütig sein,
ein Netz zum Jagen herzuleih'n;
vielleicht geläng' ein Hasenfang,
dann würden sie nicht säumen lang:
Gleich nach der Jagd Gelingen
wollten sie's wiederbringen.
Das glaubte gern der gute Mann
und nahm's als reine Wahrheit an;
sie logen ihm ins Angesicht,
doch ahnte er die Tücke nicht
und tat nach ihren Bitten,
worauf sie wieder ritten.
Nun rüsteten sich Franz vom Hag
und Laschitzky für den dritten Tag:
Wohl dreißig Leute oder mehr
waren bereit mit ihrer Wehr.
In einem Haus im Orte,
nah bei des Schlosses Pforte,
da hielt die Bande sich versteckt
und lauerte ganz unentdeckt.
Und schon war es der dritte Tag,
seit auf Befehl des Franz vom Hag
die zwei beim Hager waren,
wie ihr zuvor erfahren.
Die Mittagsstunde war vorbei,
da kamen wieder diese zwei;
dem Torwart riefen sie hinein:
"He, hol das Hasennetz herein!"
Der Wächter an der Pforte,
der hörte ihre Worte.
Er sperrte auf und ging vors Tor.
Da traten auch die beiden vor
und hielten ihm das Jagdnetz hin.
Als er es nahm, da packten ihn
die Schurken: Mit dem Beile
erschlugen sie in Eile
den Wächter, der das Tor freigab -
gespalten hing sein Haupt herab.
Die zwei, die ich genannt zuvor,
die sprangen nun sogleich zum Tor;
der Kampf war kaum begonnen,
war dieses schon gewonnen.
Und Narek, Dubsky, Franz vom Hag
lustwandelten an diesem Tag
in Frauenkleidern, unentdeckt -
darunter war das Schwert versteckt.
Die kamen nun gesprungen,
der Streich war wohlgelungen.
Laschitzky lag ja auch bereit
in einer Hütte gar nicht weit.
Mit seinen dreiundzwanzig Mann
griff er sogleich die Feste an,
und ohne zu verweilen
ließ er zum Kampf sie eilen.
Der Hager war in seinem Bau
fast ganz allein mit seiner Frau:
Vier Mann war seine ganze Macht,
von ihnen war die Burg bewacht.
Verzweifelt war die Lage,
vergebens alle Plage.
Des Hagers Feste ward verheert,
er selbst ins Burgverlies gesperrt.
Dort lag er - das ist wirklich wahr -
gefangen fast ein halbes Jahr,
bis seines Herzogs Mannen
die Freiheit ihm gewannen.
Der Franz betrieb noch allerhand
Verbrechen, Freveltat und Schand,
Verwirrung, Hader, bösen Streit -
das aufzuzählen fehlt die Zeit.
Und immer war sein Sinnen,
noch Schlimm'res zu beginnen.

Dr. Rudolf Maurer

 

 

 

Die Zerstörung von Rauhenstein 1299

Zahlreiche romantische Sagen und Märchen über unsere altehrwürdigen Burgruinen sind im Umlauf, und ich selbst habe immer wieder Gelegenheit, sie staunenden Kinderscharen vorzutragen. Dabei geht aber völlig unter, dass die alten Chroniken gar nicht so wenige authentische Berichte - meist sogar Zeitzeugenberichte - über die Schicksale der Badener Ritter und ihrer Burgen liefern. Ich möchte Ihnen in lockerer Folge einige davon vorstellen.
Da gibt es z.B. die Reimchronik des steirischen Ritters Ottokar aus der Gaal (1265/67 - 1319/21), früher auch Ottokar v. Horneck genannt, also einen Zeitzeugenbericht. Die Chronik ist in mittelhochdeutscher Sprache und in lockeren, fast möchte man sagen Knüttelversen geschrieben. Ich habe mir erlaubt, sie in die heute geläufige Form der deutschen Sprache umzusetzen.


Die Festung Rauhenstein wird von den Wienern geschleift.

Der braven Wiener Bürgerschaft
ward böse Nachricht hinterbracht:
Dass eine feste Burg bestehe,
gar nicht weit, ganz in der Nähe,
auf der man manches Böse täte,
wovon das Land viel Schaden hätte.
Nun höret, was sie taten:
Den Fürsten sie baten,
er möge die Erlaubnis geben,
sich dagegen zu erheben,
das Unrecht hart zu rächen
und diese Burg zu brechen.
Dem Fürsten schien das Beste
zu klagen diese Feste,
ihr gutes Recht zu sprechen
und dann erst sie zu brechen.
Gehorsam hörte man auf ihn.
Die ganze Bürgerschaft von Wien
beklagt' sich heftig vor Gericht,
doch lange kam das Urteil nicht.
Mit Freude man's zur Kenntnis nahm,
als endlich dann der Schuldspruch kam.
Sie eilten dorthin alle
mit Jubel und mit Schalle.
Sie rächten sich am Räuberneste
und schleiften gründlich diese Feste.
Kein Stein blieb auf dem andern mehr,
als ob sie nie gestanden wär.
Die Burg war Rauhenstein genannt.
Als die Zerstörung ward bekannt,
da brach man aus in Jubellieder;
die Wiener zogen heimwärts wieder.Der Herr, dem diese Burg gehörte,
die man so gründlich da zerstörte,
war schuldlos an den Räubereien:
Der Burggraf trug die Schuld allein.
Der Burgherr selber war noch jung,
ein Ritter voll Begeisterung;
er stammt' aus PillichsdorfsGeschlechtund tat und dachte immer recht,
so dass er keine Ahnung hatt',
was Böses oft sein Burggraf tat.
Der Ritter selbst war ohne Schuld,
drum schenkt' der Fürst ihm seine Huld:
Er sah, man konnte ihm vertrauen
und ließ ihn neu die Burg erbauen.

Also eine ziemlich klare Geschichte: Die Tätigkeit der Rauhensteiner behinderte - wohl durch exzessive "Mauteinhebung" - die Versorgung der Stadt Wien. Die Wiener Bürgerschaft wollte zur Selbstjustiz greifen, wurde aber vom Landesfürsten auf den Rechtsweg verwiesen. Erst als amtlich festgestellt war, dass hier Raubritterei betrieben wurde, erhielten die Wiener die Genehmigung, den Rauhensteinern das Handwerk zu legen. Das taten sie anscheinend mit Vergnügen! Aber wie am erhaltenen Baubestand leicht zu erkennen ist, konnte keine Rede davon sein, dass die Burg bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Der Fachausdruck "zerstö-ren, als ob nie ein Stein auf dem anderen gelegen wäre" bedeutet vielmehr, dass in den Bering, die Zwingermauer der Burg, eine breite Bresche geschlagen wurde, so dass sie nicht mehr verteidigt werden konnte. Wie das aussah, kann man bis heute an der nahe gelegenen Ruine Scharfeneck erkennen, wo eine solche Bresche - genau 1 Klafter (= knapp 2 m) breit - bis heute vorhanden ist.

Durch diesen Rechtsakt war die Burg offiziell "gebrochen", und der nächste Schritt lag beim Burgherrn. Dieser machte es sich einfach: Da die Besitzungen der Pillichsdorfer weit verstreut lagen, hatte er eben keinen guten Überblick, und so hatte der Burggraf ohne Wissen seines Arbeitgebers auf eigene Faust gehandelt, so ließ er - wenig loyal - verlauten. Da die Pillichs-dorfer eine wichtige Ministerialenfamilie waren, ließ es der Herzog dabei bewenden und gab die Erlaubnis zum "Wiederaufbau" -, oder auf Deutsch: Die Bresche konnte geflickt werden, die Burg war offiziell wieder wehrfähig. Diese Deutung wird vom bauhistorischen Befund (im Dehio) gedeckt: Die westliche Tormauer des inneren Burghofs (zwischen Nordmauer und Bergfried) wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts aus Altmaterial neu errichtet.

Vielleicht war aber die Entschuldigung des Burgherrn gar keine Ausrede, er war nämlich wirklich erst seit wenigen Jahren Inhaber von Rauhenstein. Bis ca. 1295 war die Burg im Be-sitz des Ministerialengeschlechts der Tursen gewesen. Die Tursen von Rauhenstein hatten aber gemeinsam mit ihren Cousins, den Tursen von Rauheneck, an der Kolonisierung des wilden Waldviertels mitgewirkt und sich dort eine neue Burg Lichtenfels gebaut. Rauhenstein hatten sie ihrer Schwester Elisabeth überlassen, die ca. 1295 den jungen Pillichsdorfer (seinen Vornamen kennen wir nicht) geheiratet hatte. Also - vielleicht tanzte die alte Mannschaft dem neuen Chef wirklich so lange auf der Nase herum, bis es den Nachbarn zu viel wurde!

Aber Ende gut, alles gut: Die Pillichsdorfer blieben Herren von Rauhenstein und brachten es zu hohem Ansehen, wie wir nächstes Mal hören werden.
Dr. Rudolf Maurer

 

 

Frau Diemut von Baden befreit ihren Mann

Im Mittelalter sind Berichte in Ich-Form äußerst selten, aber im Heiligenkreuzer Urkundenbuch hat sich einer erhalten, der noch dazu von einem Badener Rittergeschlecht stammt. Die Vorgeschichte: Herzog Ottokar von Böhmen hatte sich in langen Kämpfen durchgesetzt und konnte die Nachfolge der Babenberger als Herzog von Österreich antreten. Die Steiermark jedoch musste er 1254 den Ungarn überlassen. Nun war (vorläufig) wieder Friede eingekehrt, und der neue Landesfürst musste seine Getreuen entsprechend belohnen. Einem, dessen Namen wir nicht kennen, gab er die Burg Baden (an der Stelle der heutigen Pfarrschule) mit allen Untertanen zu Lehen. Er und seine Familie nannten sich nun "die Herren von Baden". Albero von Baden, wahrscheinlich ein Sohn des Familiengründers, stellte am 22. Juli 1262 folgende Urkunde aus (Übersetzung aus dem Lateinischen R.M.):
Das Gedächtnis der Menschen ist schwankend, jede menschliche Handlung ist unsicher und vergänglich; deshalb ist es passend und nützlich, dass Geschäfte und Stiftungen durch das klare Zeugnis der Urkunden bestätigt werden.
Daher wünsche ich, Albero von Baden, dass alle Leser dieser Urkunde folgendes wissen:
Durch schwere Schicksalsschläge geriet ich in Bedrängnis, denn ich wurde zu meinem Unglück von Herrn Bernhard von Wolkersdorf gefangengenommen und zu meinem noch größeren Unglück von ihm länger gefangen gehalten. Durch diese Katastrophe war ich gezwungen, all meine ererbten Güter in Baden (auch meine Miterben hatten mir ihre Anteile nach dem Verzichtsrecht übertragen) in kürzester Zeit auf einen gewissen Termin an Herrn Perchtold von Enzesfeld zu verpfänden, um mich aus meinem Elend freizukaufen.
Als dies meine geliebte Frau Diemut, die Schwester Herrn Johanns von Merswang, die ich nach meiner Gefangenschaft gerade erst geheiratet hatte, sah, hatte sie aufrichtiges Mitleid mit meinem Unglück, wie es sich für eine treue Gattin gehört. Obwohl sie noch kein Kind mit mir hatte, verkaufte sie mit Einwilligung ihres oben genannten Bruders und all seiner Miterben sogleich ihren ganzen Besitz, der auch ihr durch das Verzichtsrecht von ihren Miterben übertragen worden war. Damit befreite sie mich getreulich aus der Gefangenschaft und meine Güter von der Verpfändung und von meinem Gläubiger, Herrn Perchtold von Enzesfeld.
Die so große Treue meiner guten und treuen Frau und ihre Liebe, die man allen empfehlen könnte, will ich nun, da ich selbst befreit, meine Güter zurückgekauft und sämtliche Schulden durch meine Gattin zur Gänze beglichen sind, vergelten: Meinerseits von brennender Liebe erfüllt, übergebe ich hiemit meiner Frau und Befreierin, die auch meine Güter gerettet hat, jetzt, wo ich frei bin und frei handeln kann, all meine Güter, die ich in Baden behalten konnte, zur freien Verfügung; sie möge mit diesen Gütern, zu Lebzeiten oder nach dem Tod eines von uns beiden, tun, anordnen oder verfügen, was ihr am besten scheint.
Als klaren Beweis und Bestätigung dafür habe ich mein Siegel auf dieser Urkunde angebracht.
Als Zeugen führe ich an:
Herrn Otto v. Perchtoldsdorf, Kämmerer von Österreich;
Herrn Otto von Haslau, Landrichter;
die Herren Brüder Bernhard und Hermann von Wolkersdorf;
Herrn Perchtold von Enzesfeld;
Herrn Otto Turs;
Herrn Wulfing von Tribuswinkel;
Herrn Konrad Matz;
Herrn Ulrich v. Rohr;
Herrn Heinrich v. Baden u.v.a.
Gegeben im Jahr des Herrn 1262 am 11. Tag vor den Kalenden des August.
Die Fehde, die Albero von Baden ins Unglück stürzte, war sichtlich keine Privatfehde zwischen zwei kleinen Rittern, dafür sind die in der Urkunde genannten Zeugen viel zu prominent: Es sind die führenden Politiker des damaligen Österreich! Und das Lösegeld, das man für die Freilassung Alberos verlangte, war kein gewöhnliches Lösegeld, sondern es war so bemessen, dass seine ritterliche Existenz vernichtet war, wenn er wieder freikommen wollte! Nicht einmal bei ausgesprochenen Raubrittern war das üblich, wie wir am Beispiel der Pillichdorfer von Rauhenstein noch sehen werden.
Mit einem Wort: Hinter der rigorosen Vorgangsweise konnte nur der Landesfürst stehen. Was mag ihn dazu veranlasst haben? Wir wissen es nicht, aber es ist auch andernorts zu beobachten, dass sich die österreichische Ritterschaft um 1260 gegen Herzog Ottokar aufzulehnen begann: Er regierte zu autoritär, er führte zu viel Krieg und schonte dabei seine böhmischen Truppen, während er die österreichischen - so sahen es die Österreicher - immer auf die verlustreichsten Posten stellte usw. usw. Entsprechend der vielfach kritisierten Strenge Ottokars sind in diesem Zusammenhang einige exemplarische, überaus grausame Bestrafungen von österreichischen Rittern bekannt. Vielleicht gehörte auch Albero v. Baden dazu. Dafür würde auch sprechen, dass man die großzügige Aktion seiner jungen Frau nicht durchgehen ließ. Als sie das verlorene Vermögen auslöste, wurde ihr Gemahl veranlasst, es ihr zurückzuschenken. Und auch de facto durfte Alber von Baden keine obrigkeitlichen Rechte mehr ausüben, d.h. keine Waffen mehr in die Hand nehmen: In den nächsten 45 Jahren bestimmte ausschließlich seine Frau (nach wenigen Jahren schon Witwe) Diemut von Baden die Geschicke von Burg und Herrschaft Baden.
Wenn Herzog Ottokar geglaubt hatte, durch solche drakonische Maßnahmen den Widerstand der Opposition zu brechen, hatte er sich getäuscht. Im Gegenteil, sie trieben immer mehr führende Persönlichkeiten in den Widerstand, und schließlich war gerade Herr Bernhard v. Wolkersdorf, der 1262 mit der Durchführung der Aktion gegen Albero v. Baden betraut war, einer der ersten, die 1273 mit fliegenden Fahnen zum neuen Herzog Rudolf v. Habsburg übergingen!





Altes aus dem Doblhoffpark
Die Suche nach der barocken Gartenanlage (Teil1+2)
Von Hans Hornyik

Im Zuge der Planungen für die Neugestaltung des Orangerievorplatzes im Doblhoffpark stellte sich die Frage nach dem ursprünglichen Aussehen der barocken Anlage. Ein Gemälde von Friedrich August Brand zeigt den Park im 3. Viertel des 18. Jahrhunderts. Man sieht direkt vor der Orangerie einen kleinräumigen Ziergarten mit zentralem Brunnen und Vasenausstattung, von einer Mauer vom vorgelagerten Obstgarten abgetrennt. Zwei Hauptwege laufen von den Toren durch die Umfassungsmauer des Doblhoffparks senkrecht zu den Gebäudefronten von Schloss Weikersdorf und Orangerie. Die beiden Tore sind heute noch zu finden. Das westliche (links dargestellte) Tor bildet die heutige Durchfahrt der Doblhoffstraße, deren heutiger Verlauf augenscheinlich späteren Datums ist. Das Gemälde zeigt den Weg direkt auf das Schloss zulaufend, heute zielt er links am Schloss vorbei. Auch sonst weicht die Situation in vielen Details vom heutigen Bestand ab. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auf den kreisrunden Teich.
Die Wegachse, die vom zentralen Eingang der Orangerie ausgeht, ist heute noch vorhanden. Sie verläuft auf ein heute zugemauertes Tor zu, vor dem die Neptunstatue von Josef Klieber steht. Das Gemälde von Brand zeigt nur einen Ausschnitt des Parks und hat dabei Schloss und Orangerie im Fokus. Dadurch verschleiert er die barocke Gesamtanlage, der eine komplexe, den Regeln der zeitgenössischen Gartenbaukunst gehorchende Planung zugrunde liegt. Diese Regeln wurden in Frankreich von André le Notre für die berühmten Gartenanlagen in Vaux le Vicomte und Versailles entwickelt. Die Grundprinzipien findet man in allen barocken Parks, gleichzeitig ermöglichen sie die Suche nach ursprünglichen Strukturen; auch für den Doblhoffpark.
Nun, was verschleiert das Bild? Es ist zunächst einmal die Tatsache, dass die Orangerieachse die Hauptachse der Anlage ist. Die Umfassungsmauer hatte ein drittes Tor. Man findet es heute zugemauert am stadtseitigen Ende der Mauer nahe der Helenenschule. Die beiden äußeren Tore sind symmetrisch zur Orangerieachse jeweils im Abstand der doppelten Breite der Orangerie angeordnet. Der Ziergarten war ebenfalls 2 x Orangerie breit, es handelt sich um ein Grundmaß der Konstruktion.
Die Orangerieachse, als Hauptachse der Gesamtanlage bedurfte eines Point de Vue, eines quasi unendlich weit entfernten Endpunktes der Sichtachse. Diesen bildet manchmal meine Statue, oft ein markanter Baum. Versailles und Schloßhof sind dafür Beispiele. Die Orangerieachse zielt auf die einzige Stelle, durch die man vom Haupteingang der Orangerie direkt zum Halsriegel sehen konnte. Zwischen der Ortschaft Thurngasse und dem Anstieg der Weilburgstraße zum Sandwirt kamen die "Langenfelder" an einer Stelle an das breite, Straßengesäumte Flußbett der Schwechat und erlaubten den Durchblick zum Halsriegel, auf die Anhöhe, wo sich heute Südbahn und Umfahrungsstraße kreuzen. Das Geländeprofil zeigt, dass vor Verbauung des Areals und Abtrag des westlichen Endes des Halsriegels beim Bau der Südbahn die Sichtverbindung gegeben war. Wie der Point de Vue ausgeführt war, darüber gibt es keine Nachricht. Letzter Rest dürfte ein Graben sein, der der Heimatforschung viel Kopfzerbrechen bereitet hat, und lange Zeit als Rest der Veste Rohr gedeutet wurde. Die absolute Fundleere der Stelle erschien rätselhaft. In Zusammenhang mit einem Point de Vue gäbe er Sinn: Er dürfte der Rest eines Aha genannten Hindernisses zur Abwehr des Viehs von der nahe gelegenen Hutweide sein.

Im letzten Urania-Nachrichtenblatt haben wir mit der Erforschung des Barocken Strukturen des Doblhoffparks begonnen und die ursprüngliche Hauptachse und deren Endpunkt am Halsriegel, wo heute Südbahn und Umfahrungsstraße kreuzen gefunden. Wie angesprochen, gehorchten Barockparks strengen Regeln, die auch im Doblhoffpark zu finden sein müssten. Grundlage unserer Untersuchung ist das Gemälde von Friedrich August Brand.
Wir sehen ein rechtwinkelig angelegtes Wegenetz. Vor dem Orangerie-Ziergarten erstreckt sich ein Obstgarten, wobei das Wegenetz, je näher man zur Einfriedungsmauer kommt, desto dünner wird. Eine der senkrecht auf die Orangerieachse angelegten Querachse zielt auf den Mittelpunkt des kreisrunden Teichs. Es ist sehr gut die Vervielfachung der Flächen von Parkett zu Parkett zu erkennen. Die Fläche des Ziergartens wird entlang der Hauptachse zunächst wiederholt, diese Fläche bis zur existierenden Umfassungsmauer vervierfacht. Die Mauer wird durch die Hauptachse und zwei symmetrisch angeordnete Nebenachsen mit Toren durchbrochen. Die Nebenachsen haben als Ausgangspunkte das Schloss und den Mittelpunkt des Kreisrunden Teiches. Je weiter man sich von der Orangerie entfernt, desto stärker verliert sich der Ziercharakter des Gartens. Dieses Prinzip kann man besonders gut in Schloßhof beobachten, wo vor dem Schloß die prächtig angelegten Broderieparkette beeindrucken, die Quartiere im östlichen Teil Waldcharakter haben. Dazwischen bilden Zierholz- und Obstgärten die Übergänge. Den strengen Ziergarten und die Baumgärten sehen wir auch im Doblhoffpark auf dem Gemälde von Brand um 1760.
Der Versuch, die Multiplikation der Flächen beim Doblhoffpark fortzusetzen, brachte eine große Überraschung. Die Ausdehnung folgt der Quadratur 12, 2² und 3². Dem verdoppelten Ziergarten (12) folgt der vierfach (2²) so große Obstgarten. Wenn man entlang der Hauptachse den Park um das Neunfache (3²) von Zier- und Vorziergarten erweitert, erhält man ein Rechteck, das von der südlichen Straßenflucht der Weilburgstraße begrenzt ist. Diese Linie wurde erst im 18. Jahrhundert geschaffen. Davor verliefen die straßenseitigen Grundstücksgrenzen der hier gelegenen Bauernhöfe einige Meter südlicher. Im heutigen Verlauf der Weilburgstraße kann man das noch erkennen. Die Weilburgallee ist im Kataster 1819 bereits eingezeichnet und existierte damit schon vor der Errichtung der Weilburg und ist Teil des Barocken Doblhoffparks. Auch an der Nordseite des großen Rechtecks bricht der Verlauf der damals noch unmittelbar entlang der Schloßmauer verlaufenden Helenenstraße an den beiden nördlichen Außenecken und bildet somit die Grenze der Fläche, die analog zu ähnlichen Beispielen als "Tierpark" zu interpretieren ist. Die Schwechat durchfließt diesen Teil annähernd Axial. Ob dieser Parkteil jemals voll ausgeführt wurde, bzw. warum er bereits 1819 nicht mehr erhalten war, ist unklar. Wahrscheinlich ist die Ursache dafür in den regelmäßigen Schwechathochwässern zu suchen.
Salomon, Edler von Piazzoni war Bauherr dieses ambitionierten Gartenprojekts. Er ließ den Park ab 1724 anlegen. Die Orangerie wurde 1728 errichtet. Piazzoni heiratete 1718 die Erbin der Herrschaft Weikersdorf, Anna Maria Magdalena von Quarient und Raal. Er war Mitglied des Hofkammerrates unter Karl VI. und hatte sich Verdienste um die Finanzierung des Spanischen Erbfolgekrieges erworben. Seinem Repräsentationsbedürfnis haben wir den barocken Ausbau der Gartenanlage in Baden zu verdanken. Dieses Gartenbauprojekt reiht sich in zahlreiche andere, zeitgleich entstandene ein: Z.B.: Wien, Belvedere bis 1723, Halbthurn 1727, Schloßhof 1729-1732,
Salomon von Piazzoni starb 1741. Seine Witwe heiratete in zweiter Ehe Carl Hieronimus von Doblhoff.

 

 

Dürnstein und Mautern


Das Städtchen Dürnstein ist ein lieblicher Platz in der Wachau - von der Donau her weithin markiert durch den blauen Kirchturm, der lange Zeit gelb war wie alle anderen auch und nun wieder im Originalzustand ist. Auf der Straße - von Westen kommend - stehen die riesigen Statuen von Richard Löwenherz und Blondel.
Autos dürfen nur begrenzt hinein, was den vielen Touristen ermöglicht, durch die Gässchen zu schlendern und zu schauen oder im "Sänger Blondel" zu speisen.
Bis nach England ist der Ort bekannt, denn hier hielt sich König Richard nicht freiwillig auf: König ­Ri­chard I erlitt 1192 auf der Heimreise vom Kreuzzug in Istrien Schiffbruch und musste auf dem Landweg weiterziehen. Er lag mit dem österreichischen Herzog im Streit. Er hatte die Fahne der Babenberger in Akkon in den Burggraben geworfen und seine eigene auf die Burg setzen lassen. Deshalb versuchte er nun verkleidet durch Ostarrichi zu ziehen. In Erdberg wurde er an seinem Ring erkannt und schließlich in Dürnstein gefangen gehalten. Sein treuer Troubadour Blondel ritt von Burg zu Burg und sang ein dem König bekanntes Lied, das hier erwidert wurde.
So weit die Legende. Und wie war es wirklich?
Richard Löwenherz hatte nach der Eroberung von Akkon (heute Haifa) die Österreicher, Deutschen und Franzosen von der Beute ausgeschlossen. Es ging also nur ums Geld. Gemeinsam mit dem Hohenstauferkaiser Heinrich V. beschloss Herzog Leopold V. Richard an einem geheimen Ort gefangen zu halten. Das war die Burg Dürnstein. Nun trat auch der Papst auf den Plan. Er belegte Leopold mit dem Kirchenbann, weil er einem Kreuzfahrer die Freiheit genommen habe. (Aufgehoben erst auf des Herzogs Totenbett).
Nun ging es um das Lösegeld: 23.000 Kilo Silber wollten sich Kaiser und Herzog teilen. In England wurde eine 25% Steuer festgesetzt, Kirchen und Klöster mussten Gold und Silber abliefern. Da Richard Löwenherz bei den Engländern sehr beliebt war, sein zur Zeit regierender Bruder, der "böse John Ohneland" aber nicht (wir kennen ihn als Gegenspieler von Robin Hood) hat man das Geld tatsächlich zusammengebracht.
Der englische König wurde nach Deutschland gebracht. Zuerst nach Regensburg, wo ihm der Prozess gemacht wurde wegen "Verrates des Heiligen Landes" und dann auf die Burg Trifels in der Pfalz. Dort wurde er wegen Mordkomplotts gegen den König von Jerusalem angeklagt. Die Ermordung von 2.500 muslimischen Geiseln, die er befohlen hatte, wurde nicht einmal erwähnt. Die Lösegeldsumme wurde erhöht und Leopold handelte sogar 75% heraus. Richard kam am 3. Februar 1194 frei und wurde Englands großer Held. Er zog bald wieder in den Krieg. Diesmal gegen Frankreich wo er 1199 starb.
Mit dem Lösegeld wurde Wr. Neustadt zum Großteil befestigt, ebenso in Hainburg, Laa/Thaya und Enns die Stadtmauern mitfinanziert. Mit dem Rest des Silbers wurde der "Wiener Pfennig" geprägt.
Der Sänger Blondel jedoch scheint in keinem historischen Bericht auf!
Heute ist Dürnstein ein vielbesungenes Juwel der Wachau, Kulisse für etliche Filme und beliebt bei vielen Brautpaaren, die in der schönen Prandtauer-Kirche heiraten und im ehemaligen Klarissinnen-Kloster feiern. Natürlich mit gutem Wachauer Wein.
Die Stadt strahlt Zuverlässigkeit aus, hat sie sich doch seit dem Jahr 1476 kaum verändert, als Kaiser Friedrich dem Rittersitz am "dürren Stein" das Stadtrecht bestätigte. An Sonn- und Feiertagen kann man noch Frauen mit ihren schönen Goldhauben sehen.
Natürlich zog dieser Ort verschiedene Künstler an: Maler, Dichter, Schauspieler. Peter Weck und Walther Reyer heirateten hier. Hugo von Hofmannsthal plante anfangs seinen "Jedermann" im Stiftshof aufzuführen.

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
Die Römer an der Donau waren in vielen Kastellen stationiert. Neben Carnuntum war bei uns auch MAUTERN von großer Bedeutung. Mautern hieß in der Antike FAVIANIS. Wiener Lokalhistoriker glauben, diesen Ort in Wien-Heiligenstadt zu orten und bieten für Mautern den Namen AELIUM CECIUM als Ersatz an.
Die Befestigte Donaulinie, der LIMES, unter Trajan ausgebaut, diente ebenso zum Schutz gegen die Germanen als auch als Ausgangspunkt für die Eroberung neuer Gebiete in Germanien.
Zwischen den großen Legionslagern (6.000 Mann) wie Carnuntum gab es noch viele Auxiliarkastelle (500-1.000 Mann). Dazu gehörte auch Mautern. Die Entfernung zwischen den Kastellen betrug zirka 14 km. Im 4. Jh. wurden Mauern verstärkt, im 5. Jh. wurden die österreichischen Gebiete geräumt. Der Donaulimes war nur mehr theoretische Grenze.
Das war die Zeit als der Hl. Severin ( ca 410) geboren wurde. Während die Hunnen Pannonien erschütterten, tauchte Severin in Asturia (Klosterneuburg?) auf, zog weiter nach Tulln und ließ sich in Mautern nieder. Er kam wahrscheinlich aus dem Osten, aus einer christlichen Familie.
Die Bevölkerung litt unter Nahrungsmangel und feindlichen Überfällen. Severin organisierte Kleidungs- und Nahrungsspenden, er löste Gefangene bei den Feinden aus. Viele suchten Rat und Hilfe - sogar der König der Westgoten Odoaker. Er soll auch in der Lage gewesen sein, in die Zukunft zu sehen und dadurch für seine Christengemeinde Unheil abgewendet haben. Er starb am 8. Jänner 462.
Patron der Weinhauer in Wien-Sievering (19. Bezirk). Irmgard Hallama



 

 

 

..............


.Herzlich Willkommen bei der
.VHS Badener Urania!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 

..............................................................................................